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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 37-38, Januar 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0217

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Deujakr 1918.

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KHroniL.

Das mue Zahr beginnt mit dm Fcirdelltverhandlungen
drr MittrlmLchte mit Rußland Nachdem am 18» De»
z»«hrr ein 28 tLgiger Waffenstiüstaud behnfs Anbahnnng
von Friedensverhandlnngea vereiubart war, trate» am 83.
Kezmtder in Brest-Litowsk die Delegierten der Mittel»

mSchte (iür Deatschland der StaatssekretSr des AuswLrtigen
tkühlmann, sür Oestereeich-Ungar» der Minister dcs Aus-
wLrtigen Graf Ezcrnin. sür die Türkei der Minister des
Aeußeren Hakki Pascha und kür Bulgarien Minister Popow
für Rußlaud Zoffe, Kameneff, Frau Biecenko und andere)
zusammen. Dte rusfischen Untertzündler erneuten die Frie-
densvorschlSge der maximalistischen Regierung, die auf einen
Frieden ohne Anuerioneuund KriegsentschSdiguuge» hinaus-
gehen, die dabei aver auch ein SelbstbestimmungSrecht der
einzelueu Volksteile inutrhald der kümpseuden Etaateu, so-
wie ein Eelbstbestimmuugsrecht der üreinwohnrr der Kolo-
nien sordein Die Autwort der Mi'telmLchte, die bei diesen
in voller Oeffentlichkeit fich abspielenden Verhandlungeu
gleichsalls sotort am 88. Dezember bekannt gegeben wurde,
nimmt den Vorschlag «ines Friedens ohne Annexionen uud
KriegsentschLdigungen an, detont aber, daß Lie staatliche
Eigenstellung der schou einem größeren Staate angehSrigen
NationalitLten nicht Segenstand zwischenstaatlicher Verein-
barungen seiu, und daß das Echicksal der Kolouien nicht
von einer Abstimmung der eingeborenen Bevölkerung ab-
HLngig gemacht werden könne. Die Verhandluugen geheu
nu» weiter, nachdem die russtsche Regierung sür die Erör-
terung der grundsLtzlichen Fragen des Friedeasschlufses noch
einmal eine Frist don zehn Lagen bis zum 4. Jarruar
IV1S mit den MittelmSchten vereinbart hat, innerhalb
deren den übrigeu kLmpsenden MSchten die Möglichkeit
offen bleiben soll, noch in die Friedensverhandlungen auf
der Grundlage eiues Friedens ohne Annexionen uud Kriegs-
entschSdlgnngen einzutreten- Änzwischen soll über die
Fragen, die nur Rußland und die Mittelmüchte angehen,
weiter verhandelt werden.

Die Stellung der maximalistischen Regierung in Ruß-
laud scheint fich inzwischen sehr gefestigt zu haben wenn-
gleich im Eüden Rußlands noch gegenrevolutionLre Umtriebe
bleiben. Die Maximülisten scheinen sür den rusfischen
Reichstag, die Sobranje, entweder die Mehrheit oder nahe-
zu die Mehrheit erlangt zu habcn, jedoch ist der Reichstag noch
nicht zusammengetreten. AlS Führer der gegenrevolutionLren
Bestrebung darf der Kosakenhetmann Kaledin angesehen
werden. der seine» Sitz in Rostow an der Donmündung
hat- 3hn unterstützen alle diejenigen Elemente, die von
der Herrschast der Maximalisten bcdroht find, in erster
Linie die befitzenden Klaffen, die in der Partei der Kadetten
(Abürzung sür .konftitutionelle Demokraten') politisch or-
ganifiert find, und die durch einen nach sozialdemokrattsche»
Grundsützen organifierien Ctiat ihres Befitzes beraubt
wurden. Ferner unterstützen ihn mehr oder weniger offeu
die EntentemSchte. vor allem die MilitLrmisfionen der En-
tente, weil fie nur von ihne» eine Fortführnng des Krieges,
oder wenigsten» etne Aufrechterhaltung der rusfischen Front
und die Bindung starker Streitkräste der MittelmSchte er-
warten können-

Zu diesem Konflikt zwische» Kalediu nnd den Maxi-
malisten koaimt noch einr starke Epaunnng mit dcr
Ukraiaa» d«m weiten Gebiet EüdrußlandS, das eiue
von dem Norden Rußlands (Großrußlaud) dialektisch vrr-
schiedene Bevölkernng hat, und das fich iu der Zentralrada
bereits eine eigene nationale Regierung geschaffe» hat. Da
die Maximalisteu grundsLtzlich jeder NationalitLt ihr Eelbst-
Vestimmungsrecht etnrLnmen wolle», würden fie den »atio-
nalen Bestrebuugen der Ukraina stcher keia Hinderni» iu
deu Weg lege», doch zeigt es fich, daß iu der Zentralrada

die Bertretnug der bürgerlichen Slemente die der sozialistischeu
überwiegt, und aus dieser Intereffengemeinschaft heraus hat
die llkraiua mit Kaledin Fühlung genommen. Der Kampf
zwischen dem maximalistischen Norden und dem mehr bür»
gerlichen ESden, Kaledin und der ukrainische» Zentralrada,
hat fich in vielen lokalen KLmpfcu verzettelt. doch scheint
es de» Maximalistcn nach eiuer Meldung vo« 87« D«-
zember gelungen, Kaledill zu schlagen «ub damit auch im
Eüden Rußlaud» das llebergewicht z« erlaugeu. Die
Ukraina ihrerseits hat iuzwischen gebeten, zu deu Friedeus-
verhandluugen zugclaffen zu werden.

Im Zusammenhang mit den Kolonialfrageu, di« auf
dem Friedeuskongreß einer eigeuen Kommiffion vorgelegt
werden sollen, ist cs vo» Bedeutung, datz der deutsche
Etaatssekretür Dr. Solf erneut in einer Red« den festen
Willeu Deutschlands betout hat. uichts von seinen Kolouieu
autzugeben. Der Kolonialbefitz müff« stch, wie er mit
Nachdruck ausführt, nach der Größe dcs kolonialifirrenden
Volkes richten und es sei «ogerechtfertiat, d-ß kleine Böl-
kcr wie Belgien oder Portugal eiuen großen Kolonial»
befitz habe», den fie Uiirtschastlich nicht erschtieße» köaneu.
Aus diesem Gefichtspunkt wird DeUtschland eine Zusammeu-
legung der afrikauischen Kolonien zu geschloffenen wirt-
schastlichen Gebieten, die auch im Etandc fipd, fich selbst
zu verteidigeu, befürworteu.

,Z» Frankreich geht der Kampf zwischeu der zum Krieg
bis vuss Sußerste entschloffenen Regierung und einer zur
VerstSndigung geneigten Oppofition, die fich in Lem pn-
i sinlichen Konflikt des jetzige» MinisterprSfidenteu Ele-
I mencea'U und des früheren MinisterprSfideuteu Cail-
j laux zugespitzt hat, weiter. Caillaux hat fich am 88. De-
zember vor der franzöfischen Kammer gegen den Vorwurf
deutschsreundlicher Umiriebe in Rom in ciner gläuzenden
Rede gcrechtfertigt und wird seinem rigenen Wunsche entsprechend
vor dem als Etaatsgerichtshof fungiereuden Eenat nicht
wie Clemenceau wollte vor das Kriegsgericht gestcllt wer-
de». Die Rede Caillaux' hat bereits einen vollkommene»
ümschwung in der Lffentlichen Meinnug zu seine» Guufteu
hcrvorgebracht. Wird er. wie zu erwarten, vom Seuat
frcigesprochen, so wird sein Segner Clemenceau wohl seinen
Rücktritt als Ministrrprifideut »ehmm müffen.

Die kriegerifchen Aktionen ruhen zur Zeit; uur in den
venetianischen Alpen find die Oesterreicher am
83. Dezemvre durch Erstürmen deS Col di Roffo ihre«
Ziele, die venetianische Ebene auch von Nordm her zu er-
reichen, und in die Flanke iu der Brentastelluug zu ge-
langeu. beträchtlich nLher gekommm- Es fiud wiederu»
SOÜÜ Italieuer zu Gefangmen gemacht worden.

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