Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Barak Hagrb und feine Weiber.

Barak schaltete nach seinem Gutdünken. Es war eine
saubere Wirthschaft. Ihm verdankte die Armee jene herrliche
Rcsorm, welcher zusolgc der Sold der Soldaten von vier Aspcr
aus drei herabgesetzt wurde. Er behauptete nämlich, daß die
Dreizahl heilig sei, schon deßhalb. weil eg drei Propheten gebe.

.... Eines Tages besuchte der Großvezier Dacfur Ali
den biederen Barak Hageb, und «ährend Beide ihren Kaffee
tranken, begann der Gast: „Wahrlich, es ist eine Deiner keincs-
ivcgs würdige Dummheit, so viele Frauen zu halten. Ja,
wenn cs bei uns, wie bei den Franken, Sitte wäre, die Frauen
umsonst hinzugcben und, wen» es sein muß, sogar noch d'räuf.
zu zahlen, so ließe ich mir'» gcsallcn, denn Du wärest dann
reicher als König Sapor. Aber bei uns ist die Weltordnung
aus den Kops gestellt, bei uus kaust man sein Weib und zahlt
cs in den meisten Fällen baar. Du hast viel Geld zu diesem
! .Zwecke vergeudet! Wenn Du Dein Geld vergeudet hättest,
was läge am Ende daran? Aber Du verpraßtest das Geld
des Landes — um Dir neue Frauen anzuschaffen, und das ist
das Ucbel. WaS Dich eine Frau lostet, dafür könnte man
hundert Soldaten ausstattcn."

„Gewiß; aber würden mir hundert Soldaten mehr Ver-
gnügen bereiten, als eine schöne Frau?" gab Barak Hageb
mit tieser Weisheit zurück.

Darsur Ali mußte ihm innerlich Recht geben. Gegen die
große Anzahl der Weiber machte er trotzdem Einwendungen:
„Wer'S thu» kann, soll aus dem großen Garten der Well jo
viele Blumen pflücken, als nur möglich. Diesen Grundsatz
billigt selbst der Prophet und sürivahr. Du hättest Dir an'-
schaffen dürsen: blonde und braune, weiße und schwarze, blau-
und grauäugige Frauen, gelbe Chinesinnen und braune Malajinnen
und meinetwegen auch solche Weiber, welche ihre Haare roth
und ihre Zähne schwarz färben, - aber ich glaube, von jeder
Sorte eine, das wäre gerade genug gewesen. Bei Allah, Du
bist nicht einmal im Stande, die Namen Deiner Frauen aus-
zuzählen, geschweige denn anzugebe», welchen Nutzen Du von
jeder hast."

„Warum nicht gar", entgcgnete Barak Hageb, „ich ivill
Dir meine Gattinnen der Reihe nach vorsührcn. Da wäre
vorerst JIdibah, die prophezeihen kann und schon wegen des
Schicksals unseres Vaterlandes nothwendig ist, weiters Hasitem,
eine Spiritistin, welche die Geister der Verstorbenen citirt, dann
Nurmahal, welche die Sprache der Vögel bester versteht, als
ich die Deine. . . Alpaide erzählt Märchen, daß selbst ein
Sultan beim Anhörcn derselben in Schlas versinkt, und Mahadevi
und Affainte sind im pas de deux sehr bedeutend. Was
Mangora betrifft, so bereitet sie vorzügliches Sulianbrod, und
Sandabad verfertigt ein Wundersorbet, nach besten Genuß Du
nur mit Wehmuth Deinen Schnurrbart reinigst. Von Via-Hia,
meinem chinesischen Ehetheil. erzähle ich nur. daß sie sich aus
die Jnsccnirung von Hahncnkämpsen versteht, die amüsanter
sind, denn jeder Krieg, und die Indianerin Kacka ist im Stande,
wilde Thiere zu bändigen und selbst Löwen vor ihren Wagen
zu spannen. Roxane ist Sterndeuterin und kann Dir Deinen
Todestag angeben, Aysha versteht die Blumenzucht, Kaika ist

sehr häßlich, aber nebst dieser Eigenschaft besitzt sie auch die
Kraft, mir die. Gicht aus den Gliedeni zu reiben. Meine
Tartarin Jarcko ist eine Reilkünstlerin comme il faut; sie
unterrichtet die übrigen Weiber im Reiten, während die gelehrte
Abuzaide die Briese niedcrschreibt, welche ich ihr in die Feder
s diktire. Josa liest mir aus dem Koran vor, Rachel singt
Psalmen, bei welcher Arbeit sic von Kadigaval und Samuza
begleitet wird, denn ein Trio muß jeder halbwegs anständige
Mensch haben. Von Jukinna sage ich blos, daß sic Seiltänzerin
ist, während Zibclla so vorzüglich Messer wirst, daß sie aus
zivöls Schritte Distanz ein Menschenhaar trifft. Boraffa weiß
Manches aus der Heilkunde, Aliben ist Goldstickerin, Alaciel
bindet mir den Turban — aber ganz meisterhaft, und Bagdad-
Chatum deutet mir die intercffantesten Träume. Mavola spielt
Harfe, Zebra Tamtam und Kia Tambourin, und all das zu-
sammen gibt eine himmlische Musik. Ach und erst Siche»,..."

Der Großvezier zählte die holden Damen erst an den
Fingern, und als diese nicht mehr ausreichten, an den Zehen,
doch als die Zahl dreißig schon überschritten war, crschrack er
hestig: er fiirchtetc, über Nacht bleiben zu muffen, ohne daß
sein Freund mit der Auszählung fertig geworden wäre.

„Gut, gut", unterbrach er ihn, „ich weiß genug. Jawohl,
Du bedarsst all Deiner drcihunderlundsünfundscchzig Frauen.
Jede von ihnen hat ihre samose Seite, doch habe Acht, daß
! Du nicht eines Tages auch die schlechte Seite zu sehen bekommst."

Und der Großvezier hatte Recht, wie die Folge lehren wird.

.... Der Sultan Sidi Achmed von Kerman, Beherrscher
des benachbarten Reiches, hatte in Ersahrung gebracht, daß die
Bevölkerung im Lande Mohameds unzusricden sei. und er bc-
schloß, die Unterdrückten zu befteien. Die Leiden der Nachbarn
zu curircn, war von jeher eine Lieblmgsausgabc aller orien-
talischen Herrscher.

Sidi Achmed »ersügte über ein riesiges Kriegshcer. Einige
persische Geschichtsschreiber behaupten, er hätte zehntausend Sol-
daten besessen, andere Historiker dagegen sind der Ansicht, daß
cs mindestens hunderttausend gewesen sind. Wahrscheinlich wird
die Wahrheit in der Mitte liegen. Dreihundert Reiter hatte
er — das ist gewiß.

Ehe der Sultan den Krieg cröffnete, erhöhte er den Sold
der Truppen von vier aus fünf Asper. Dieser Entschluß -
die Solderhöhung natürlich — ries allgemeine Begeisterung im
Heere hervor. An der Spitze der Truppe» stand Sidi Achmed
selbst. Er und sein Pferd waren über und über mit Edel-
steinen beladen, — ei» Anblick, der in allen barfüßig einher-
lausenden Kriegern berechtigten Stolz erweckte. Für den Sultan
mürben die köstlichsten Delikatesten mitgeführt und der Gedanke,
daß der Sultan all diese Süßigkeiten allein verspeisen wird,
trug viel zur Erheiterung der hungernden Soldaten bei.

Doch auch Mohamcd stellte ein enormes Heer aus die Beine.
Wie viel Beine es waren, darüber schweigt die Geschichte,
Image description
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen