Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
184 Ganz richtig.

Fremder: „Sic, Landsmann, wie kommt es, daß das
große Dorf hier eine so kleine Kirche hat? Da können die
Leute doch unmöglich alle hineingehen!" — Bauer: „Ja
freilich. Hochwürden, wenn die Leute alle hineingingen, da gingen
sic nicht alle hinein, weil sie aber nicht alle hineingehen, gehen
sie alle hinein!"

Die Göttin.

„Du hohe Göttin dieser Tage,

Reclame, schöne Zauberin!

Mit leiser Bitte, banger Frage
Trct' ich in Demnth vor dich hin. .

O stelle deine Lärmposanne
Auf zwei Minuten nur beiseit.

Daß ich dir in die Ohren raune
Vertrauensvoll mein Herzeleid.

Vielleicht ist dir bekannt: ich dichte. ^

Neu dürfte dir cs sein indeß.

Daß ich die schönsten Verse richte
An Sic (Sic mit dem großen S!)

— Dies Büchlein hier mit gold'nem Schnitte,

Mein bestes Können schließt es ein.

Erhör', erhöre meine Bitte,

Lass' deinen Schuß ihm angedeih'n!

Ein Hauch von deinen Rosenlippen
Bewahrt vor jedem Mißgeschick;

Nicht scheut dein Günstling Fels und Klippen
Im wilden Meere der Kritik.

Bald weckt sein stolzer Dichternamc
Entzücken in des Hörers Ohr
Und schwebt auf Flügeln der Reclame
Zum Gipfel des Parnaß empor!"

Die Göttin lächelt: „Guter Junge,

Welch' süße Offenherzigkeit!

Mit allem Odem dieser Lunge
War' ich zu helfen dir bereit —

Doch ist im Beichten jetzt die Reihe
An mir. Vertrauen weckt dein Sinn;

Eh' ich dir meine Dienste weihe,

Vernimm, was für ein Weib ich bin.

Du nennst mich schön. Trägst du Verlangen,

Die Reize näher zu bcschau'n?

Sieh' her, wie dick geschminkt die Wangen,

Wie tief gefärbt die schwachen Bran'n! .

Die Zähne zeigen keine Lücke,

Denn Kunst ersetzt hier die Natur;

Die blonden Locken — blos Pcrrückc!

Dich schaudert? Höre weiter nur.

Der runden Glieder üpp'ge Fülle,

Ich sah cs, sic entzückte dich —

Ja, unter dieser bunten Hülle
Birgt mancher Streifen Watte sich.

Die Göttin.

Das ist die Göttin dieser Tage!

Vom ganzen menschlichen Geschlecht
Bist du der erste, dem ich's sage:

Kein Zoll an diesem Leib ist echt!

Und, lieber Freund, ist's nicht fast schlimmer.

Auch von Charakter falsch zu sein.

Ein zweifelhaftes Frauenzimmer,

Dem keine Lüge zu gemein?

Zwar Hab' ich Freunde viel gewonnen;

Ich schuf sie groß — sie mcrkten's kaum —

Doch eh' ein Lustrum noch verronnen,

Zergeht ihr Ruhm wie eitel Schaum.

Ich bin ein Weib mit tausend Launen,

Schon manchen Hohlkopf macht' ich groß —

Sag', soll ich jetzt für dich posaunen?

So bald du willst, ich blase los!" —

Der Jüngling schlägt die Augen nieder.

Und seine bleiche Lippe spricht:

„Erbarm' dich mein und meiner Lieder,

Thu' mir die Liebe: blase nicht!"

Edwin Norman».

Die kurzen Tage.

„Warum arbeitest Du denn nichts?" — „Ja, weißt
Du, die Tage sind jetzt im Winter so kurz, und da lohnt
sich's gar nicht, daß man ansangt!"

yicöactimt: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthalcr in München.

Hiezu eine Beilage.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die kurzen Tage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Spitzer, Emanuel
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 71.1879, Nr. 1793, S. 184
 
Annotationen