76 Der Gockel als Gänseblümchen.
„Er liebt mich... er liebt mich nicht... er liebt mich!
Boshaft.
Fräulein Irma erklärt beim Vorspielen von Weber's „Aufforderung zum Tanz" ihrem
Vetter die Anlage des Musikstückes: „In der Einleitung stellt sich der Tänzer vor und bittet
höflich um den Tanz. Sie antwortet kurz und schüchtern. Dann folgt die Promenade
das Gespräch wird lebhafter — schließlich der Walzer!" Mitten im Spiel desselben greift
Fräulein Irma fehl. „Aha", ergänzt der Vetter bei dem Mißton, „jetzt hat er sie ans
den Fuß getreten!" _
Im Spital.
Wärter: „Was soll ich denn mit dei»
mager'» Schneiderg'sellen anfangen?"
Assistenzarzt: „Legen Sie ihm ei»
Senfpflaster auf Brust und Rücken!"
Wärter: „Aber, Herr Doctor, we»u
da nur nicht die zwei Pflaster zusammen"
pappen!" _
Graf Udo' s Töchter.
Eine kurze, aber sehr traurige Geschichte.
^Areiset nach den Taschentüchern!
Haltet sie bereit geschwind,
Weil im nächsten Augenblicke
Euch ein Thränenstrom entrinnt.
Und so hört! Graf Udo hatte
14 Töchter — alle ledig
Und er betete tagtäglich:
„Herr, sei diesen 14 gnädig!"
Doch was half das wärmste Beten,
Wo es mangelte an Geld
Aß man doch beim Grafen Udo
Täglich Alles ungeschält.
Freier ließ sich keiner blicken,
Rasch verstrichen Jahr um Jahr
Und des Grafen Udo Jüngste
Färbte sich bereits das Haar.
Endlich kam ein gottverdammter
Armer Subalternbeamtcr
Angeschwemmt wie Lohengrin —
Und die Jüngste nahm ihn hi».
Aber schon nach einem Jahre
Lag Graf Udo auf der Bahre,
Und nun gingen die Comtessen
Alle zu dem Schwager essen.
Doch bereits nach tveuig' Tagen
Gab es dort nichts mehr zu nagen,
Und es lief der Schwager bald
In den nächsten Eichenwald.
Und daselbst — an Kräften matt —
Knüpft' er aus Kanzleispagat
Eine Schlinge — hing sich auf —
Lächelte! — und starb darauf.
Und am Monatsende trugen
Von dem Cassaamt davon
Grafen Udo's 14 Töchter
Eine Wittwenpension.
Liefen d'rauf zur Apotheke,
Kauften sich Strychnin darum,
Theilten es in 14 Theile —
Aber keine bracht' es um.
Fasse dich, geliebter Leser,
Hemme deiner Thränen Lauf!
Nur aus Mitleid mit dir selber
Hört hier die Geschichte auf. #. 0
„Er liebt mich... er liebt mich nicht... er liebt mich!
Boshaft.
Fräulein Irma erklärt beim Vorspielen von Weber's „Aufforderung zum Tanz" ihrem
Vetter die Anlage des Musikstückes: „In der Einleitung stellt sich der Tänzer vor und bittet
höflich um den Tanz. Sie antwortet kurz und schüchtern. Dann folgt die Promenade
das Gespräch wird lebhafter — schließlich der Walzer!" Mitten im Spiel desselben greift
Fräulein Irma fehl. „Aha", ergänzt der Vetter bei dem Mißton, „jetzt hat er sie ans
den Fuß getreten!" _
Im Spital.
Wärter: „Was soll ich denn mit dei»
mager'» Schneiderg'sellen anfangen?"
Assistenzarzt: „Legen Sie ihm ei»
Senfpflaster auf Brust und Rücken!"
Wärter: „Aber, Herr Doctor, we»u
da nur nicht die zwei Pflaster zusammen"
pappen!" _
Graf Udo' s Töchter.
Eine kurze, aber sehr traurige Geschichte.
^Areiset nach den Taschentüchern!
Haltet sie bereit geschwind,
Weil im nächsten Augenblicke
Euch ein Thränenstrom entrinnt.
Und so hört! Graf Udo hatte
14 Töchter — alle ledig
Und er betete tagtäglich:
„Herr, sei diesen 14 gnädig!"
Doch was half das wärmste Beten,
Wo es mangelte an Geld
Aß man doch beim Grafen Udo
Täglich Alles ungeschält.
Freier ließ sich keiner blicken,
Rasch verstrichen Jahr um Jahr
Und des Grafen Udo Jüngste
Färbte sich bereits das Haar.
Endlich kam ein gottverdammter
Armer Subalternbeamtcr
Angeschwemmt wie Lohengrin —
Und die Jüngste nahm ihn hi».
Aber schon nach einem Jahre
Lag Graf Udo auf der Bahre,
Und nun gingen die Comtessen
Alle zu dem Schwager essen.
Doch bereits nach tveuig' Tagen
Gab es dort nichts mehr zu nagen,
Und es lief der Schwager bald
In den nächsten Eichenwald.
Und daselbst — an Kräften matt —
Knüpft' er aus Kanzleispagat
Eine Schlinge — hing sich auf —
Lächelte! — und starb darauf.
Und am Monatsende trugen
Von dem Cassaamt davon
Grafen Udo's 14 Töchter
Eine Wittwenpension.
Liefen d'rauf zur Apotheke,
Kauften sich Strychnin darum,
Theilten es in 14 Theile —
Aber keine bracht' es um.
Fasse dich, geliebter Leser,
Hemme deiner Thränen Lauf!
Nur aus Mitleid mit dir selber
Hört hier die Geschichte auf. #. 0
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Gockel als Gänseblümchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1893 - 1893
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 98.1893, Nr. 2483, S. 76
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg