Im Atelier eines modernen Malers, oder: Der Gerichtsvollzieher in Verlegenheit.
Das heil:
(Eine
nssnf, der Scherbetverkäufer, hatte die arme Zuleika
geheirathet, weil sie sanft schien wie ein Täubchen.
Aber bald zeigte sich's, daß sie gern ihren eigenen
Kopf aufsetzte und ihrem Manne bei jeder Gelegenheit
widersprach. Weil jedoch auch er die Herrschaft im Hause sich nicht
wollte schmälern lassen, kam es schließlich jeden Tag zu heftigem
Streite und Schlägen für die junge Frau. Dann lief Jussnf im
Zorn in die Hafenschenke und betrank sich dort trotz Koran und
Muhammed. Kehrte er dann aber noch gereizter zurück, so schimpfte
Zuleika neuerdings; er polterte, sie wollte das letzte Wort haben,
und der Schluß war, daß er sie abermals prügelte.
In ihrer Trostlosigkeit klagte die junge Frau endlich ihren
Kummer einem weisen Derwisch, welcher außen vor der Stadt einsam
lebte. Dieser nickte, als er Alles vernommen, mit dem Kopfe, begab
sich hinter seine Hütte, schöpfte in eine Flasche Wasser aus seiner
Cisterne, ging dann wieder zu der Besucherin, verlangte zwei Piaster
ige Wasser.
Parabel.)
für die Flüssigkeit und sprach: „Sieh, hier in dem Glase hast Du
etwas von dem heiligen Wasser Mnhammeds! Jedes Mal, wenn
Dein Mann wieder zornig nach Hause konimt und zankt und poltert,
nimm einen Schluck hievon in den Mund und behalte es
so lange darin, bis er ansgetobt hat. Hab' Acht: das
heilige Wasser wird ein Wunder wirken — denn Du wirst keine
Schläge mehr bekommen!" ■— Ueberglücklich zahlte Zuleika, lief
nach Hause und nahm, als bald nachher Jussnf fluchend heimkehrte,
sofort heimlich einen Schluck des heiligen Wassers in den Mund.
Wohl schalt er wie sonst, polterte und zankte, um sie zu reizen, auf
sie ein; aber sie blieb steif und stumm. Und siehe da! Allmählich
beruhigte sich sein Zorn, und er legte sich endlich hin und schlief.
Das heilige Wasser hatte also wahrhaftig ein Wunder ge-
wirkt: Zuleika bekam keine Schläge mehr!
Und so wiederholte sich's noch oft — ja, nach und nach verlor
sich Jnssufs Zanksucht, und sic lebten wie die Tauben.
Das heil:
(Eine
nssnf, der Scherbetverkäufer, hatte die arme Zuleika
geheirathet, weil sie sanft schien wie ein Täubchen.
Aber bald zeigte sich's, daß sie gern ihren eigenen
Kopf aufsetzte und ihrem Manne bei jeder Gelegenheit
widersprach. Weil jedoch auch er die Herrschaft im Hause sich nicht
wollte schmälern lassen, kam es schließlich jeden Tag zu heftigem
Streite und Schlägen für die junge Frau. Dann lief Jussnf im
Zorn in die Hafenschenke und betrank sich dort trotz Koran und
Muhammed. Kehrte er dann aber noch gereizter zurück, so schimpfte
Zuleika neuerdings; er polterte, sie wollte das letzte Wort haben,
und der Schluß war, daß er sie abermals prügelte.
In ihrer Trostlosigkeit klagte die junge Frau endlich ihren
Kummer einem weisen Derwisch, welcher außen vor der Stadt einsam
lebte. Dieser nickte, als er Alles vernommen, mit dem Kopfe, begab
sich hinter seine Hütte, schöpfte in eine Flasche Wasser aus seiner
Cisterne, ging dann wieder zu der Besucherin, verlangte zwei Piaster
ige Wasser.
Parabel.)
für die Flüssigkeit und sprach: „Sieh, hier in dem Glase hast Du
etwas von dem heiligen Wasser Mnhammeds! Jedes Mal, wenn
Dein Mann wieder zornig nach Hause konimt und zankt und poltert,
nimm einen Schluck hievon in den Mund und behalte es
so lange darin, bis er ansgetobt hat. Hab' Acht: das
heilige Wasser wird ein Wunder wirken — denn Du wirst keine
Schläge mehr bekommen!" ■— Ueberglücklich zahlte Zuleika, lief
nach Hause und nahm, als bald nachher Jussnf fluchend heimkehrte,
sofort heimlich einen Schluck des heiligen Wassers in den Mund.
Wohl schalt er wie sonst, polterte und zankte, um sie zu reizen, auf
sie ein; aber sie blieb steif und stumm. Und siehe da! Allmählich
beruhigte sich sein Zorn, und er legte sich endlich hin und schlief.
Das heilige Wasser hatte also wahrhaftig ein Wunder ge-
wirkt: Zuleika bekam keine Schläge mehr!
Und so wiederholte sich's noch oft — ja, nach und nach verlor
sich Jnssufs Zanksucht, und sic lebten wie die Tauben.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Atelier eines modernen Malers, oder: Der Gerichtsvollzieher in Verlegenheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 98.1893, Nr. 2498, S. 213
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg