Bestellungen Herben in allen Buch- und Kunst- Preis des Bandes (28 Nummern) Jt O.JO. Bei direktem
Handlungen, sowie von allen Postämtern und T^ro. Bezüge xer Kr e nzband - für Deutschland und Oesterreich
ZeitungS-Erpeditionen angenommen. ^ m ■ ™"1« ^L7.L0, jür die anderen Länder deö Weltpostvereins .
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer SV -$■
Das Gasthaus zur Eisnase.
(Aus dem Leben unserer Freunde.)
Vor der Thüre saß Sultan, der Hausknecht; seine halb
geschlossenen Augen waren ivohl etivas rmnäugig und hie und
da stahl sich aus denselben eine Thräne, die nicht gerade Aus-
druck einer Gemüthsbewegung war;, aber sie hatten einen ehr-
lichen Ausdruck, und selbst die ernst herabhängenden, faltigen
Lefzen — die Spuren vergangener Tage — konnten seinem
Gesichte den leutseligen Charakter, den es hatte, nicht nehmen.
Da saß er also, ein Thermometer in der rechten Pfote,
und waltete seines Amtes mit Würde. Die vornehme Welt von
Mopsheim gab nämlich heute einen Ball und hatte dazu als Lokal
das altrenommirte Gasthaus zur Eisnase nuscrwählt. Zwar
war dasselbe sonst nur der besten Gesellschaft geöffnet; wollte
je ein Kerl von der Landstraße sich einschleichen, flugs war
Sultan mit dem Thermometer da und wehe ihm, wenn das
Quecksilber auf mehr als fünf Grad Reaumur stieg; der Land-
streicher konnte froh sein, lvcnn ihm Sultan blos knurrend die
Zähne wies und dieselben nicht in sein Fell grub; denn ein
anständiger Hund hat stets eine kalte Nase, und nur die schlechten
Leute, die Schnapsbrüder und Vagabunden, verlieren dieses kost-
bare Geschenk der Natur.
Aber heute handelte es sich um einen wohlthätigcn Zweck,
um die Gründung eines Asyls für verwahrloste Hunde, und
da hatte man den Eintritt bis sieben Grad gestattet.
Der Ballsaal war schon halb gefüllt. Vor Allem hatten
sich die Philister breit gemacht: da gab es eine Menge Gevatter
Pintsch und Pudel, eitle Gecken, die sich stellenweise ihren Haar-
schmuck glatt abrasirt hatten, ein paar Wäscherhunde von un-
gehobelten Manieren, zerstreut blickende Windhunde, ein ernster
Dachsel, der sich mit der Zeit die Beine abgelaufen hatte und
nur mühsam schwenken konnte. Auch ein paar junge Herren
vom Lande waren da, natürlich aber ungebildet; einer von ihnen
hatte kaum, daß er an Sultan passirt war, an der Sticgcnecke
Halt machen wollen, wurde aber noch rechtzeitig von seinem
dreibeinigen Vorhaben abgchalten. Eine alte Mvpsin mit drei
Töchtern wäre darob fast in Ohnmacht gefallen. Die jungen
Damen gingen heute zum ersten Male in die Welt und hatten
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und T^ro. Bezüge xer Kr e nzband - für Deutschland und Oesterreich
ZeitungS-Erpeditionen angenommen. ^ m ■ ™"1« ^L7.L0, jür die anderen Länder deö Weltpostvereins .
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer SV -$■
Das Gasthaus zur Eisnase.
(Aus dem Leben unserer Freunde.)
Vor der Thüre saß Sultan, der Hausknecht; seine halb
geschlossenen Augen waren ivohl etivas rmnäugig und hie und
da stahl sich aus denselben eine Thräne, die nicht gerade Aus-
druck einer Gemüthsbewegung war;, aber sie hatten einen ehr-
lichen Ausdruck, und selbst die ernst herabhängenden, faltigen
Lefzen — die Spuren vergangener Tage — konnten seinem
Gesichte den leutseligen Charakter, den es hatte, nicht nehmen.
Da saß er also, ein Thermometer in der rechten Pfote,
und waltete seines Amtes mit Würde. Die vornehme Welt von
Mopsheim gab nämlich heute einen Ball und hatte dazu als Lokal
das altrenommirte Gasthaus zur Eisnase nuscrwählt. Zwar
war dasselbe sonst nur der besten Gesellschaft geöffnet; wollte
je ein Kerl von der Landstraße sich einschleichen, flugs war
Sultan mit dem Thermometer da und wehe ihm, wenn das
Quecksilber auf mehr als fünf Grad Reaumur stieg; der Land-
streicher konnte froh sein, lvcnn ihm Sultan blos knurrend die
Zähne wies und dieselben nicht in sein Fell grub; denn ein
anständiger Hund hat stets eine kalte Nase, und nur die schlechten
Leute, die Schnapsbrüder und Vagabunden, verlieren dieses kost-
bare Geschenk der Natur.
Aber heute handelte es sich um einen wohlthätigcn Zweck,
um die Gründung eines Asyls für verwahrloste Hunde, und
da hatte man den Eintritt bis sieben Grad gestattet.
Der Ballsaal war schon halb gefüllt. Vor Allem hatten
sich die Philister breit gemacht: da gab es eine Menge Gevatter
Pintsch und Pudel, eitle Gecken, die sich stellenweise ihren Haar-
schmuck glatt abrasirt hatten, ein paar Wäscherhunde von un-
gehobelten Manieren, zerstreut blickende Windhunde, ein ernster
Dachsel, der sich mit der Zeit die Beine abgelaufen hatte und
nur mühsam schwenken konnte. Auch ein paar junge Herren
vom Lande waren da, natürlich aber ungebildet; einer von ihnen
hatte kaum, daß er an Sultan passirt war, an der Sticgcnecke
Halt machen wollen, wurde aber noch rechtzeitig von seinem
dreibeinigen Vorhaben abgchalten. Eine alte Mvpsin mit drei
Töchtern wäre darob fast in Ohnmacht gefallen. Die jungen
Damen gingen heute zum ersten Male in die Welt und hatten
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Gasthaus zur Eisnase (Aus dem Leben unserer Freunde)"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 71.1879, Nr. 1789, S. 145
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg