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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 23-24, Juni 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0133

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^Saäen-Kaäen

Freisausslkreiöen.

Die Lazarett Zeitung hat in der Zeit ihre«
Bestehens Freunde gefunden und Freude gemacht.
Sie möchte ihrem Zweck immer vollkommener
diene». Darum will fie gern die Memung derer
hören, für die sie bestimmt ist. Deshalb stellt sie als

VI. Mrelsansschreive»

die Frage:

Wie »««sche Ich mir die -L«)are1t-Zeit««g?

Sie möchte. datz man ihr sage, wa8 an der Laza-
retl-Zeitung gefällt, waS man vermitzt, waS man
anders wüoschte. Sie erwartet freie und off-ne
Aeutzerung. Es handelt sich um Mitarbeit bei
riner Sache, die auch an ihrem Platze Kriegshilfe
sein will. Darum soll auch hier mitarbeiten, wer
kann. Wir erwarten einfaches Wort und einfache
Begründung. Möge jeder, dem dieseS Blatt in die
Hand kommt, unsere Fragr beantworten, damit
wic wirklich ein allgemeines Urteil erhalten, aus
dem wir lernen können.

Wir setzen als Hauptpreis 20 Mark aus, auher-
dem Bücher-Preise für jede uns dienende Antwort.

Zuschriften siad bis späteftrns 15. Juni an die
Lozarett-Zestung, Frankfurt a. M., Theaterplatz 14,
einzusenden.

Die Heschichle vom fünffachen
Schwein.

Voa Peter Rosegger-*)

.Heut' hab' ich meine Alte verkauft!' Solches
waren die ersten Worte des Bauers Johann Birn»
krfler von OberabelSberg, alS er zur Türe herein-
gmg.

Sein Weib trat ihm würdevoll entgegen und
sagte: »Wit so dummen Spätzrn ist's mir lieber,
du gehst hinaus alS wie hereinl'

Nahm er sie um den Hals und sprach: .Weiberl,
du hast unrecht verstanden. Dich kann man mt

Herr Dr. Peter Rosegger -at uu» fstr die Verwuu-
deteu zum «boruck i» der Lazarett-Zeitung eiutge Seschich-
teu frruudlichst zur Berfügung gestellt. Wir eutuehmeu die
folgende SrzShluug seiuem Buch«: .Die Lbel»ber,er Shro-
»st, Berlag vou L. Staackmarm, Leipzig.

verkaufrn, das heitzt, einen Menschen darf man ntt
verkaufen — und will auch nit, will ntt. Na na,
meine alte Sau hab' ich verkauft.' »

Das Weib fuhr sich mit heiden Händen an die
Brust: .Jetzt gibt'S mir emrn Stich im Herzen. Dje
Nutsch hast hergegeben? Hnnmlischer Bater, die
Sau hat er verkauft l daS ist aus der WeiS, das
ist ganz aus der Weis. Was ist jrtzt zu machen?
Ietzt hat er sie vertan und fragt mich nit! hast
sie hergegeben? Nein, das latz ich nit augehen,
das latz ich nit! — Wieoiel Geld hast denn kriegt
für sie?'

.Einen ganzen Hausen!' flüsterte der Birn-
kifler seiner Ehrgesponsin zu, und dabei machte er
ein verdammt verschmitzteS Gesicht.

.Aber wie denn? Wie drnn, um Gotteswilleu l'
rief ste.

»Nach der Metz," so erzählt er, .geh' ich zum
Kirchenwirt auf mrin Seidel, weitzt, das mir der
Oberdorfer Bader verordnet hat, wegen weines
Leberleidens. Und weil mir der Abelsbergrr Doktor
auch ein Seidel angeraten hat, nau, so hab' ich
zwei getrunken. Dabei denk' ich mir: warum stch
denn allewell nur von den Doktoren raten lassen,
einen guten Rat -kannst dir doch auch selber einmal
geben, und trink' auf meinen eigenen Rat das
dritte Seidrl. Der Kirchenwirt sagt, der Mrnsch
müßt' auch in der Medizin Matz halren, und bringt
mir das vierte Seidel und fragt mich so nebenbei,
ob ich kein Schwrin zu verkaufen HStt'. Jch hab'
aus unserer Alten kein GeheimniS gemacht, und
datz sie schon frit Allerheiligrn in drr Mast steht.
und datz sie nit viel nochgkben wird von zwei
Zentnern. Er legt mir achtzehn Taler auf den
Tisch, und ich lrg' ihm die Sau a«f den Tisch,
heitzt das, schlag' ihm fie zu.'

.Bist ein Närr!" schrie jetzt daS Weib. ,Die
kugelrunde Speckfeiste um achtzehn Taler!'

Der Birnkifler kümmrrte sich nicht viel um
ihren Ausruf, sondern fuhr fort zu erzählrn: .Wie
ich nachher durchs Dorf herauf geh', schreit wir
der Fleischhacker nach, ob ich nicht ein fettes Schwein
strhen hätt' im Stall? Ah versteht stch! sag' ich.
Jch trau' dir, Birnkifler, fagt rr. Jst nü das erste
GeschSft, was wir miteinander machen und soll
auch nst das letzte sein. Jrtzt vor den Feiertagen
brauch' ich Fleisch. Zwanzig Taler auf die Hand
dafür, unbeschaut! — Jst recht, sag ich.'

»Aber Tepp, we«n du sie dem Kirchenwirt
hast verkauft!' rief das Weib.

»Heroben beim Stiegelkreuz,' erzähtte der Birn-
kifler weiter, .fltzt d« Kalbeltrriber von der Neu-
dors. DaS Umherlaufrn m so einem Patfchwrtter
hStt^ er schon satt bei seinen gichtischen Beinen.
Ob ich ihm kein Schlachtschwein wützt'! Zahlea
tSt er gut. Jch weitz einS, sag' ich, denn was
soll ich unsere Alte oerleugnen. Der Speck allein
zwei Zentner, sag' ich und hab' auf der Stelle
vierundzwanzig Taler auf der Hand.

DaS Weib deS Birnkifler ringt die Hände.
Drrimal hat er fie verkauft! Dreimal l Der schlechte
Mensch! Der Betrügrr! — Aber eS war nicht
lange Zeit zum Ehrabschneiden. Die Lür ging auf.
der Nachbar Breitevbichler kam schwerfällig herein-
'iestampft. Sollt' doch ein wenig abrasten, lud
der Birnkifler ein. Ja, daS Rasten sei ihm nicht
zuwider, entgegnet der Nachbar und setzt fich an
den Tisch. .Die Lauferei jetzt,' setzt er bei, »die
wird mir eh schon zuwider. Meiner Tochter Ehren-
tag auf die nSchst' Wochen, du weitzt ja. Ms man
alles beisammen hat für achtzig Gäste. Eine feiste
Sau geht mir noch ab. Hab' gehört, Nachbar, du
HSttest eine im Stall. Wollt' dir nit zu sparsam sein."

.Jst »echt, gehen wir fie anschaun," meinte der
Birnkifler, .wenn man dem Nachbar eiuen Gefallen
kann erweisen, warum denp nit?'

Eine Viertelstunde später war düS Schwein ver-
kauft an den Brettenbjchler um fünfundzwanzig
Taler.

Später, als Johaan Birnkifler mit feknem
Weibe allein war, leerte er in eine Holzschüssel
seine Sücke auS, sie waren voll Taler, deren sieben-
undachtzig hatte er! Seit ich auf der Wirtschast bin,
hab' ich noch keine Mastsau um einen solchen PreiS
verkauft, war sein sützeS Denken.

»Eingesperrt wirst!" ries das Wtib.

.Warum?" ftagte er entgegen. .'» hat ja
keiner geftagt, ob das Bieh mein gehört. Jeder
nur: ob ich ntt im Stall eine feiste Sau stehen
hätt' — was ja wahr ist — und gleich daS Geld
her. Sin Narr, der nit angreist heutzutag l*

.Aber Todl, alter l' zeterte fie und kam ihm
mit ihrea fuchtelnden HLnden sehr uahe. .Jch häb'
sie ja verkaust, die Sau, heut' oormittag» dieMeil
du au» bist gewest. Der RSffelwirtsknecht hat -u-
 
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