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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 39-40, Februar 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0235

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Kyronik.

Direrste FebruaihLlfte hat uns de» Friedeu mit Ruß-
, land gebrocht. Die Volksrepublik der Ukrai» e, die fich
i» erster Liuie auf die bäuerlichen und bürgerliche» Elemente
stützt, hat fich dei ÄuorSngens der Bolschew'iki erwehren
könue», und hat am S. A«bruar de» Friede» mit de»
MittelmLchteu geschloffen. Die Srenze gege» Oesterreich
bleibtdie unverLnderte frühere Grenze, wShrend im Rorden
eine Srenzlinie zwischen Lki ukrainifche» Republik und dem
künftigen polnifchen Etaate srstgelegt wird, die ter Eta>-
«eszugrhörigleit der BevLlkerung i» jenen Kebieten Rechnung
trSgt. RriegsentfchSdigunge» werden »icht gezahlt. Der
Friedensvertrag fieht vor. daß fosort die Handelsbeziehungen
zwische» der Ukraine und den MittelmSchten aufgenommeu
werden. Dies ist sür uus von besonderer Bedeutung, weil
bie ükraine insolge der Fruchtbarkeit der schworzen Erd«
nicht nur ganz Rufiland mit Setreide versoigte, sondern
auch eine Unmeuge Getreidc nach de« Wcstcn exportiert hat.
Sclbst wenn man die Zerrüttung der rusfischen Tronsport-
mittel in Betracht zieht, darf mau die Hungerblockade Eng-'
lands als endgültig gescheitcrt betrachteu, zumal ja der
Lransport der ukrainischen Getreidemaffen »ur zum Teil
«it der Eisenbahn, zum größteu Teil wohl auf de« Waffer-
weg über das Echwarze Meer und die Donau erfolgt.

Der Friedrnsschluß der Ukraine mit dea Mittelmüchten
hat auch die Stellung derBolschewiki unhaltbar gemach»,
und Trotzki hat iu diplowatisch geschickter Weise die stonse-
quenz gezogen, indem er, aus die Ilnkerzeichnung eines sö.rm-
lichen Friedensvertrages verzichtend, am 10. Aebrttar ein-
seitig den Kriegszustand mtt den Mittelmüchten für be-
endigt erklSrte und die Drmobilifierung des ruffischen Heeres
auordnete. Die Folgc dieseS Vorgehens ist zunSchst die, daß
»unmehr die Mitlelmächte vollkommen freie Hand iu de»
befreiteu Gebieten des Westen von Rutzland crhaltm, »hne
fich mit drn utopischen Fordcrungen der Bolschewiki aus-
einanderfetzen zu müffe».

Wie die ükraine, so fieht auch Finnlaud noch im BLr-
gerkrieg. Die Weiße Garde, die von dem General Bsron
Mannerheim kommaudicrt wird, und die Regierung, die
ihren Eitz in Wasa hat, behauptet fich anscheinend gegen
die finuischen Maximalisten und die wordende Rote Garde.

Der Friedensschlutz mit der Ukraine nötigt nun auch
RumSnie» in Fricdcnsverhandlunge» mit den Mittelmächtea
einzutrete», da sovst der zwischen deu Armeen verein-
iartc Waffenstillstand ablausc» würde. Die Notwendigkeit
einzuleuken. hat RumSnim schon zu eine« Wechsel der Re-
gieruug gedrüngt, Miuiflerprüfident Matianu, der fchuld
an dem Treubruch Rumüniens trSgt, ist am 7. Aebruar
zurückgetrete» und au seiuer Etelle hat Gencral AvereScu
bie Leitung der Regierung Lbernommm.

Die erste FebmarhSlfte hat i» Dmtschland ver«inzelte
Etreiks gebracht, die aber von der überwLltigendm Mehrheit
der Arbeiter zurückgewiesm worden fiud, in der richtigm
Erkmntnis, deh die Regierung der MittelmLcht» keiu« Echuld
an der Fortdauer des KriegeS trifft, uud daß jeder Etreik
in der Heimat ein Verbrechm gegm die kS«pfmd«n Lruppen
an der Front bedeutet.

Am 7« K«br««r hat der öfierreichischr MinisterprLstdmt
seiue Demisfioa eingereicht, da er bet de« Varteihader
O e fierreichs keine genügmde llnterstützung fand, di« De»
«isfion wnrde jedoch zurückgewiesm und der MiuisterprLfi-
dmt steht vor der schwierige» Aufgabe, ohne die lluter-
stützung der Pole«, die beim Friedensschluß mit der llkraine
zu schlecht weggekommm zu sein glaubm, di« Regiemng zu
führen.

An der Nacht vom SS. auf 31. Ja«««r fand ein großer
Luftanariff auf Paris statt als Vergelmng der Avgriff«
auf unbewehrte deutsche EtSdte, die von Franzosen u»d
EnglLndern i» der letztm Zeit von »mem wieder vorg«-
nommm wurden.

Z« Gegensatz zu dem rechtlichm ober tatsSchlichen
Friedenszustand i« Ostm habe» die WestmSLte in eiuer
ernmtm Rundgebung ack Aebrirar de» Willm znr
Forsetzung des Krieges erklLrt. Der Kundgebuug ware»
gemeinsame Beratungm t» Verfailles «nter dem Vorfitz«
Llemenceaus vorankgegangen.

Damit ist allerdings anch dir Lage i« Weste» geklärt
worde«, »och der Richtung. daß unr die Entscheidnng der
Waffm hier »um Friedm sührM kann-

Me Iredigt des ßeitige«
Aranziskus.

Nicht lange nach seiner Bekehrung geriet St.
FranziSkus, der demütige Knecht Christt, obwohl
er schon v elr Schüler um fich oerfammrlt und in
den Orden aufgenommen hatte, in schwere Brdenken
und Zweifel über daS, was er zu tun hätte: ob
er sich einzig auf Beten verlegen oder biSweilen
auch predigen solle. Und sein W«nfch ging dahin,
hierüber den Willen GotteS zu erfahren. Da aber
die Demut, dir ihn erfüllte, eS nicht zulietz, datz er
auS stch selbst oder srinen eigenen Gebeten dieS
entscheide, gedachte er mit Hilfe oon Gebeten anderer
den Willen GotteS zu erforschen.

Daher rief er den Bruder Masseo zu sich und
sprach zu ihm: .Geh zu Schwrster Clara und heitze
sie in meinem Namen mit einigen ihrer f-ömmsten
Genossinnen vertrauenSooll Gott bütrn, datz er mir
offenbaren möge, waS besser sei: die Predigt zu
pflegen oder nur daS Gebet. Und dann geh« zu
Bruder Sqlvester, der auf dem Berg Subafio wohvt,
und sage ihm das gleiche ' — ES war dieS aber
jener Sqloester. drr, alS er nöch Weltlicher war,
vom Munde deS heiligen FranziSkuS hatte ein
goldeneS Kreuz auSgehen sehea, daS hoch biS zum
Himmel und weü biS an die Snden der Welt reichte;
dieser Bruder Eylvester war so fromm und heilig,
daß er daS, wormu rr Gott bat, gewährt erhielt
und er drS öft^ren mit Gott redete. Daher deS
hriligrn FranziSkuS grotzeS Vertrauea zu ihm.

Bruder Masseo ging und berichtrte seinr Bot-
schaft nach dem Seheitz deS hriligen FranziSkuS
zuerst bei St. Clara, dann bei Bruder Syloester.-
Sobald diesrr fie vervomwen hatte, warf erfich im
Gebrt nieder und empstng darin die Antwort SotteS.
Da wandte er fich zu Bruder Maflro und sprqch
zu ihm: .DieseS heitzt Sott dich dem Brudrr Fran-
-iSkuS zn sagrn: datz ihn Gott nicht nur um seinrr
selbst willen berufen hat, sondern damtt «r^Ernte
halte unter den Eeelen und viele durch ihn ge-
rettet würden.'

Nachdem Bruder Maffeo diese Antwort erhalten
hatte, gMg er zu St. Clara zurück, um zu erfahren,
waS ihr Gott kundgetan hätte. Sie aber antwortete,
-datz sie und die audern Schwestero ganz die näm-
liche Weisung von Gott erhalten HStten wie Bruder
Sylvester.

Mit diesem Brscheid kehrte Bruder Maflro zmn
hriligrn FranziSkuS zurück. Der empfing ihn mit
aller Zärtlichkeit.'wusch ihm die Füße uud richtete
ihm daS Mittagsmahl. Nach dem Eflen rief der
heilige Franz den Bruder Mafleo in den Wald.
Dort kniete er oor ihm nieder, eMblötzte sei« Haupt»
kreuzte die Arme uud fragte ihn: .Was befiehlt
mir mein H»rr, Jesus ChristuS, zu tuu?' Da ant-
wortrte Masseo: .So, wohl drm Bruder Sylvester
alS der Schwester Clara und ihren Müschwestem
hat ChristuS daS gleiche gekündet: eS sei sein Wille,'
datz du in die Welt hinauszieheft, um zu predigen;
denn er hot dich nicht allein erwählt um deiner
selbst willen, sondern auch zum Heilr anderer.'

AlS der heilige FranziSkuS^ vernahm, welche
Weisung ihm geworden war, und in ihr drn Willen
Jesu Christi erkannte, erhob er fich in femiger
Jnbrunst und fagte: .Gehen wü im Namen GotteS'.
Und er nahm fich zu Gefährten Bruder Maffeo und
Bruder Agnolo, beidrS heilige MLnner.

Wie sie nun erfüllten GeisteS dahivwandertrn,
ohne auf Weg und Steg zu achten, kamrn fie an
eine Burg, Savurniano mit Namen. Da begann
der hewge FranziSkuS zu predigen. Zuvor aber
gebot er den Schwalben, wrlche zwüsckerten, fie
sollten Ruhe halten, biS er seine Predigt geendet
HStte. Und die Schwalben gehorchten ihw. Er
aber predigte mit solch hinreitzendem Feuer, datz
alle Männer und Araurn deS BurgfleckenS ihm
nachfolgen und den Oet verlaflen wollten. Doch
lietz dieS der heilige FranziSkuS nicht zu, sovdern
sprach zu ihnen: .Habt eS vicht so eilig, hier fort-
zuziehen: denn ich werde ench aufgcken, wa» thr
 
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