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91 a ch c.
Köchin (einer berühmten Primadonna, zu ihrem Geliebten):
! „Du kannst Dir gar nicht vorstellen, Alois, was für ein
schmutziger Geizkragen meine Gnädige ist! Ich räch' mich aber
dafür! Jedesmal, wenn sie nicht zn Hause ist, sing' ich mit
meiner blechernen Stimme laut zum Fenster hinaus, damit
die Leut' glauben sollen, die Gnädige singt so miserabel!"
Der entlaufene Sclave.
die Suche nach diesem und fand ihn denn auch bald in einer Th^'
bude, wo Ali — so hieß der Bursche — gemüthlich, als wäre nickst-
geschehen, in den gestohlenen Festtagskleidern saß und rauchte
Thee schlurfte. Zeynal faßte ihn sofort beim Kragen, um ihn heii>^
zuftihren — wie entsetzte er sich aber, als der Sclave, welche
kräftiger war als er, ihn, seinen Herrn, bei der Gurgel Packte ulst
schrie: „Sohn eines Hundes, habe ich Dich! Du bist ja
Sclave Ali, der mir Hab und Gut gestohlen hat und daN''
geflohen ist! — Vorwärts, folge mir in mein Haus!" — Zey>"'
hatte Mühe, sich loszureißen. Die Menschenmenge, welche sich ras^
ansammelte, führte Beide vor den Kadi, damit er richte, welche
von ihnen der Herr sei und welcher der Sclave. — Der Kadi, fl1’
alter Silberbart, besann sich eine kurze Weile; dann flüsterte et
seinem Henker einige Worte in's Ohr und befahl hierauf mit laut^
Stimme: „Ihr Kläger, setzt Euch dort in der engen Eingangsthü^
neben einander und beugt Eure Köpfe gegen mich!" — Die Beide''
gehorchten — doch Niemand wußte, was geschehen sollte, und Stick''
trat ein. Da rief plötzlich der Kadi: „Henker, nun schlag' de»'
Sclaven den Kopf ab!" Hui - sauste das lange Schwert klirre'^
durch die Luft — aber schneller noch fuhr Ali empor, während
Zeynal ruhig in seiner Stellung verblieb.
Da begriffen Alle die Weisheit des Kadi und unter laut"''"
Hohngclächter und Beifallsrufen wurde der Sclave, der sich, in
Angst um seinen Kopf, verrathen hatte, nach dem Hofe geführt, ,lH
seiner eine tüchtige Tracht Prügel wartete. Der Kadi aber lach"'
dem reichen Bey einen vergnügten Abschiedsgruß zu, strich sei"'
langen Silberbart und freute sich seiner Lebensklugheit.
e. «•
H?
Erklär«» g.
Quintaner: „Du, Oskar, was ist denn eigentlich „anormal'
Student: „„Anormal" ist, wenn Jemand pünktlich se'''^
Schneider bezahlt!"
Redaction: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mnhlthaler in München.
HitM eine Seilage.
91 a ch c.
Köchin (einer berühmten Primadonna, zu ihrem Geliebten):
! „Du kannst Dir gar nicht vorstellen, Alois, was für ein
schmutziger Geizkragen meine Gnädige ist! Ich räch' mich aber
dafür! Jedesmal, wenn sie nicht zn Hause ist, sing' ich mit
meiner blechernen Stimme laut zum Fenster hinaus, damit
die Leut' glauben sollen, die Gnädige singt so miserabel!"
Der entlaufene Sclave.
die Suche nach diesem und fand ihn denn auch bald in einer Th^'
bude, wo Ali — so hieß der Bursche — gemüthlich, als wäre nickst-
geschehen, in den gestohlenen Festtagskleidern saß und rauchte
Thee schlurfte. Zeynal faßte ihn sofort beim Kragen, um ihn heii>^
zuftihren — wie entsetzte er sich aber, als der Sclave, welche
kräftiger war als er, ihn, seinen Herrn, bei der Gurgel Packte ulst
schrie: „Sohn eines Hundes, habe ich Dich! Du bist ja
Sclave Ali, der mir Hab und Gut gestohlen hat und daN''
geflohen ist! — Vorwärts, folge mir in mein Haus!" — Zey>"'
hatte Mühe, sich loszureißen. Die Menschenmenge, welche sich ras^
ansammelte, führte Beide vor den Kadi, damit er richte, welche
von ihnen der Herr sei und welcher der Sclave. — Der Kadi, fl1’
alter Silberbart, besann sich eine kurze Weile; dann flüsterte et
seinem Henker einige Worte in's Ohr und befahl hierauf mit laut^
Stimme: „Ihr Kläger, setzt Euch dort in der engen Eingangsthü^
neben einander und beugt Eure Köpfe gegen mich!" — Die Beide''
gehorchten — doch Niemand wußte, was geschehen sollte, und Stick''
trat ein. Da rief plötzlich der Kadi: „Henker, nun schlag' de»'
Sclaven den Kopf ab!" Hui - sauste das lange Schwert klirre'^
durch die Luft — aber schneller noch fuhr Ali empor, während
Zeynal ruhig in seiner Stellung verblieb.
Da begriffen Alle die Weisheit des Kadi und unter laut"''"
Hohngclächter und Beifallsrufen wurde der Sclave, der sich, in
Angst um seinen Kopf, verrathen hatte, nach dem Hofe geführt, ,lH
seiner eine tüchtige Tracht Prügel wartete. Der Kadi aber lach"'
dem reichen Bey einen vergnügten Abschiedsgruß zu, strich sei"'
langen Silberbart und freute sich seiner Lebensklugheit.
e. «•
H?
Erklär«» g.
Quintaner: „Du, Oskar, was ist denn eigentlich „anormal'
Student: „„Anormal" ist, wenn Jemand pünktlich se'''^
Schneider bezahlt!"
Redaction: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mnhlthaler in München.
HitM eine Seilage.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Rache" "Der entlaufene Sclave"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1893 - 1893
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 98.1893, Nr. 2484, S. 92
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg