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Die Bescherung im Waschkorb.
der Studierlampc und des Wachsstockes stand
der Waschkorb. Den Inhalt aber des Wasch-
korbs bildete Herr Professor Maier selbst
in der ganzen schlichten Majestät seiner
Erscheinung. Freudestrahlend streckte er der
betäubten Jungfrau beide Arme entgegen
und rief mit vor Rührung zitternder
Stimme: „Nehmen Sie Ihr Geschenk hin,
thenre Loosen! Ich selbst bin e8, welcher
Ihnen heute am heiligen Weihnachtsabend
beschert wird. Kommen Sic her, vor-
treffliches Wesen, das ich erst so spät
erkannt, kommen Sie her an die Brust Ihres
treuen Maier!"
Und schon lag sie an des Professors
Brust, während heiße Thränen der Rührung
ihren Augen entstürzten. — Keine Feder wäre
im Stande, die Wonne ihrer Empfindungen
zu schildern, deßhalb lassen wir gnädig einen
Schleier fallen über den Seelcnzustand einer
Jungfrau, welcher das liebe Weihnachtsfest
das köstlichste Christgeschenk auf die an-
muthigste und sinnigste Weise beschert hatte!
In der Verzweiflung. Zur Sprachlehre.
A (zu B, der bis über die Ohren in Schulden steckt): „Aber, Lehrer: „Fritz, sage mir einmal einen Satz in der thätigen
lieber Freund, wie konntest Du es nur über Dich gewinnen, um Form!" — Fritz: „Ich trinke Bier!" - Lehrer: „Sehr gut!
Fräulein Laura anzuhalten, die doch so mager wie ein Strohhalm ggie wütet dieser Satz in der leidenden Form?" — Fritz: „Ich
ist?!" — B: „Thut nichts, sie ist reich — und ein Ertrinkender trinke kein Bier!"
klammert sich ja bekanntlich sogar an einen Strohhalm I"
Der S ü n d e n b o ck.
Das Pferd eines Lohnkutschers
hat die Gewohnheit, stets, wenn
es in die Nähe eines Wirths-
hauses kommt, einen langsameren
Schritt einzuschlagen, vermuthlich
aus dein Grunde, weil sein Herr
öfters einzukehren pflegt. Eines
Tages fährt der Kutscher zwei
Herren über Land. Bor einer
Schenke hält das Pferd an.
Kuts cher
(zu den Insassen des Wagens):
„Wenn der kein Gaul ge-
worde wür', der hätt' Alles
versöffe!"
Sprach's, holte dem Gaul
einen Eimer Wasser und - ließ
sich eine Maß Bier geben!
Die Bescherung im Waschkorb.
der Studierlampc und des Wachsstockes stand
der Waschkorb. Den Inhalt aber des Wasch-
korbs bildete Herr Professor Maier selbst
in der ganzen schlichten Majestät seiner
Erscheinung. Freudestrahlend streckte er der
betäubten Jungfrau beide Arme entgegen
und rief mit vor Rührung zitternder
Stimme: „Nehmen Sie Ihr Geschenk hin,
thenre Loosen! Ich selbst bin e8, welcher
Ihnen heute am heiligen Weihnachtsabend
beschert wird. Kommen Sic her, vor-
treffliches Wesen, das ich erst so spät
erkannt, kommen Sie her an die Brust Ihres
treuen Maier!"
Und schon lag sie an des Professors
Brust, während heiße Thränen der Rührung
ihren Augen entstürzten. — Keine Feder wäre
im Stande, die Wonne ihrer Empfindungen
zu schildern, deßhalb lassen wir gnädig einen
Schleier fallen über den Seelcnzustand einer
Jungfrau, welcher das liebe Weihnachtsfest
das köstlichste Christgeschenk auf die an-
muthigste und sinnigste Weise beschert hatte!
In der Verzweiflung. Zur Sprachlehre.
A (zu B, der bis über die Ohren in Schulden steckt): „Aber, Lehrer: „Fritz, sage mir einmal einen Satz in der thätigen
lieber Freund, wie konntest Du es nur über Dich gewinnen, um Form!" — Fritz: „Ich trinke Bier!" - Lehrer: „Sehr gut!
Fräulein Laura anzuhalten, die doch so mager wie ein Strohhalm ggie wütet dieser Satz in der leidenden Form?" — Fritz: „Ich
ist?!" — B: „Thut nichts, sie ist reich — und ein Ertrinkender trinke kein Bier!"
klammert sich ja bekanntlich sogar an einen Strohhalm I"
Der S ü n d e n b o ck.
Das Pferd eines Lohnkutschers
hat die Gewohnheit, stets, wenn
es in die Nähe eines Wirths-
hauses kommt, einen langsameren
Schritt einzuschlagen, vermuthlich
aus dein Grunde, weil sein Herr
öfters einzukehren pflegt. Eines
Tages fährt der Kutscher zwei
Herren über Land. Bor einer
Schenke hält das Pferd an.
Kuts cher
(zu den Insassen des Wagens):
„Wenn der kein Gaul ge-
worde wür', der hätt' Alles
versöffe!"
Sprach's, holte dem Gaul
einen Eimer Wasser und - ließ
sich eine Maß Bier geben!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Bescherung im Waschkorb" "Der Sündenbock"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 91.1889, Nr. 2316, S. 212
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg