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Ein kleines Mißverständnis;.

aber es wundert mich gar nicht so sehr", bemerkte der Assessor.
„Auch ich habe bereits bei dem Herrn Oberst mitunter ein
Geräusch wahrgenommen, das ganz so klang, als wenn ein
Pferd, — ein Pferd, — nun wie nennt man es doch gleich?"

„Prustete", ergänzte die junge Dame.

„Jawohl, ganz recht, prustete, und namentlich heute Morgen, ■
als ich hier um das Hans schlich, um vielleicht einen Blick von
Ihnen zu erhaschen, theuere Vally, und Ihr Herr Papa gerade
mit seiner Toilette beschäftigt schien, klang es durch das offene
Fenster hindurch ganz pferdemüßig."

In diesem Augenblick vernahm man vor der Thüre in der
That ein sehr vernehmliches Prusten, das ganz so klang, als
wenn ein Gaul nach scharfem Ritt soeben anfinge, sich zu ver-
schnaufen.

„O, du mein Gott! Der Herr Oberst!" stotterte erschrocken
der Assessor, während man jetzt besagten Herrn, keinen Geringeren,
als den Dragoner-Obersten von Equi ipse, draußen sehr laut
weiter vernehmen konnte:

„Heiliges Kreuzmillionendonnerwetter! Warum steht denn
eigentlich die Stallthüre, Korridorthüre wollt' ich sagen, wieder
sperrangelweit offen? — Wo steckt denn der Stallbursche, der
Hausbursche meine ich, eigentlich, der infame Schlingel?"

„Um Himmelswillen, was soll ich thun?" zeterte der Assessor. ■

„Die Sache ist freilich bedenklich", meinte Fräulein Vally.
„Ich glaube, das beste Ausknnftsmittel ist. Sie halten sofort
um meine Hand an! Das nimmt kein Vater übel!"

„Aber ich bin ja ohne Frack, Cylinder und Glacees!"

„Niemand bemerkt das weniger, als mein Papa! Der hat
nur Sinn und Auge für Alles, was seine Pferde angeht!"

Mit diesen Worten war die junge Dame verschwunden,
und der Oberst von Equi, angethan mit hohen Stiefeln, und
einer Reitpeitsche in der Hand. trat erregt prustend in das
Zimmer hinein.

„Was haben Sie hier zu suchen?" fuhr er alsbald den am
ganzen Leibe bebenden, schüchternen Liebhaber seiner Tochter an.

„O, bitte tausendmal um Entschuldigung", stammelte dieser,
„aber ich hatte ja bereits die Ehre, — Herr Oberst, — Assessor
Blödmeyer."

„Ah so, richtig!" prustete der Oberst so stark, daß der
bängliche Assessor alsbald vollständig in einer Sprühwolke ver-
schwand.

„O paräon, pardon", fügte er jedoch dann sofort hinzu,
„eine fatale Angewohnheit von mir, dieses Prusten."

„O bitte, bitte recht sehr! Sehr angenehm gewesen!" cr-
widerte verbindlich der sanfte Blödmeyer, indem er sich leicht
mit dein Taschentuche betupfte.

„Sehr gütig", fuhr der Oberst fort. „Wie gesagt, fatale
Angewohnheit, aber es ist sehr gesund, dies Prusten; immer
ein Zeichen, daß die Pferde den Rücken hergeben und anfangen,
sich los zu lassen. Also, Nichts für ungut! Aber was ver-
schafft mir das Vergnügen?"

„Herr Oberst waren gestern so liebenswürdig gegen mich",
stammelte der Assessor, indem er lvieder begann, verlegen seinen
runden Hut umherzudrehen.

„O, bitte recht sehr! Aber wollen Sie nicht gefälligst erst
aufsitzen — Platz nehmen, wallt' ich sagen", bemerkte der Oberst,
indem er auf einen Fauteuil deutete, und sich selber als dann
rittlings auf einen Stuhl setzte. (Schluß folgt.)

Nur einen Sonnenstrahl!

„Nur einen Sonnenstrahl!" stöhnt leis' die Erde,

„Und ich zersprenge diesen Ring von Eis,

Und ich besiege jegliche Beschwerde

lind wandte Euch in Grün dies starre Weiß!" —

So betet auch der Mensch in schwerer Stunde:

„Wie stolz durchbrach' ich diese trübe Qual!" -
Und flehend klingt es leis' von seinem Munde:

„Gab' mir ein Gott — nur einen Sonnenstrahl!"

Zu wörtlich genommen.

Bauer: „Ach, Herr Doctor, wäre Se nit so freundlich, mein'
Peter doch nach vorznnemme?" — Arzt: „Aber was fällt Euch
denn ein. Man impft doch keine Katze!" - - Bauer: „'s
heeßt doch: „'s Impfe wär' vor die Katz'!"

Immer derselbe.

Minister (zu einem alten Gerichtsrath, der in den laugen
Jahren seiner Thatigkeit an einem Obergerichte noch nie einer Be-
rufung stattgegeben haben soll): „Nun, haben Sie schon gehört,
Herr Gerichtsrath, der llr. Schlaumann soll ja hieher an die
medicinische Facnltttt berufen werden! Was halten Sie von dieser
Berufung?"

Gerichtsrath: „Berufung? Excellenz, die würde ich ver-
werfen!"
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Zu wörtlich genommen"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Zopf, Carl
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 83.1885, Nr. 2086, S. 18
 
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