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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 21-22, Mai 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0127

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An unsere Leser!

Die Lazarett-Zeitung hat in der Zeit ihres
BestehenS Freunde gefunden und Frcude gemacht.
Sic möchte ihrem Zweck immer vollkommener
dienen. Darum will sie gerne die Meinung derer
hören, für die sie brsiimmL isO.DrShalü stellt sie als

VI. AreisausfchreiVerr

die Fcage:

Zkir wLnsche ich «ir die Lazarett-Aeilrrrrg!

Sie möchte, dah man ihr sage, waS an der Laza-
rett-Zeiwng gefällt. was man vermitzt, was man
anders wünfchte. Sie erwartet srrie und offene
Aeußerung. Es handelt sich um Mitarbeit bei
einer Sache, die auch an ihrem Platze Kriegshilfe
srin will. Darum soll ouch hier mitarbeiten, wer
kann. Wir erwarten einfaches Wort und einfache
Begründung. Möge jeder, dem dieses Blatt in die
Hand kommt, unsere Frage beantworten. damit
wir wirklich ein allgemeines Urteit erhallen, aus
dem wir lrrnen können.

Wir setzen als Hauptpreis 20 Mark auS, auher-
dem Bücher-Preise für jede un» dienende Antwort.

Zuschriften sind bis spätestens 15. Juni an die
Lazarett-Zeitung, Franksurt a. M., Theaterplatz 14,
ernzuscnden.

* *

Zn« V. Nrrisavsschreive«.

Zu unserem V. Preisausschreiben .Geographie
im Weltkriege' gingen bci uns achtzehn Arbeilen ein,
dir in ihrer Vielgestaltigkeit den Zmeck uvscrer Auf-
gabe ersüllten und Land und Lrute der oerschie-
denen Kriegsschauplätze zeigten. Zu unserer Freude
ist ein grotzer Teil der Arbeiten wirklich gut in
Darstellung und Jnhalt, sodatz wir viele von ihnen
veröffemlichen können.

AlS Hauptpreise hatten wir einen Preis zu
40 Mark und zwei Preise zu je 25 Mark ausge-
fetzt. Wir fanden iudessen die drei besten Arbeiten
so gleichwertig, datz wir die Preise für diese drei
Arbeiten auf je 30 Mark feftsetzten. Die Haupt-
prristräger sind:

Untffz. Fritz Haberl, Lffenbach a. M.

Umffz. Adolf Sexauer, Bruchsal i. Bad.

Bizefeldw. Johann Wehrle, Straßburg i.E.

Weitrre Preise zu je 10 Mark erhalten:

Kan. Eugen Greiner, Freiburg i. Br.

Jäger Hiemann, Weilburg a. d. Lahn
Ers.-Res. Jost, Mainz
San.-Sold. Philipp Müller, Dernbach
Musk. Kowalczyk, Caffcl,

Allen am PreiSnuSschreiben Brtrikigtrn sprechen
wir unseren herzlichen Dank aus.

„Wachet auf!"

An die Kameraden iu de« ^ajaretten.

Von Inf- Srnold Starck,
z. Zt. Lazarett Haurbaden, Badenweiler.

Viele wohl kennen das Wort .Charakter',
doch nur wenige werden darüber nachdenken, was
eS bedeuten soll und will. Jeder, auch der schwächste
Mensch, hat einen Trieb in sich ,zu wollrn'. Dieses
Wollen, gewaltig nach allen Seiten ausgebildet, ist
Charakter. Jeder Mensch^ ob alt, ob jung, kann
sich zu diesem Wollen und Trachten erziehen, keiner
kommt zu spät, er mutz nur den in ihm schlum-
mernden leisen Willen weiter und weiter ausbilden,
kräftigen, und wenn es auch anfangs schwer fällt,
nur nicht locker laffen, dann wird auch der Erfolg
nicht ausbleiben, der Sieg wird und mutz sich an
seine Fahnen heften! Aber je eher er anfängt,
desto besser für ihn.

Gerade der Krieg zeigt unS, wie unendlich viel
schwache, charaktrrlose Menschen es gibt, die zwar
nicht schlecht zu sein brauchen, aber durch ihre Willen-
losigkeit leicht auf Abwege geraten können. Wie
mancher, mancher fühlt stch doch im innersten seiner
Seele elend, todelend. Auch denkt er wohl manches-
mal, wenn er erfolgreiche Menschen siehr, .könnte
ich es doch so haben wie die dort, aber ich habe
nichts als Unglück und immer wieder Unglück.'
O lieber Mensch, latz dich eineS befferen belehrenl
Jch weitz, datz es ein elender Zustand ist »nicht
wollen zu könneltz*! Jch writz aber auch, datz man
diesen elenden Zustand beseitigea kann! Zwar nicht
auf einmal, aber nach und nach. War ich selbst
doch einst ein willenlofer Mensch, der sich tief un-
glücklich fühlte und seine Verbitterung seine Mit-
menschen nicht selten fühlen lietz, und wie ost muß

ich es. jetzt nachdem mir die Augen geöffnet, voch
mitansehen wie Unzufriedenheit, Zanklust. Dumm-
heit, Unmatz, verkehrte Uebermütigkeit, und wie die
tausend Eigenschaften der Willenlofigkeit noch alle
heitzen, entweder die Seele gegen alles verbittern,
odrr das grötzte Unglück aqrichten. Da schimpft
zum Beispiel ejn Kamrrad, drr alle Tagr Pakrte
bekommt, über daS Eflen im Lazarrtt. Andrre hören
es und weil eS so Mode ist (in Wirklichkeit aber
weil sie zu duMm, zu unüberlegt odrr zu willenloS
sind, sich von dem Schimpfrnden, der gewöhnlich
ohne Ursache Krach macht, zu entsernen) schimpsen
sie mit und machen sich durch ihrr eigenen
Bemerkungen daS Effen unappetitlich. Und Grund
mrinen fie ja zu haben, daS Lssea ist wenig, oder
weil es dem einen, der vielleicht eben erst vom Jn-
halr seiner Pakete gegeffen, nicht schmeckt. meinen
auch die anderen, es sei schlecht. Kriner diesrr
Kaweraden aber wird an die Ursache, warum daS
Effen rtwas knapp ist, denken. Nicht einer! Odrr
wenn doch einer daran drnkt und bei sich im stillen
sagt .Ja, wir können eigrntlich mehr alS zuftieden
srin, denn eS ist Krieg und viele haben nicht mal
das Effrn, wie wir es haben', dann verbirgt er
i vielleicht diese srine Meinung und schimpft mit —

! ,weil es so ModeS' nein! sondern wril er keinen
Charakter hat! HStte er drn, wäre rr willensstark,
dann würde er die Kameraden darauf ausmerksam
machen, odrr fich entfernen und nichts satzen, sich
aber sein Teil denken!

Dem willrnSstarken Mann, dem mutigen, charak-
terfesten, gehört die Weltl Er wftd vielleicht zehn-
mal keinen Erfolg haben, aber daS elste Mal sicher
einen umso schöneren! Denn AuSdauer und Mut
müssen und werden zum Ziele, zum Siege, führen,
mag da kommen waS will!

Um fich manchen Aerger zu erfparrn, täte mg»
klug, sich bei jeder Sache die Ursache, die sie erzeugt,
uad andrrseits wieder die Wftkung. die sie nach sich
zieht, vor Augen zu halten, also daS Vergangene
und daS Kommende sich zu überlegen. Keiner will'
doch vor allen Dingen nicht etwa ein dummer
Mensch oder ein Schwächling genannt werden, nein,
nie und npnmer! Man mützte sich ja oor stch selber
schämen, wenn mav so ein Gchwächliug istl Und
was sollen denn erst andere Lrute von dem dnmmen
charakterschwachen Menfchen denkea» der überall
unterlirgt und sich selbst nicht achten kaan? R«»,
wir, die wft sooiel rrlebten, sovftl sahrn, wir, die
wir drautzen an der Froot uns oor keinrm Teufe!
 
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