nicht geringen Enttäuschung fand ich nichts ! schaute, daß ich' einen Moment ganz verlegen wurde. Aber ich
hatte mir zu fest vorgeuouunen, gegen alle Weiberkünste der
Täuschung gewappnet zu bleiben.
„Walter'', ries meine zornige Gattin, „Du hast eine I
Würdigkeit begangen. Du hast - „Mäßige Dich", fiel
ich ihr iu'S Wort, „ich habe nur meine Rechte gewahrt. Wenn
ich wollte, könnte ich viel leichter eine Unwürdigkeit darin er-
blicken. daß Du mir vor einer Woche noch feierlich verfichertest.
anderes, als nenn leere Bogen Briespapier große» Formates.
Drei Bogen waren also nur benutzt. Aber wozu? Ha, was
ist das?! Ich bemerkte in dem ziemlich stark benutzten Fließ-
papier der Mappe eine Reihe deutlicher, hervorspringender
Schristzeichen. Ohne Anstrengung las ich einen Namen:
Heribert von Reichenthal. Der Name war mir gänzlich fremd.
Heribert von Reicheuthal! ein richtiger Blaustrumpf - Helden-
. Kein Zweifel, Minna's Dichterphantasie hatte ihn sür ! nicht unter die Dichterinnen gegangen zu sein und es jetzt über-
irgend ein schriftstellerisches Machwerk erfunden. — Ich legte
die Mappe wieder a» ihren Ort und ging in's Bureau.
Jeder Zweifel an der Richtigkeit meiner Voraussetzungen war
mir genommen.
Mittags kam ich wie gewöhnlich nach Hause. Sofort nach
dem Essen erhob ich mich und richtete ohne Weiteres, meine
Frau scharf -»sehend, die Frage an sie: „Kennst Du einen
Herrn Heribert von Reichenthal?" — Ich selbst erschrak über
die Blässe, die bZ diesen Worten das Antlitz meiner Frau
überzog. Sie war ausgesprungen und stand wie ralhlos da.
„Nach dem Namen Deines Helden zu urihecken . fuhr ich
fort, „sind die Produkte Deines Genies etwas altmodischer
Ich will nur hoffen, daß Dein Werk ein befriedigendes
>e nimmt." — „Ich verstehe nicht —" murmelte die noch
ter niedergeschmelterte Minna. — „Ist Heribert von Reichen-
Ihal nicht ein Geschöpf Deiner dichterischen Phantasie?" —
Jetzt erst schien meine Frau wieder zu sich zu kommen. Sie
athmete lies auf, sah mich ganz eigenthümlich- an und sagte:
„Ja, ja. gewiß, ich kann nicht leugnen, — aber, woher weißt
Du den Namen?" — „Ans dem Löschblatte Deiner Schreib-
„Meine Mappe ist verschlosien!" — „Ich habe
sie erbrochen!" Kaum hatte ich das gesagt, als meine Frau
o zornig in die Höhe fuhr und mich so empörten Blickes an-
sührt zugesteheu mußt." Minna wand sich wie unter hestigen
Schmerzen. „Oh, welchen Kummer, welche Noth machst Du
! mir, Waller!" rief sie und lies händeringend im Zimmer um
| her. Diese theatralische Aussaffung brachte mich erst recht ii
Harnisch. „Ich will weder Komödien geschrieben noch gespielt
haben in meinem Hause", sagte ich mit gehobener Stimme,
„ich will Dir jetzt ein fiir alle Mal erklären -
In diesem Augenblicke läutete die Hausthürglocke. Minna
eilte hinaus, augenscheinlich froh, die unangenehme Seene unter-
brochen zu sehen. Durch die geöffnete Stubenthüre sah ich
_ den Briefträger ans dem Kor-
ridore stehen. Ich trat näher
und bemerkte noch eben den
sich entfernenden Briefträger
und einen Brief, den r
schnell in ihre Tasche zu
versuchte. Minna hatte
nicht gesehen, daß ich Alles
beobachtet, denn, als ich jetzt
die Thüre ganz öffnete und
er da gewesen sei,
sie mir, allerdings
mit sehr unsicherer Stimme:
hatte mir zu fest vorgeuouunen, gegen alle Weiberkünste der
Täuschung gewappnet zu bleiben.
„Walter'', ries meine zornige Gattin, „Du hast eine I
Würdigkeit begangen. Du hast - „Mäßige Dich", fiel
ich ihr iu'S Wort, „ich habe nur meine Rechte gewahrt. Wenn
ich wollte, könnte ich viel leichter eine Unwürdigkeit darin er-
blicken. daß Du mir vor einer Woche noch feierlich verfichertest.
anderes, als nenn leere Bogen Briespapier große» Formates.
Drei Bogen waren also nur benutzt. Aber wozu? Ha, was
ist das?! Ich bemerkte in dem ziemlich stark benutzten Fließ-
papier der Mappe eine Reihe deutlicher, hervorspringender
Schristzeichen. Ohne Anstrengung las ich einen Namen:
Heribert von Reichenthal. Der Name war mir gänzlich fremd.
Heribert von Reicheuthal! ein richtiger Blaustrumpf - Helden-
. Kein Zweifel, Minna's Dichterphantasie hatte ihn sür ! nicht unter die Dichterinnen gegangen zu sein und es jetzt über-
irgend ein schriftstellerisches Machwerk erfunden. — Ich legte
die Mappe wieder a» ihren Ort und ging in's Bureau.
Jeder Zweifel an der Richtigkeit meiner Voraussetzungen war
mir genommen.
Mittags kam ich wie gewöhnlich nach Hause. Sofort nach
dem Essen erhob ich mich und richtete ohne Weiteres, meine
Frau scharf -»sehend, die Frage an sie: „Kennst Du einen
Herrn Heribert von Reichenthal?" — Ich selbst erschrak über
die Blässe, die bZ diesen Worten das Antlitz meiner Frau
überzog. Sie war ausgesprungen und stand wie ralhlos da.
„Nach dem Namen Deines Helden zu urihecken . fuhr ich
fort, „sind die Produkte Deines Genies etwas altmodischer
Ich will nur hoffen, daß Dein Werk ein befriedigendes
>e nimmt." — „Ich verstehe nicht —" murmelte die noch
ter niedergeschmelterte Minna. — „Ist Heribert von Reichen-
Ihal nicht ein Geschöpf Deiner dichterischen Phantasie?" —
Jetzt erst schien meine Frau wieder zu sich zu kommen. Sie
athmete lies auf, sah mich ganz eigenthümlich- an und sagte:
„Ja, ja. gewiß, ich kann nicht leugnen, — aber, woher weißt
Du den Namen?" — „Ans dem Löschblatte Deiner Schreib-
„Meine Mappe ist verschlosien!" — „Ich habe
sie erbrochen!" Kaum hatte ich das gesagt, als meine Frau
o zornig in die Höhe fuhr und mich so empörten Blickes an-
sührt zugesteheu mußt." Minna wand sich wie unter hestigen
Schmerzen. „Oh, welchen Kummer, welche Noth machst Du
! mir, Waller!" rief sie und lies händeringend im Zimmer um
| her. Diese theatralische Aussaffung brachte mich erst recht ii
Harnisch. „Ich will weder Komödien geschrieben noch gespielt
haben in meinem Hause", sagte ich mit gehobener Stimme,
„ich will Dir jetzt ein fiir alle Mal erklären -
In diesem Augenblicke läutete die Hausthürglocke. Minna
eilte hinaus, augenscheinlich froh, die unangenehme Seene unter-
brochen zu sehen. Durch die geöffnete Stubenthüre sah ich
_ den Briefträger ans dem Kor-
ridore stehen. Ich trat näher
und bemerkte noch eben den
sich entfernenden Briefträger
und einen Brief, den r
schnell in ihre Tasche zu
versuchte. Minna hatte
nicht gesehen, daß ich Alles
beobachtet, denn, als ich jetzt
die Thüre ganz öffnete und
er da gewesen sei,
sie mir, allerdings
mit sehr unsicherer Stimme:
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sie schreibt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1884
Entstehungsdatum (normiert)
1879 - 1889
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)