BAULICHE VERÄNDERUNGEN
Oberflächenbehandlung nicht der alten und sei zu-
dem fehlerhaft versetzt; der Anstrich des Fach-
werks weiche von Hases Vorschlägen ab und sei
langweilig; die niedrigen Füllgefäße (gemeint sind
Füllbretter zwischen den Balkenköpfen) seien vom
Maler mit stillosem Blattwerk gedeckt; die sonstige
Malerei, vor allem in der Laube, sei „nicht anzuse-
hen“; das Abfallrohr in der Mitte der Nordfassade
unüberlegt ausgeführt. So zeige diese Maßnahme
erneut, daß „bloße Geldbewilligung nichts nützt,
wenn nicht für eine dauernde, zuverlässige künstle-
rische Leitung gesorgt“ sei16). Da der Magistrat
aber im guten Glauben gehandelt habe, solle der
Ende 1900 zugesagte Zuschuß ausgezahlt werden.
Mit der weiteren Bauüberwachung wurde Bau-
rat Mende aus Osterode beauftragt, dessen Urteil
über die Restaurierung noch erheblich drastischer
ausfiel. Der Antrag auf weitere Zuschüsse aus staat-
lichen Mitteln — gestellt am 15. Januar 1904 mit
dem Hinweis auf die ursprünglich zugesagte Drit-
telfinanzierung zwischen Provinzialausschuß,
Staat und Stadt — erbrachte vom Provinzialaus-
schuß noch einmal 900 Mark. Eine weitere Staats-
beihilfe wurde jedoch abgelehnt, da die Instand-
setzungsarbeiten vom Standpunkt der Denkmal-
pflege aus in „wenig befriedigender“ Weise aus-
geführt worden seien.
Die Rüge der Denkmalpflege mag zu Recht er-
folgt sein, aber in einem Punkt war die Kritik des
Konservators Lutsch unbegründet. Das „unüber-
legt“ angeordnete Fallrohr in der Mitte der Nord-
fassade ist schon auf einem vor der Restaurierung
91 aufgenommenen Foto an der gleichen Stelle zu
sehen, Jacob hatte also daran nichts verändert. Das
Fallrohr wurde erst jetzt bei der jüngsten Fassaden-
restaurierung entfernt. Auch sollte nach Meinung
des Konservators die Figur der Justitia vom Trep-
penvorbau vollständig erneuert werden. Tatsäch-
lich war das aber für den Pfosten mit den Fruchtge-
hängen erforderlich.
Ausbau des zweiten Obergeschosses 1908 bis 1910
Bereits 1892 war ein Ausbau des Obergeschosses
zu Wohnzwecken im Gespräch. Hase sah in seiner
Planung wegen Geldmangels jedoch davon ab,
124 während Jacob 1903 Zeichnungen für die etwaige
125 Einrichtung einer Dienstwohnung in den oberen
Räumen des Rathauses vorlegte, nach denen das
zweite Obergeschoß in eine 12-Zimmer-Wohnung
von rd. 305 qm verändert werden sollte. Auch die-
ser Entwurf wurde nicht ausgeführt.
Die Obergeschosse dienten noch Anfang dieses
119 Jahrhunderts als Frucht- oder Schüttboden, auf de-
nen das Zinsgetreide („Satzhafer“) der Rats- und
Kespeldörfer gelagert wurde. Lediglich im Nord-
bereich des zweiten Obergeschosses waren drei
Gerätekammern abgeteilt. Nach der endgültigen
128 Krempziegel mit Handwerkerzeichen. Diese Dachpfanne
wurde beim Aufräumen auf dem Dachboden gefunden.
129 Die Jahreszahl 1854 auf einer Steintafel im Unterbau des
Treppenaufganges zur Laube soll an die Erneuerung der
Werksteinarbeiten erinnern.
130 Bauinschrift von 1902 im Netzwerk der Halbsäulenvor-
lage auf der Nordseite.
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Oberflächenbehandlung nicht der alten und sei zu-
dem fehlerhaft versetzt; der Anstrich des Fach-
werks weiche von Hases Vorschlägen ab und sei
langweilig; die niedrigen Füllgefäße (gemeint sind
Füllbretter zwischen den Balkenköpfen) seien vom
Maler mit stillosem Blattwerk gedeckt; die sonstige
Malerei, vor allem in der Laube, sei „nicht anzuse-
hen“; das Abfallrohr in der Mitte der Nordfassade
unüberlegt ausgeführt. So zeige diese Maßnahme
erneut, daß „bloße Geldbewilligung nichts nützt,
wenn nicht für eine dauernde, zuverlässige künstle-
rische Leitung gesorgt“ sei16). Da der Magistrat
aber im guten Glauben gehandelt habe, solle der
Ende 1900 zugesagte Zuschuß ausgezahlt werden.
Mit der weiteren Bauüberwachung wurde Bau-
rat Mende aus Osterode beauftragt, dessen Urteil
über die Restaurierung noch erheblich drastischer
ausfiel. Der Antrag auf weitere Zuschüsse aus staat-
lichen Mitteln — gestellt am 15. Januar 1904 mit
dem Hinweis auf die ursprünglich zugesagte Drit-
telfinanzierung zwischen Provinzialausschuß,
Staat und Stadt — erbrachte vom Provinzialaus-
schuß noch einmal 900 Mark. Eine weitere Staats-
beihilfe wurde jedoch abgelehnt, da die Instand-
setzungsarbeiten vom Standpunkt der Denkmal-
pflege aus in „wenig befriedigender“ Weise aus-
geführt worden seien.
Die Rüge der Denkmalpflege mag zu Recht er-
folgt sein, aber in einem Punkt war die Kritik des
Konservators Lutsch unbegründet. Das „unüber-
legt“ angeordnete Fallrohr in der Mitte der Nord-
fassade ist schon auf einem vor der Restaurierung
91 aufgenommenen Foto an der gleichen Stelle zu
sehen, Jacob hatte also daran nichts verändert. Das
Fallrohr wurde erst jetzt bei der jüngsten Fassaden-
restaurierung entfernt. Auch sollte nach Meinung
des Konservators die Figur der Justitia vom Trep-
penvorbau vollständig erneuert werden. Tatsäch-
lich war das aber für den Pfosten mit den Fruchtge-
hängen erforderlich.
Ausbau des zweiten Obergeschosses 1908 bis 1910
Bereits 1892 war ein Ausbau des Obergeschosses
zu Wohnzwecken im Gespräch. Hase sah in seiner
Planung wegen Geldmangels jedoch davon ab,
124 während Jacob 1903 Zeichnungen für die etwaige
125 Einrichtung einer Dienstwohnung in den oberen
Räumen des Rathauses vorlegte, nach denen das
zweite Obergeschoß in eine 12-Zimmer-Wohnung
von rd. 305 qm verändert werden sollte. Auch die-
ser Entwurf wurde nicht ausgeführt.
Die Obergeschosse dienten noch Anfang dieses
119 Jahrhunderts als Frucht- oder Schüttboden, auf de-
nen das Zinsgetreide („Satzhafer“) der Rats- und
Kespeldörfer gelagert wurde. Lediglich im Nord-
bereich des zweiten Obergeschosses waren drei
Gerätekammern abgeteilt. Nach der endgültigen
128 Krempziegel mit Handwerkerzeichen. Diese Dachpfanne
wurde beim Aufräumen auf dem Dachboden gefunden.
129 Die Jahreszahl 1854 auf einer Steintafel im Unterbau des
Treppenaufganges zur Laube soll an die Erneuerung der
Werksteinarbeiten erinnern.
130 Bauinschrift von 1902 im Netzwerk der Halbsäulenvor-
lage auf der Nordseite.
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