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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0125
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BAULICHE VERÄNDERUNGEN

wurde grundsätzlich genehmigt, der Einbau zu-
sätzlicher Fenster aber nur im Zusammenhang mit
der früher geplanten, jetzt aber nicht veranschlag-
ten Einrichtung von Wohnraum im Obergeschoß
für nötig gefunden. Dagegen mache die geplante
Bogenstellung stilistisch einen zu frühzeitlichen
Eindruck und müsse der benachbarten spätgoti-
schen Architektur angepaßt werden. Am 15. Mai
wurde Jacob von Magistrat mit der Einleitung der
Arbeiten beauftragt und im Hinblick auf die Schüt-
zenfeiern vom 12. bis zum 15. Juli um größtmögli-
che Beschleunigung gebeten. Am 2. Juni begann die
„äußere Auffrischung“ des Rathauses, wovon Jacob
den Magistrat am Vortag ebenso in Kenntnis setzte
wie von der Notwendigkeit der nicht veranschlag-
ten Renovierung der Überdachung der Freitreppe.
Der Baubeginn — zehn Jahre nach der ersten Pla-
nung — war der Lokalpresse eine ungewöhnlich
ausführliche Meldung wert:
„Mit den Renovirungsarbeiten am hiesigen
Rathhaus ist gestern begonnen worden. Vorerst
sind die Dachdecker am mittleren Thurm beschäftigt.
Manches in Stein und Holz wird jetzt oder später
nach den Aufzeichnungen des Regierungsbaumeisters
erneuert werden. Zunächst wird die Vorderfront
aufgefrischt, u.A. in der Vorhalle die Sandstein-
brüstung erneuert, an der Rückwand die Fensterbogen
freigelegt u.s.w. An der Freitreppe müssen die
das Dach tragenden Figuren-Säulen theils aus-
gebessert, theils erneuert werden. Ein gründliche
Reparatur, welche erfolgen soll, erfordert sicher ein
nettes Sümmchen.“t5)
Die letzte Vermutung bestätigte sich schon bald
in erheblichem Maße. Bereits am 1. Juli teilte Jacob
dem Magistrat mit, nachdem er den Bau in den letz-
ten Monaten genauer untersucht habe, halte er eine
Ausweitung vor allem von Zimmermanns- und
Dachdeckerarbeiten für unbedingt nötig, wodurch
sich eine Kostensteigerung um mindestens 3000
Mark ergebe. Der Magistrat seinerseits mahnte
eine häufigere Bauüberwachung durch Jacob an, da
man den Eindruck habe, daß die Arbeiten nicht mit
dem erforderlichen Eifer seitens der Handwerks-
meister und deren Arbeiter betrieben würden. Ja-
cob sagte häufigeres Kommen zu, verwies noch-
mals auf den notwendig größeren Umfang der Ar-
beiten und schlug weiterhin vor, alle alten Luken
im Fachwerkteil durch Fenster zu ersetzen, deren
Zahl dadurch von 40 auf 53 steige.
Da der Magistrat die Ausführung der Arbeiten
gründlich und dem Charakter des Gebäudes ange-
paßt wünschte, wurde Jacob beauftragt, alles Not-
wendige zu veranlassen. Dabei sollten etwaige
Überschreitungen des Kostenanschlages keinen
Grund abgeben, in „irgendwelcher Weise etwas zu
vernachlässigen“, wobei die Renovierung nach
dem Wunsch des Magistrates und den Anforderun-


124 Vollständiger, vereinfachter Grundriß des Saalgeschosses.
Zeichnung 1903 von Jacob.


125 Vollständiger Grundriß des untersten Fachwerkgeschos-
ses. Zeichnung 1903 von Jacob.

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