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Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 5: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57464#0114
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Er besteht aus Bodenplatte (H5), Sockel (H30) und einem
Obelisk (H79). Letzterer trägt auf der Vorderseite in Versalien
den Namen
JOHANN
PARRICIDA.
Der Stein ist im vorigen Jahrhundert auf der Stelle eines damals verfal-
lenen, nicht näher beschriebenen Denkmals gesetzt worden, unter wel-
chem man um das Jahr 1800, beim Ausheben eines Grabens, ein mensch-
liches Gerippe gefunden hatte.
S: Es soll sich um das Grab Herzogs Johann von Schwaben (im
Volksmund Jan van Österriek genannt) handeln. Dieser hatte, was
geschichtlich erwiesen ist, im Jahre 1308 seinen Oheim, den deutschen
König Albrecht L, aus Erbschaftsstreitigkeiten (u.a. Herausgabe der
Grafschaft Kyburg) in der Schweiz an der Reußbrücke ermordet. Er
floh, wurde geächtet und gebannt und ist seit der Tat verschollen. Im
Osnabrücker Land soll er jedoch unter fremden Namen gelebt und sich
hier der bedrängten Bauern und reisenden Kaufleuten als Beschützer
angenommen haben. Bei einem Sturmangriff mit befreundeten Rittern
auf das benachbarte Schloß Schelenburg soll er gefallen und, wo der
Stein hier, bei Ledenburg steht, begraben sein.
Lit: Bödige 1920, S. 83. - Brüning 1958, S. 242. - Graewe 1959. -
Hoffmann 1935, S. 8, 45. — Weitkamp 1935, S. 238. — Jäger, O. 1909,
S.385.

3715.5
Bissendorf (Gmkg. und Gde. Bissendorf,
Lkr. Osnabrück)
Steinkreuze (Zahl unbekannt)
TK 3715 R3444... bis R3451... H?
St: Laut Angabe auf der Hinweistafel, welche beim Standort der drei
Steinkreuze bei Nemden (3715.1-3) aufgestellt ist, sollen im Gebiet
„zwischen Bissendorf und Gesmold an zwei verschiedenen Orten noch
alte Steinkreuze“ stehen. Es heißt dann weiter: „Wie alt sie sind, weiß
man nicht. Es sollen sich dort mehrfach Menschen ermordet haben.“
Da bis heute über diese Steinkreuze nichts bekanntgeworden ist, müssen
sie als verschollen gelten.
Lit: -

3719


3719.1
Minden (Stadt, Lkr. Minden-Lübbecke)
Scheibenkreuz
TK 3719 R3494190 H5794940
M: 82/47 0/24 Sandstein
St: Einst östl. der Weser im Straßenbereich „Grille“, dann mehrmals
umgesetzt worden und seit dem Jahre 1920 im Hof des Mindener
Heimatmuseums, Ritterstraße 23-27 aufgestellt.

Auf einem keilförmigen, mit abgefasten Kanten versehenen
Schaft sitzt die etwas dickere, oben sehr stark angewitterte
Scheibe. Sie zeigt beidseitig und auf vertieftem Grund erhaben
ein gleicharmiges Kreuz (Maltesertyp). Am Schaft des Scheiben-
kreuzes, erhaben gearbeitet, ein Wappenschild mit einem ein-
geritzten, noch nicht gedeuteten geometrischen Zeichen.
Das Scheibenkreuz soll ursprünglich als Stationsmai an einem Wall-
fahrtsweg gestanden haben.
Lit: Brockpähler 1963, S.76.

3719.2
Minden (Stadt, Lkr. Minden-Lübbecke)
Kreuzstein
TK 3719 R3498140 H5793190
M: 155/74/14 Sandstein
St: Im Stadtteil Meißen („Clus“) an der Bundesstraße 65, an Graben-
böschung vor dem Hausgrundstück der Familie Büsching, Clus Nr. 73.
Bis zum Jahre 1910 stand der Kreuzstein 7 Meter vom heutigen Platz
entfernt und war nur während einer kurzen Bauperiode im Heimatmu-
seum ausgelagert. Nahebei stand einst noch ein zweiter Kreuzstein
(3719.3), der heute verschollen ist. Ganz in der Nähe verläuft die
niedersächsische Landesgrenze (Lkr. Schaumburg).
Der im oberen Teil stark beschädigte Kreuzstein zeigt vorder-
seitig in einem Rahmenfeld erhaben herausgearbeitet ein Bal-
kenkreuz, daneben (in Draufsicht) unten rechts ein Pflugsech
und oben links ein knüppelähnliches Gerät (Reute?). Rückseitig
sind Rahmen und Balkenkreuz nur eingerillt vorhanden und
fehlen dort die beiden Geräte.
S. 1: Zwei Bauernjungen haben sich hier gegenseitig erschlagen.
S. 2: Hier liegen zwei Knechte, die sich im Streit töteten, begraben.
Lit: Brockpähler 1963, S. 76.

3719.3
Minden (Stadt, Lkr. Minden-Lübbecke)
Kreuzstein
TK 3719 R3498140 H5?93190
M: nicht bekannt nicht bekannt
St: Einst nahe dem zuvor erwähnten Kreuzstein. Er wurde nach An-
gaben des früheren Ortsheimatpflegers von Dankersen, Herrn Stoppen-
hagen, von einem Bauern aus dem gleichen Ort zum Bau eines Back-
hauses verwendet und muß als verschollen gelten.
Lit: Brockpähler 1963, S. 76.

3719.4
Minden (Stadt, Lkr. Minden-Lübbecke)
Steinkreuz
TK 3719 R3497180 H5?94960
M: 135/Schaft: oben 20, unten 60/20 Sandstein
St: Einst im Stadtteil Dankersen vor der Vorgartenhecke vom Haus
Steinkreuzstraße 20. Im Jahre 1966 als Bauschrott vernichtet worden.
Bis in die 80er Jahre soll das Steinkreuz unversehrt gewesen sein. Später
wurden ihm erst der linke, dann der rechte Arm abgeschlagen. Vor der
Verkoppelung im Jahre 1938 stand es etwas weiter nordöstlich auf einer
kleinen Anhöhe und war dort von Steinen umgeben. Von dort brachte
man es an einen Platz nahe dem Kriegerdenkmal von 1813 (vor dem
Friedhof), wo es bis zum Jahre 1952 blieb. Erst danach erhielt es seinen
letzten Standort, von wo es, seines verstümmelten Zustandes wegen, als
wertlos fortgetan wurde.

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