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Feilchenfeld, Fabian; Freund, Samuel [Editor]
Kurzgefaßtes Lehrbuch der jüdischen Religion für Schule und Haus — Frankfurt am Main: Verlag von J. Kauffmann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.62088#0107
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Vorſchrift, die Tiere auf etwaige Krankheiten hin zu unter-
ſuchen. Das Entfernen des Blutes durch das Schlachten,
durch das Entadern ſowie durch Wäſſern und Ausſalzen
ſchützt das Fleiſch vor Fäulnis und erhält es ſo geſünder.
Das Bedecken des Blutes bei Gewild und Vögeln, alſo bei
ſolchen Tieren, die in der Regel vor den Hausgenoſſen ge-
ſchlachtet werden, ſollte wohl die Gewohnheit, Blut zu ſehen,
fernhalten. (Sefer hachinuch 187.)

Schluß.

Hier bei den Speiſegeſetzen und bei den anderen Geboten
und Verboten unſerer Thora ſowie bei den frommen Ge-
bräuchen, die ſich im Laufe der Zeiten aus dem frommen
Sinne der jüdiſchen Gemeinde herausgebildet haben, tritt
uns nicht überall der völlig einleuchtende Grund klar vor
Augen. Aber wir erkennen deutlich den Geiſt, der ſie durch-
weht, den Geiſt der Weisheit, der ſittlichen Erkenntnis und
Gottesfurcht. Überall tritt die Abſicht hervor, den Menſchen
aus tieriſcher Sinnlichkeit zur Gottähnlichkeit zu erheben und
auch den ſinnlichen Genuß zu weihen. Alle dieſe Vorſchriften
ſind darauf berechnet, uns zum Guten hinzuleiten oder von
Verirrungen und Verſuchungen zur Sünde ſchon von weitem
fernzuhalten. Unſere Lehrer weiſen darauf hin, daß Iſrael
am Sinai erſt das: „Wir wollen tun“ ausrief und dann
„wir wollen hören“ Gerſtehen) (Gittin 7aJ. Wir erkennen
bisweilen einen religiöſen Brauch erſt dann in ſeiner be-
ſeligenden Wirkung, wenn wir ihn lange in ſinniger Weiſe
geübt haben.

Aber wir dürfen uns nicht einer ſorgfältigen Prüfung
unſerer religiöſen Lehren und Gebräuche entziehen. Wir
müſſen ſie in ihren tieferen Gründen zu erforſchen ſuchen
und immer das Weſentliche vom Unweſentlichen unterſcheiden.
(R. Bechai in ſeiner Vorrede zu den Herzenspflichten. Ibn
Esra in ſeiner Vorrede zur Erklärung der Thora) Das
Judentum hat ſich nicht ganz frei halten können von den
abergläubiſchen Gebräuchen der es umgebenden Völker, ob-
 
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