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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 31-32, Oktober 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0181

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11» Teptrmbrr. Der rüfiische OberbefthMsber Kor-
nilow, der sich gegen die Regierung empört hat- marschiert
grgcn Petersburg. >- ! .

12. Srptember» Wirren in Rußland.

. 13. September. Jn Frankreich bildet Painftdö ein
neues Kabtnstt mit dem zurückgetretenm bisherigen Minister-
prSsidenten Ribbt als Minister des Auswärtigen. Die
Soziäldiinvkraten verweigcrn die Teilnahme an diesem Äa-
binett und kein angefehenes Mitglied der radikalen Partei
tritt in das Kabinett ein- -

14. Srptrmber. Kornilow kapiiuliert. Die Regierung
Kerenskis ist dadurch gestärkt. Zugleich nimmt aber auch
die Macht Ler friidensfreundlichen Arbeiter- und Soldaten-
räte wieder zu. /; ' ' ,

28. Srptrmber. Die Engländer eröffnen eine neue
Offenfide in Flandern- (3. Flandern-Schlacht.)

21. September. Der evglisch« Angriff in Flandern
gescheitert,

. 22. Deptember. Die deutsche Antwortnote an den
Papst erklärt erneui die Bereitschaft Deutschlands zn einem
Berständigüngssrieden anf Grund der Friedensresolütionen
der Reichstagsmehrheit-

Zakobstadt, der fttffe Brückenkopf der Russeii auf dem
wefllichen Dünausrr, wird von deutschen Trupprn genommm.

23. September. Das westliche Dünauftr ist voll-
ständig in dcn HLndm der Deütschm.

24» September. Jm Augnst habm unsere U-Boote
808609 Tonnen feiüdlicher Handelslchifft verfenkt. Seit
Beginn dcS üncingeschränktm U-Bootkrieges älso 0 303 009
Tonnen. Es bleibm der seindlichm Handelsschiffahrt, soweit
die Schiffe nicht zu Kriegszwecken beüutzt werdcn, unb
weäü wir den Angabm Glauben fchenlen, die Lloyd
George über die wachsenden Neubaütm gemacht hat, jetzt
noch 0115999 Tonnen Übrig.

28. Srptember. Erfolgreiche Lustangriffe aus London
und Südenglcmd.

Der rote Kampfflieger?

Voa Mansred Freiherr v on Richthofen-

Mein achles.

Ächt war zu Boelckes Zeiten eine ganz anstän-
digr Zahl. Jeder, der heutzutage von den
kolosialen Zahlen der Abschüsie hört. mutz zu der

.*) Dem glänzmdm, in ungestümem Tempo niederge-
schrftbcnen Buche dcs berühmtm dmtfchm Fliegers Richt-
hofen ,Der rote Kampsflftgcr', das svebm im Berlage von
Allstein L Co. erschemt (Preis 1 Mk. mit vielen Jllustra-
tivnen versehen) mtnehmen wir drei Episoden: wie cr seinen
achien Gegner im Luftkampf eriedigte, feinen fechzehntm,
für de» er den konr Is iüsrite bekäm, und dm dreiund-
drribjgstm. feine rrste DublrUe. > .

Ueberzeugung kommrn, datz das Abschiehen lrichter
gewordeu ist. Jch kann ihm nur eins versichern,
daß dieses von Monat zu Monat, ja, von Woche
zu Woche schwieriger wird. Natürlich bietet sich
die Gelegenhcit jetzt öfters, abzufchietzen; abrr
leider wird die Möglichkeit, selbst abgeschossen zu
werden, ebenfalls grötzer. Die Brwaffnung des
Gegners wird immer besier, seine Zahl immer
grötzer. Als Jmmelmänn seinen ersten abschotz,
hatte er sogar das Glück, eincn Gegner zu finden,
der gar kein Maschinengewehr bei sich hatte. Solche
HSschen findet man jetzt höchstens noch über Jo-
hannisthal. Am 9. Novernber 1916 flog ich mit
meinem kleinen Kampfgenosien, dem achtzehnjährigen
Immrlmann, gegen den Fcind. Wir waren zu-
ia ;-men bei dec Jagdstoffel Boelcke, kannten uns
schon vorher und hatten uns immer sehr gut ver-
tragen. Kameradfchoft ist die Hauptsache. Wir
zogen los. Jch hatte schon sieben, Jmmelmann fünf.
Für damalige Zeiten eine ganze Menge.

. Wir sind ganz kurze Zeit an der Front, da
fehen wir ein Bombengeschwader. Es kommt sehr
frech geflogen. Jn ungeheurer Zahl kommen sie
natürlich wieder an» wie überhaupt immer während
der Sommeschlacht. Jch glaube, in dem Geschwa-
der waren etwa vierzig bis fünfzig, genau kann
ich die Zahl nicht angeben. Sw hatren stch gar nicht
weit weg von unferem Uughafen ein Zirl für ihre
Bomben ausgesucht. Kurz vor dem Ziel erreichte
ich den letzten der Gegner. Wohl gleich meine
ersten Schüsie machten den Mafchmengewehr-
schützen im feindlichen Flugzeug kampfunsähig,
nwchteu wohl auch den Pilöten etwas gekitzelt
haben, jedensalls entschlotz er sich zur Landung mit-
samt seinen Bomben. Jch brannte ihm noch einige
auf den Bast, dadurch würde das Tempo, in dem
er die Erde zu erreichen suchte, etwaS grötzer, er
stürzte nämlich ab ünd fiel ganz in der Nähe
unseres Flughafens Lagnicourt.

*

Uortr te mvrite.

Der Sechzehnie ist gesallen. Jch stand somit
an der Spitze sämtlicher Jagdstieger. Dieses war
das Ziel, das ich erreichen wöllte. DaS hatte ich
scherzeshalber mal vor einrm Jahr zu weinem
Freund Lynker gesagt, als roir zusammen schulten
und er mich fragle: ,Was ist denn Jhr Ziel —
was wollen Sie erreichen als Flieger?" Da meinte
ich so scherzhaft: »Nun, so an dr'r Sp tze der

Jagdstieger zu fliegen, mutz doch ganz schön sein l^
Datz dies mal Tatsache würde, habe weder ich mic
zugetraut noch andere Menschen mir. Bloß Boelcke
soll einmal gesagt haben — natürlich nicht mir
direkt persönlich, aber man hat es mir nachher er-
zählt — wie er gefragt wurde: »Wec hat denn
Aussicht, mal ein guter Jagdflieger zu werden?'
da foll er mit den Fingern auf mich gezeigt mld
gesagt habrn: ,Das ist der Mannl"

Boelcke und Jmmelmann hatten mit dem Ach-
ten den kour ie mörlte bekommen. Jch hatte das
Doppelte. Was wird sich nun ereignen? Jch war
sehr gespannt. Man munkelte, ich würde eine
Jagdstasiel brkommen. Da kommt eines Tages
das Telegramm: .Leutnant v. R. zum Führer
der Jagdstaffel 11 ernannt." J.ch mutz sagen, ich
habr mich geärgert. Man hatte sich so schön mit
den Komkradrn der Jagdstaffel Boelcke eingearbei-
tet. Nun wieder ganz von neuem anfangen, das
Einleben usw. war langweilig. Autzerdem wäre
mir der l?our Is mörits lieber gewesen.

Nach zwei Tagen — wir sitzrn gemütlich bei
der Jagdstagel Boelcke und feiern meinen Abschied
—, da kowmt das Tekegramm aus dem Haupt-
guartrer. datz Majestät dic Gnade hatte, mir den
?our le merit« zu verleihen. Da war die Freude
natürlich grotz. Es war ein Pflaster auf das
Borangegangene.

-r-

Jch hatte es mir mcht so nett vorgestellt,
sekbst eine Jagdstaffel zu führen, wie es nachher
in Wirklichkeit geworden ist. Jch habe mir nie
träumrn lasien, datz es mal eine Jagdstasiel Richt-
hofen geben würde.

*

Hrste Aublette.

Der 2. April 1917 war wieder einmal eiu
heitzer Tag für meine Stoffel. Bon meinem
Platze aus konnten wir deuüich das Trommrlseuer
hören, und geiade heute war es mal wieder sehr
heflig.

Zch lag noch im Bett. da kommt mein Bursche
zu mir hereingestürzt mit drm Ausruf: ,Herr
Leutnant, die Evgländer sind schon dal^ Noch
etwas verschlafen gucke ich zum Fenster 'raus, und
tatsächlich, da kreisen über Lem Platz brreits meme
lieben Freunde. Jch 'raus aus meinem Bett, die
Sachen angezogrn, war einS. Mein roter Vogel
stand zur Morgenarbeit am Start. Meine Mon-
 
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