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Beiblatt der Fliegenden Blätter — 106.1896 (Nr. 2684-2709)

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https://doi.org/10.11588/diglit.5039#0054
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Aufruf an dit deutschen Künstler *«


rum Zwecke der Pflege und (Vervollkommnung


des deutschen Plakates.

Wer die Vorgänge in der Entwicklung der Plakatkunst im Auslande verfolgt hat, wird mit uns bemerkt haben, dass in Deutschland,
wir ein so kräftig aufblühendes Kunstleben besitzen, die Plakatmalerei noch nicht zu der künstlerischen Bedeutung gelangt lstl
dass sie sich in dieser Beziehung mit den Leistungen des Auslandes messen könnte.

Es dürfte daher zeitgemäss sein, die Plakatfrage auch bei uns von einem weiteren Gesichtspunkte aus zu betrachten, und werde»
dann auch die hervorragenderen Mitglieder der Kunstwelt ZU der Ueberzeugung kommen, dass die Plakatmalerei für den Künstlet
von Ruf keine untergeordnete Kunst sei.

Das Bestreben der deutschen Plakatkunst, welche sich auf dem Volkscharakter aufbauen muss, wird sich natürlich den deutschen Gepfloge®
heiten, die das Plakat vorzugsweise in Innenräume verlegen, anzupassen haben und zunächst darauf zu richten sein, die Fernwirkungi
soweit sie bei den Dimensionen des Raumes geboten erscheint, in erster Linie zu berücksichtigen, im fiebrigen aber müsst»”
Monumentalität in der Conception. Solidität und Noblesse in der Ausführung, wie im technischen Verfahren als Rieh
schnür gelten.

Es ist ausser allem Zweifel, dass das Verlangen nach grösserem künstlerischen Werth in der Plakatmalerei in kurze
Zeit den Sieg davontragen wird.

Erfreuliche Anfänge sind bereits gemacht worden, das deutsche Plakatwesen einer höheren Stufe zuzufuhren ; das beweisen die Erfolge'

welche die von uns veranstaltete Dlakatausstellung im October 1896 im Kunstgewerbe-HIuseuin Z**

Leipzig gehabt hat. In Folge unseres Preisausschreibens waren 720 Entwürfe von deutschen und ausländischen Künstler11
eingegangen, worunter sich überraschend tüchtige Leistungen befanden.

Angeregt durch die auf dieser Ausstellung gesammelten Erfahrungen, glauben wir im Interesse unserer vorwärts strebende11
Künstler zu handeln, wenn wir in Leipzig, dem geographischen Centrnm Deutschlands mit seiner hoc«*'
entwickelten graphischen Industrie, eine

dauernde Ausstellung von künstlerisch werthvollen Entwürfen für farbige Plakate

ins Leben rufen.

Wir haben die feste Ueberzeugung, dass ein solches Unternehmen

die Pflegestätte der Reorganisation des deutschen Plakates

werden kann, wenn ihm die verehrte Künstlerschaft ihre Theilnahme entgegenbringt.

Die Ausstellung soll in diesem Jahre eröffnet werden. Ueb^

den Zeitpunkt der Eröffnung wird Näheres in der „IIIll8lfifl611 ZcitUHö

und den „Fliegenden Blättern“ bekannt gemacht.

Wir bitten die verehrte Künstlerschaft um recht rege Betheilig***1^

und Einsendung von zweckdienlichen Originalen.

Gute Entwürfe werden von uns jederzeit zu angemessen^*1
Dreisen angekauft.

Es werden ausserdem unabhängig vom Ankauf

jährlich zwei Prämiirungen

veranstaltet, die mit

je 9 Preisen

I. Preis Mark 1000. — ,

II. Preis Mark 500.—,

III. Preis Mark 300.—

und

6 Preise ä Mark 200. — .

Die erste Prämiirung soll während der Dauer der Sächsisch-Thüringische^
Ausstellung in Leipzig 1897 erfolgen. Der nähere Termin wird rechtzeitig bekaä11
gegeben.

Die Jury hierfür wird aus 5 bei unserer letzten Plakatausstellung prämiüL ^
Künstlern, deren Namen später veröffentlicht werden, bestehen, während bei je<1.e
weiteren Preisvertheilung von den vorher prämiirten Künstlern fünf als Pfel
richter fungiren werden.

Die Namen der Künstler bleiben der Jury gegenüber streng verschwiege;fl
Die prämiirten und von uns angekauften Entwürfe gehen mit allen Rechten 1
unser Eigenthum über.

Die näheren Bestimmungen für die Herstellung der Entwürfe u.s
werden den Herren Künstlern auf Ersuchen kostenfrei zugesandt.

Leipzig, Januar 1897.

Kunstanstalt Grimme & Hempel Act.-Ges.

in Leipzig.

Verlangt werden

Plakat-Entwürfe

für alle Branchen,

insbesondere:
Aepfelwein
Bier — Bockbier
Biscuits

Cafiee und Surrogate

Choeolade und Cacao

Cigaretten

Cognac und Liqueure
Conserven

Elektrisches Lieht
Fahrräder

Fleckenwasser

Fleischextract

Gasglühlicht

Handschuhe

Haarwuchsmittel

Hautpflegemittel

Honig- und Lebkuchen

Kau- und Schnupftabak

Kindernährmittel

Medikamente (Pillen)

Mineralwasser

Nähfaden

Nähmaschinen

Parfümerien und Seifen

Pianoforte

Rauchtabak

Reisstärke

Schaumwein

Stiefelwichse

Tinte

Zahnconservirungsmittel

Zuckerwaaren

(Hervorragendes Interesse haben die
fettgedruckten Braucht n.)

dotirt werden.
 
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