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war viel zu groß für irgend ein Geschoß von Menschen-
hand ; aber was diesen Pfeil befliiflclle, das waren andere
Gewalten. Er lras den Großlha», aber nicht durchs Herz,
sondern an die Schläse. So war er nicht tobt, was sein Volk
zu blinder Wnth gereizt hätte, aber zmn Tode erschrocken. Und
so sprach er denn: es lohne nicht, da« letzte SIreischen Erde
zu durchziehen, wo nur noch hungernde Jäger im rauhen Ge-
birge und hungernde Fischer an öder Küste ivohnlen. Und
damit gab er Beseht zum Rückzug nach Osten.

So wirkte der erste Pseil.

Aber dem Reiche drohte noch andere Gefahr. Des Königs
ältester Sohn war ein wilder Jüngling, der die Männer als
seine Knechte, und die Weiber, jo Frauen wie Jungstauen, als
seine Bnhlerinne» betrachtete. Er war schön, wie ein gefallener
Engel, und verwegen, wie ein Dämon. Eines Morgens brachte
eine Dienerin dem Starosten die Kunde, seine Tochter sei
nirgends zu sehen. Da klirrte der Köcher in seiner Halle.

Er hieß Alle geh'n und nahm Bogen und Pseil zur Hand,

und ein Fenster öffnete sich geheiiiinißvoll. Vor dem sah er,
deutlich, wie sonst kein menschliches Auge konnte, eine kleine
Waldblöße, und ans ihr zu Roß sein Kind und den Künigs-
sohn. Der wies lächeliid iiach dem Schlöffe des Starosten
zurück und dann zu einem reizenden Schlößchen hinaus, und
dem Starosten ivar, als könnte er von seinen höhnischen Lippei,
die Worte lesen: „Dort die Hölle, hier das Paradies!" Da
ließ er bei« Pseil fliegen, und er sah ben Königssohn mit

durchbohrtem Herzen vom Rosse sinken. Am Abend kam sein

Kind aus einer Einsiedelei des WaldeS; der Vater fragte nicht,
und die Tochter sprach nicht; aber bald daraus ging sie in'S
Kloster. Aus dem Pjeile im Herzen des Königssohnes s»»d
man die Worte geschrieben: „Ein Vater für sein Kind!"

18 Slawisches Märchen,

ihm gegenüber, wandte sein Haupt dem Fürstenzelte zu und
stand still. Der Starost setzte die Trompete ab, nahm
Bogen und Köcher und entsandte einen Pseil. Die Weile

Man forschte nicht, ivie ec gestorben sei; joiidern sein Vater
ahiite das Wallen de« Himmels, und das Volk sprach Dank-
gebete. Dem Starosten iliaß Niemand mit einem Hauche eine
Schuld bei; denn man halte ihn ja in seine,» Schlöffe gesehen,
zur Zeit der Thal, weil weg von der Stelle beS Unheils.

Das that der zweile Pseil.

Jndeß Halle der König sein Weib verloren und ein zweites,
junges, üppig schönes genoinnien. Der war aber ihr Gemahl
bald nicht jung und nicht schön und nicht feurig genug, und
sie ließ ihre Augen tvnndern über die jungen Edle», und sie
erivählte des Starosten Sohn, der schön war, wie kein Zweiter.

Er war jung, und das Weib war bezaubernd; . aber er
ividerstand ihr lange. Da ward der König einst von mehr-
tägiger Jagd zurückerwartet; es war ein wetterdrohender Tag;
die Königin aber sprach, sie wolle ihm entgegen reiten mit
dem Sohne des Staroslen und Gesolge. Ein alter Seneschall
warnte: „Es wird donner» und blitzen vor Nacht, und Euer
Gefolge wird wenig Helsen gegen die Wnth der Elemente."
Da warf die Königin dem Sohne des Staroslen eineil flammen-
den Blick zu und sagte: „Du wirst mich schützen!" Und dem
Jüngling ward. >me ihm me geraden.

In der Halle deS Starosten aber klirrte an jenem Tage-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Slawisches Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Simm, Franz Xaver
Entstehungsdatum
um 1884
Entstehungsdatum (normiert)
1879 - 1889
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 81.1884, Nr. 2034, S. 18
 
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