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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 19-20, April 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0109

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V. Dreisausfchreiven.

Von den Soldaten Gustav Adolphs ist gesagt
rvorden, daß sie marschierend Geographie lern-
ten und Geschichte machten. Dieses Wort von
den Soldaten deS 30jährlgen Krreges gilt auch von
den Heeren unferes jetzigen großen Weltkriegks.
Auch sie sind im Kamvfe durch fast alle Länder
Eurovas und bis nach Asien hinein marschiert und
haben in Kämpfen und Märschen Geographie ge-
lernt und Geschichle gemacht. . „

Wer starke Eindrücke hatte, möge davon be-
richten. Wie es ihm war, als er in Lagelangen
Fahrten durch Land und Länder kam; wie er die
Berge kennen lernte, die es zu ersteigen, zu über-
winden galt, die Flüsse, über die Brücken zu schlagen
waren. Wie er fremdes Land betrat, die Lebens-
weife sremden Volkes sah, die fremde Landschaft
empfand, mit der deutschen Landschaft verglich.

„Heographie im Weklkrieg"

ist das Thema unseres sünften Preisausschreibens.
Was wir erwarten ist Erzählung und Schil-
Lerung.

Drum soll keiner glauben, daß er nicht ge-
bildet genug wäre, sich an unserem Preisausschreiben
zu beteiligen. Jede Beteiligung ist willkommen.
Die besten Arbeiten werdeü in der Lazarctt-Zeitung
veröffcntlicht.

Es ist ausgesetzt: ein Preis im Werte von
40 Mk., zwei im Werte von 25 Mk. und sünf rm
Werte von 10 Mk. (nach Wahl in Geld, Büchern
oder Gebrauchsgegenständen). Außerdem drcißig
Preise in Büchern, deren Gebiet bestimmt werden
kann. „ ^

Letzter Einsendungstrrmin: 1. Mai. Die Sen-
dungen sind zu adressieren: Lazarett-Zeitung, Frank-
smt a. M.. Kriegsfürsorge, Theaterplotz 14. Zivil-
Leruf isb anzugeben. Auf dem Briefumschlag daS
Wort: Preisausschreiben.

An die Kameraden in den
Lazarellen r

Es war unseres lieben Kaisers Wille durch
sein griedensangrbot dem Llutigerr Kampfe ein
Ende zu machen. Unsere Feinde ober haben dieses
edle Angebot schnöde oon der Hand gewiesen.

Auf allen Kriegsschauplätzen bereiten sich neue
bedeutüngsvolle und entscheidende Ereignisse zur
lcvorstehenden Frühjahrs-Offensive vor.

So wie jeder einzelne Kamerad draußen seine
ganze Kraft m deu .'ienst des Vaterlandes stellt
und keine Entbehrungen und Strapazen scheut, so
müssen auch wir, die wir noch zeitig in der Heimat
verbleiben dürfen, es an uvs nicht fehlen lassen.
unfere Daheimgsbliebenen zu ermahnenund zu bitlen.
ihr Möglichstes im Werben und Zeichnen der neuen
sechsten deutfchen Kriegsavleihe zu tun.

Wir wollen den Feinden erneut zeigen und
beweisen, daß sie uns ebenfowenig durch ihre
niederträchtigen Lügen, durch Waffenerzeugung sost
aller Länder der Erde und.durch Aushungern, wie
durch Erlahmen unserer Finanzkrost aus die Kniee
zwingea können.

Unser durch nichts zu brechender Siegeswrllen
bedarf zur Durchsetzung einer neuen Schärfung der
Waffe unserer Kriegsanleihe.

Darum Kameraden helft mit und erinnert
Eure Eltern, Brüder, Schwestern, Verwandten und
Bekannten daran, daß es eine heilige PflichL für
eimn jedrn ist, der sich in der Lage befindet, Wert-
popiere zu kaufkn,

Kriegsanleihe zu zeichnen.

Christian Seitz. Erf.-Res.. Ers.-Batr.R. I. R. 11Ü.

3. Komp., z. Zt.: Res.-Lazarett, Station Musik-
schule, Friedberg i. H-

Kriegsankeihen ats Wotks-
ankeihen.

Von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Hermann Schumacher.

W:e unsere Kriegsührung durch ihre rühige
Sicherheit ihre Zuvrrsicht einstötzendes Gepräge er-
hält, so vollzieht sich auch unsere Kriegsfinanzierung

in stolzer Ruhe und Regelmkßigkcit. Während bei
unseren Feinden die Erörterungen nie verstummen,
ob eint neue Kriegsanleihe angelegt werden soll
oder nicht, ergeht in Deutschland jedes halbe Jahr
der finanzielle Kriegsruf an die Bevölkerung, und
jedes halbe Jahr ist ihm mit gleicher Pflichttreue
entsprochen worden. IV?. 9, 12, 11, 10'/,, im
ganzen 47 Milliarden Mark innerhalb zweier Jahre
— diese eindrucksvollen Zahlen bezeichnen die
finanziellen Siege, die kaum minder bedeutsam als
die militärischen, das deutsche Volk bisher in
diescm Kriege zu verzeichnen hat. Keiner unserer
Feinde hat Vergleichbarrs aiiszuwe'lstii. Jns-
befondere England hatte bis zum Beginn des
Jahres 1017 nur 19 Milliarven Mark durch laug-
fristige Anleihen ausgebracht und hat sveben unter
unglaublichcn Anstrevgungen diesen Betrag auf 36
Milliarden Mark gesteigert. Noch iwmer hat das
deutsche Volk einen beträchtlichen Vorsprvng, und
es wird ihn durch die jetzt zur Zeichnung aufge-
legte sechste Anleihe mit nicht erlahmcnder Krast
rvirksam wieder vergrüßern.

Jn dirsem Nnterschied spiegelt sich die mili-
tärische Lagr. Bei uns sorgen unserr Soldaten
dafür, daß stets eine günstige Konjunktur sür die
Aufnahme fester Anleihen vorhanden ist. Wohl
drückcn unvermeidliche kleine Nückschläge zeitweisc
auf dre Slimmung, im ganzen stehrn unsere
Truppen unerschüttert als mächtiger Schutzwall dec
Heimat aus seindlichem Boden und ermöglichen es
damit irnmer wieder, den militärischen Siegen
finavzielle anzureihen. Die Femde dagegen warten
unabläsfig daraus, daß eine günsiige Konjunktur,
wie sie bei uns zum Dauerzustand geworden ist,
snr sie cinmal eintrete.

Als nüchterne Gefchäftsleute haben insbesondere
die Engländer erkannt, daß die bisherige Kriegs-
lage für die Ausnahme großer langfristiger Anleihen
nicht günstig ist, und mit echt evglischer Hartväckig-
keit haben sie an der Hoffnung sestgehalten, aus
der Drangsal der Gegenwart einst in eine Zeit
besseren Kredites sich flüchten zu können. Darum
begnügten ste stch damit, von der Hand in den
Mund zu lehen. Statt langfcistige Anleihen nuf-
zunehmen, HSuften sie durch Ausgabe von Schatz-
wechseln und kurzfriststen Schatzscheinen eine schwe-
bende Schuld an, welche nach der .Times* die
gcwaltige Höhe oon 45 Milliarden Mark erreichte.
Sie mutzte mehr und mehr Unruhe hervorruscn.
Denn sie ist in kurzen Friflen einzulösen und neu
 
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