Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

DOI Kapitel:
Hefte 29-30, September 1917
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0175
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
.

ßyroniL.

L». «lugust. »uf de« Nsrduser ded Pruth werden
stark verschanzte Stellungen i« Eturm grnammen.

SS. A«»«st. Deutsche Erfolge wrstlich des «ittle«»
Erreth-

»l Za viazedouie» rnglisch« Batatllone

unter schweren Berlusten geschlagen.

I. Eepte«t»«r Eeegefett nördlich von Horn» Riff.
mglische Kreuzer und Torvedoboote gegen deutsche bewaffnete
Fischrrboote- Rach kurzem Gefrcht zieht fich der geind
zuriick.

5. Eeptember Dentkche porpg gehen bri Uexküll öst-
lich von Riga ttber die Düna. Ilnter ihre« Druck begtnmn
di« Ruffen ihren Brückenkopf westlich deS FluffeS eiligst z«
rüumen.

». Leptember. Riga, die alte denlsche stolonialst-dt,
Srüvdung dei deutschen OrdrnS, do» «nseren Truppen ge-
nommen. -

8. Eeptember. Tüuamünde, dieHafenfeste Riga», ln
«nserer Hand.

6. Srptember. Srsolgrriche Luftangriffe auf London,
Bordringen in Livland.

7. Eeptember« llnsere Truppen strhen 7g Kiloaeeter-

östlich Riga. G

«. September. Der Kaiser i» Riga.

S. September. Heftige KSmpfe vor Berdun- 300
Eefangene gemacht.

llv. Eeplember Der ruffifche EeneraliffimuS Kor-
nilow stellt on Kerenski, den ruffischrn Ministerpröfidenten,
die Forderung. abzudankrn und ihm al» Diktator die Ee-
, walt zu übergeben. Keren'ki setzt Koruilow ab.

II. Eeptember. Kornilow »arschiert gegen Peter»-
burH. Lrohmder Bürgerkrieg in Rutzland-,


NMffh.--

Awei Hescüichten.

Bou Iohanu Peter Hebel.

Per kk«se Mchler.

Daß nicht alleS so unebra fei. waS im Morgrn-
lande geschieht, daS haben wir fchon manchwal
gehört. Auch folgeade Brgebenheit soll sich dafelbst
zugetragen habrn. Liu reicher Mann hatte eine be-
trächtliche Seldfnmme, welche in em Tuch einge-
»Sht war, auS Unoorsichtigkrit verloren. Er machte

daher seiuen Berlust bekannt und bot, wie man zu
tun pflrgt, dem ehrlichen Finder einr Belvhuung.
und zwar von hundert Talern an. Da kam bald
ein guter uud ehrlicher Mann dahergegangen. Dein
Geld habe ich gefunden. DieS wird'S wohl sed»!
So uimm dein Sigentum zurückl So sprach er
mit dem hriteru Blick eineS ehrlichen ManurS und
eineS guten Sewiflen«. und taS war schön. Der
andere machte auch ein fröhlicheS Sesicht, aber uur,
weil.er sein verloren gefchätzteS Geld wieder
hatte. Denn wie eS um seine Shrlichkeit auSsah,
daS wird flch bald zeigen. Er zählte daS Geld
und dachte unterdeflen geschwinde nach, wie rr den
treuen Finder um seine versprochene Belohnung
bringen könnte. „Guter Freund," sprach er hier-
auf, „eS waren eigentlich achthundert Taler in dem
Tuch eingenäht. Jch finde aber nur noch fieben-
hundert Taker. Jhr werdet alfo wohl eine Naht
aufgrtrennt und Sme hundert Taler Brlohnung
schon herauSgenommrn haben. Da habt Jhr wohl
daran getan. Jch danke Euch." DaS war nicht
schön. Aber wir find auch noch nicht am Lnde.
Lhrlich währt am längsten, und Unrecht schlägt
feinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem
eS weniger um die hundert Diler. alS um seiue
unbescholtene Rechtschaffenheit zu tun war, ver-
sicherte, daß er da» Päcklein fo grfunden habe, wie
er eS bringe, uod eS so bringe, wie er'S gefunden
habe. 8m Ende kamen ste vor den Richter. Beidc
bestanden auch hier noch auf ihrer Behauptung,
der eine, daß achthundert Taler seien eingenäht
gewesen, drr andrre, daß er von dem Gefundenen
nichts geaommen und daS Päcklein nicht versehrt
habe. Da war guter Rat teuer. Aber der kluge
Richter, der die Ehrlichkeit deS einen und die fchlechte
Srsinnung deS andern^zum oorauS zu kennen
schien, griff di« Sache so an: er ließ sich von beiden
über daS. waS ste auSsagten, eine feste und feier-
liche Bersicherung geben, und tat hierauf folgenden
Aurspruch: Drmnach, und wenn der eine von ruch
achthundert Taler verloren, der andere aber nur
ein Päcklein mit siebeuhundert Talern gefunden
ha'. so kann apch daS Geld drS letzteren nicht daS
nämliche sein, auf wrlcheS der erstere eln Recht hat.
Du, ehrlicher Freund, nimmst al'o daS Geld, welcheS
du gefunden hast. wieder zurück, «nd behältst eS
in guter Berwahrung, biS der kommt, welcher nm
siebenhundert Taler oerloren hat. Und dir da
weiß ich keinen Rat, alS du geduldest dich, biS
derjenige fich meldet, der deine achthundert Taler
findet. So sprach der Richter und dabei blieb eS.

«*ßklqa-tte Hespeust.

Jn rinem gewiflen Dorfe. daS ich wohl nennen
könnte, geht ein üblicher Fußweg über den Kirch-
hof, und von da durch den Acker eineS ManneS,
der an der Kirche wohnt, und eS ist ein Recht.
Wen» nua die ASrrwege bei nafler Wittrrung
schlüpfrig und ungangbar find, ging man immer
tiefer in den Acker hinein «nd zertrat dem Eigen-
tümer die Saat, so datz bei anhaltend fruchter
Witterung der Weg immrr breiter «nd drr Acker
immer schmäler wurde, und da« war keia Recht.
Zum Teil wuffte nun der beschäd'gte Mann stch
wohl zu helfen. Sr gab bei Tage, wenn er sonst
nicht» zu tun hatte, fleißig acht, und wrnn zin
uvverständiger Mensch diesen Weg kam, der lieber
seine Schuhe al« seineS NachbarS Geistenfaat schont«,
so lief er fchnell hinzu und pfändete ihn, oder tat'S
mit ein paar Ohrfeigen kurz ab. Bei Nacht aber,
wo man noch am erstrn einrn guten Weg braucht
und sucht, war'S nur desto schlimmer, und die
Dornenäste und Rispen, wit wrlchen rr drn
Wanderera verständlich machen wollte» wo der Weg
sei, waren allemal in wenig Nächtea niedergeriflea
oder auSgetreten, und mancher tat'S vielleicht mit
Flriß. Sber da kam dem Mann rtwaS andere»
zu statten. E» wurde auf einmal unficher auf
dem Kirchhofe, über w^chen der Weg g'ng. Bei
trockenem Wetter und etwaS hellen Nächten sah
man oft ein lange» weißeS Gespenst übrr die
Gräber wandeln. Wenn eS regnete oder sehr
finster war, hörte man im BeinhauS bald ein
LngstlicheS Stöhnen und Wiafeln, bald ein Klappern,
alS wena alle Totenköpfe und Totengebeine dmin
lebrndig werden wollten. Wer daS hörte, der
sprang bebend wieder zur nächsten Kirchhoftüre
hinauS. und in kurzer Zeit fah man, fobald der
Abend dämmerte und die letzte Schwalbe auS der
Luft verschwunden war, gewiß krinen Meafchen
mrhr auf dem KirchhofSwege, biS rin verständiger
und herzhaster Mann au» einem benachbartea
Dorfe sich an diesem Ort verspätete und den
nächsten WeL_nach Hause doch über diesen ver-
schrienM Platz und Lber dr» Gerstenacker nahm.
Denn ob ihm gleich feine Freunde die Gefahr
vorpellte« und lange abwehrten, fo sagte er doch
am End«: Wenu «S rin Geist ist, geh' ich mit
Gott alS ein ehrlicher Mann den nächsten Weg
zu meiner Frau und zu meinen Kindern heim»
habe nichtS Bösr» getan, und ein Seist, wenn'»
auch der schlimmste unter allrn wäre, tut mir
 
Annotationen