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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 58, Dezember 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0348

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e«r«rett-Leltung.

Krivgsanleihe. Von 31 Millionen Mark
Kriegsanleihe, die in Freiburg i. B. gezeichnet
wurden, hat die Zeichnung der dortigrn Truppen-
teile, Dienststellen und Reseroelazaretten beim
Standortkommando die Summe von 13,2 Millionen
Mark ergeben. womit im Verhältnis zur gegen-
wärtigen Kopfzahl der Erfolg der letzten (8.)
Kriegsanleihe noch um ein Beträchtliches gesteigert
wird.

Mt.

Dsn Lararrktkamvradrn zur Kenntnis,
daß wegen Stockung im Westen und Umschaltung
des Derkehrs sämtliche Feldpostlendungen nach
der Westfront oorläufig eingestellt sind. — Der
gesamte Postverkehr nach Orkn südlich des Brenner
und an der Str.cke Jl>nsbruck-Brenner sowie nach
Fiume ist eingestellt und drr Paketverkehr nach
Stei rmark, Kärnt-n, Krain und Ungarn gesperrt.
— Es wird ferner darauf aufmerksam gemacht,
daß viele Bri fe noch ofßn eingeliefert werden.
Nach Aufhi-bung der Zensur für das Jnland
können solche Briese geschlossen werden.

Als blrilrendes Denkmal

an die unerhörten Leistungen des deutschen Volkes,
an die gigantischen Leistungen seines Heeres, schlägt
der Badische Landeswohnungsinspektor l)r. Hans
Kampffmeyer im „Prometheus" die Gründung
einer neuen deutschen Stadt vor, die sowohl als
Kriegsdenkmal wie als Mustersiedelung in-
sofern praktische Werte vereinen soll, als sie als
Vorbild für das deutsche Siedlungswesen in der
Zukunft dienen müßte. Ein solches Vorbild brauchen
wir unbedingt, da nach dem Kriege auf alle siälle
eine möglichst großzügige Bevölkerungspolitik ein-
setzen muß. Der Boden, auf dem die künflige
Stadt sich erheben soll, müßte in den Besitz der
Gemeinde übergehen, damit von vornherein jede
Bodenspekulation unmöglich wäre. Außerdem
könnte dann der allmähliche Wertzuwachs für
gemeinschaftliche Zwecke verwendet werden. Archi-
tektonisch soll diese Stadt. nach dem Muster der
Gartenstädte, nur aus Einzelhäusern mit Gärten
bestehen. Es wird vorgeschlagen, daß für kein
Haus, auch nicht in den Geschäftsstraßen, eine
Höhe von mehr als drei Stockwerken zugelassen
werden könne. Zur Errichtung der Wohnstätten
sollten gemeinnützige Baugenossenschaften gegründet
werden, die auch den Erwerb der Häuser erleichtern
sollten, und zwar nach dem Prinzip, daß jedes
Haus nur durch seine Bewohner erworben werden
kann. Die Geschäflshäuser und Läden müßten
durch die Stadtgemeinde erbaut und vermietet
werven. Die Theater und sämtliche andere Stättep.
die dea Vergnügungen und der Erholung dienen,
müßten stch dauernd in dem Besitz der Gemeinden
befinden. Als Ort für die Anlage dieser Muster-
stadt käme naiürlich nur eine für Jndustrie und
Gewerbe günstige Gegend in Betracht, wobei gute
Bahn- und Wasserverbindungen unerläßlich smd.
Nach Ansicht l)r. Kampffmeyers könnte die Ver-
wirklichung des Projekts durch eine Reichsstiftung
geschehen, die durch Sammlungen verstärkt werden
müßte. Für den Erwerb und die Aufschließung
des Geländes wird die Gesamtsumme von 12,5
Millionen Mark in Rechnung gestellt. Die Bau-
kosten für die Wohnstätten, die anfangs für eine
Einwohnerschaft von 20000 Menschen ausreichend
sein sollten, müßten in der Höhe von ungefähr
35 Millionen Mark zu 90 Prozent durch Be-
leihung durch die Landesversicherungsanstalten und
andere öffentliche Kaffen beschafft werden, die rest-
lichen 10 Prozent hätten die Bewohner selbst auf-
zubringen, und die Bundesstaaten, Provinzen und
Städte könnten hier durch die Uebernahme von
Patenschasten hilfreich wirken. Auch für die Auf-
bringung der ÄUtel für die öffentlichen und
gemeinnützigen Einrichturtgen der neuen Stadt
macht vr. Kampffmeyer eine Reihe praktischer und
schöner Vorschläge. Das Rathaus z. B. könnte

eine gemeinsame Stiftung sämtlicher deutschen
Städte werden, die Gas-, Elektrizitäts- und Waffer-
werke sollten die am Bau derartiger Werke inte-
ressierten Jndustrien stisten. Eine solche Sladt
wäre talsächlich das großzügigste bleibende Denk-
mal der seit vier Jahren durchlebten Zeit, und
dem Siediungswesen würde sie als beftes Lehr-
objekt dienen.

Verufsberakmgsstrllr für Lrirgs-
beschädigke

Unsere Geschäftsstelle befindet sich vom

1. November 1917 an im Großh. Bezirksamt,
Zimmer Nr. 8, und ist bis auf Weiteres jeden
Montag und Donnerstag Nachmittags von 3—5
Uhr geöffnet.

Die Beratungsstelle steht für Auskünste über
alle Fragen der Kriegsdeschädigtenfürsorge zur
Verfügung.

Der Berufsberatungsstelle gehören an:
als Vorffitzender:

Stadtrat und Landtagsabgeordneter Hermann
Koelblin, Stephanienstraße 3,

als Mitglieder:

Geheimerat MaxBesler, Maria-Vlktoriastraße 10
Rektor l)r. Karl B reinlinger, Langestraße 57.
Rentner Heinrich Eder, Zeppelinstraße 1.
Buchhändler Hugo Faber jung, Lichtentalerstr. 2.
Hoflieferant Georg Müller, Lichtentalerstr. 40.
vr. Otto Roith, Oberarzt des städt. Kranken-
hauses.

l)r. Walther Schultze-Münchow, Quettigst. 24.

Verteilung der Herren auf die einzelnen Lazarette:
Rentner Eder: Sanatorium Ebers, Josephineu-
heim, Landesbad, Vincentiushaus.
Buchhändler Faber jung: Baracken 1—10.
Stadtrat Koelblin: Badischer Hof und Stadt
Straßburg.

Or. Schultze-Münchow: Park-Hotel.
Hoflieferant Müller: Baracken 11—20.

Jeder Kriegsinvalide, der des Rates und der
Hilfe bedars, wende fich vertrauensvoll an den

..Badijcherr Heinmtdank"

Bezirksausschuß Baden
(Bezirksamt)

an die örtlichen Fürsorgestellen in den Land-
gemeinden des Amtsbezirks Baden und in der
Stadt Baden (RathauS)

an die Berufsberatungsstelle des „Badischen
Heimatdanks" hier

oder an den militärischen Lazarett-Arbeitsnachweis,
(Gr. Amtsgericht, Vincentistr. 5, Telefon Nr. 151.)

Merkbakt Mr Lriegsinvaliden.

1. Der durch Kriegsoerwundung Verstümmelte
oder am freien Gebrauch seiner Gliedmaßen
Behindrrte kann wieder arbeiten lernen, wenn
er selbst den festen Willen zur Arbeit hat.

2. Es soll daher keiner den Mut sinken laffen
und an seiner Zukunst verzweifeln; er muß
sich nur ernstlich bemühen, den ärztlichen Vor-
schriften voll nachzukommen und die not-
wendigen llebungen mit Eifer und AuSdauer
betteiben.

3. Selbst derjenige, dem ein oder mehrere Glied-
maßen fehlen, kann mit geeigneten künstlichen
Gliedern, die ihm die Heeresverwaltung liefert,
HSufig, ja meistens in seinem alten Beruf
wieder tätig sein, wenn er sich genüaende
Mühe gibt, das ihm Verbliebene in richttger
Weise auszunützen und den Gebrauch der
künstlichen Glieder zu lernen. Die Heeres-
verwaltung wird ihm mtt allen Mitteln die
Wege dazu ebnen.

4. llnd wer in seinem früheren Beruf nicht wieder
tättg sein kann, kann sicher in einem anderen
Beruf noch etwas leisten, nur muß er es sich
nicht verdrießen laflen, mit Tatkrast und
Fleiß sich in die neue Beschäfttguag einzuleben.

5. Jeder, der es bedarf, wird sachverständigen
Rat für die Wahk eines Berufes schon im
Lazarett finden und nach seiner Entlaflung
Gelegenheit haben, sich in geeigneten Fachschulen
usw. für einen neuen Beruf vtzrzubereiten oder
in seinem alten Beruf wieder einzuarbetten.

6. Jeder hüte fich darum, sich als ein unnützes
Glied der Gesellschast zu bettachten, er setze
von Anbeginn seinen Stolz darein, trotz der
für das Vaterland erlittenen Verluste sobald
wie möglich wieder ein schaffendes und er»
werbendes Glied seiner Familie zu werden.

7. Es vermeide jeder, sei er oerwandt oder be-
steundet, einen Verstümmelten in falschbetätig-
tem Miileid nur immer zu bedauern und
eine Hilflosigkeü zu beklagm. Bei aller herz-
lichen Teilnahme richte er ihn vielmehr aus,
stärke er ihm das Vertrauen auf eine beffere
Zukunft, die Hoffnung auf ein selbständiges
Erwerbsleben, wie es dank der heuttgen Lrzt-
lichen Kunst, dank der heutigen Technik und
dank des sozialen vaterländischen Sinnes
unseres Volkes, der Arbeitgeber wie der
Arbeitnehmer, für fast alle, auch die Schwerst-
bettoffenen erreichbar ift.

Helfe jrdrr an seinrm Trilr dazu!
Ktarkrr Willr füffrt ;um Zirl!

Vergünstigungrn»

welche die in den kazaretten in der Stadt

Baden-Baden untergebrachten kranken und
verwundeten Soldaten genießen:

s. ltturhaus. Freier Eintritt in den Kurgarten
und unentgeltlicher Besuch der gewöhnlichen
Konzerte daselbst und im Kursaal. Besuchs-
erlaubnis nach besonderen Bestimmungen des
Reserve-Lazaretts.

2. Straßenbahn. Benützung der Straßenbahn

für eine beliebig lange Strecke zum Preise
von 15 Pfg.

3. Soldatenheim des Roten Ureuzes. Täglich

von 2—4 Uhr Kaffee mit Gebäck. Bier, Limo-
nade, Zeitungen, Zeitschristen, Spiele, Klavier,
Leihbücherei.

Jeden Donnerstag und Sonntag Konzerte.
Kartenspiele für Handbeschädigte.

4. Unentgeltliche Rechtsauskunft. Werktags

von 3 bis 8 Uhr nachmittags bej den Herren
Rechtsanwälten l)r. Ernft Herrmann,
Langestr. 60, llr. Julius Höwig, Augusta-
platz 2, und August S chäfer, Sophienstt. 29.

5. Rriegsinvaliden - Fürsorge. Beratung der

Knegsinvaliden (auch der aus dem Lazarett
noch nicht entlaffenen, kranken und verwundeten
Soldaten) in allen sie betreffenden AngeleHen-
heiten. insbesondere Berufsberatung. (Srehe
„Berussberatungsstelle".)

>. Unterricht im Rechnen, Geschästsführung usw"
Montags und Donnerstags nachmittags von
5 bis 6'/» Uhr, im Vincentischulhaus nach
den besonderen Bestimmungen des Reserve-
LazarettS.

Für die Echristleitung der Beilaae vermüwortlich:
Stadttat H. Koelblin, Etefanienstr. S. Baden-Vade»
Drnck: E. Kölblin, Hofbuchdruckerei, Vcwru-Badeu.
 
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