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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 19-20, April 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0115

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Wern.

Bon Goethe.

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holdeu, belebenden Blick;
Jm Tale grünet Hoffnungsglück!

Der alte Winter in seiner Schwäche
Zog sich in rauhr Berge zurück.

Von dorther fendct er, fliehend, vur
/ Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
Jn Streifen über die grünende Flur;

Aber die Sonne duldet kein Weißes;

Ueberall regt sich Bildung und Streben,

Altes will sie mit Farben beleben;

Doch an Blumen fehlt's im Revier,

Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.

Arrs dem hohlen, finstern Tor
Dringt ein burites Gewimmel hervor.

Jeder sonnt sich heute so gern;

Sie feiern die Auferstehung des Herrn,

Denn sie sind selber auferstanden,

Aus niedriger Hauser dumpfen Gemächern.

Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,

Aus dem Druck von Giebeln und Dachern,

Aus dcr Stratzm quetschender Enge,

Aus der Kirchen ehrwürd'ger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt.

Wie der Flutz, in Breit' und LSnge,

So manchen lustigen Nachen Lewegt;

Und, bis zum Sinken überladen,

Entfernt sich diefer letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.

Jch höre schon des Dorfes Getümmel;

Hier ist des Volkes wahrer Himmel,

Zufrieden jauchzet grotz und klein:

Hier bin ich Mensch, hier darf ich's srin.

Aeichnet Kriegsanteihe!

Manchrr, der im Lazarett diese Forderung
liest, wird unwillig die Achseln zucken. Wos habe
ich nicht dem Vaterlande geopfert, fragt er, mein
Heim, meine Gesundheit, meine wirtschaftliche Zu-
kunft, unL nun fordert man von mir, daß ich auch
das, was ich noch habe an Erspartem, dem Vater-
land zum Opser darbringe, mein Geld auf der
Sparksfse» das der Notpfennig sein sollte, w:nn
der Krieg vorbei ist, wenn ich wieder von neuem
das Leben mir begründen muß? All diese Opfer
und nun noch ein neues Opfer I

Aber -us ist es nicht! Jhr sollt keine Opfer
Lringen und wer Ariegsanleihe zeichnet. Sringt
kein Opfer! Er hilft dem Va-erland, aber er hilft
sich, er sichert die Zukunft seines Landrs, aber er
stchert auch die e-gene Zukunft, wie er es beffer
nicht könnte.

Alles Geld hat nur den Wert, den das hat,
waS man für das Geld Lekommt, und das richtet
sich ganz nach dem Vertrauen, Las man dem
Geld entgegenbringt, und nach dem, was dieses
Vertrauen erzeugt.

Wer eine Mark in Silber in der Hand hat,
hot in Wirklichkert ein nicht sehr wertvolles Stück
gemischten Metalls in der Hand. für das er aber
sich nützliche Dinge in viel höherem Wert kaufen
kann, weil der Staat dieses Stück Metall ge-
stewpelt hat und ter Staat diesen Wert gewähr-
leistet. Wer rine Banknote gegen wertvvllire Waren
umtauscht, kann es nur, weil der Staat den
Wert garantiert. Und wer sein Geld der Spar-
kaffe gibt, sindet dort Sicherheit für das Erträg-
nis seiner Arbeit, weil der Staat hinter drr
Sparkaffe steht.

Wer nun fein Grld, hartes Geld oder Papier
oder Sparkossenbuch, grgen Kriegsanleihe umrauscht,
der verfchafft sich die grötzte Sichrrheit, die es gibt.
und den größten Nutzen. Hartgeld und Papiergeld
verzinst sich nicht. Sparkaffenguchabrn gerivg, die
Kriegsanleihe brmgt mehr ols 5 Prozent und für
sie haftet Staat und Volk. Der Staat mit allem,
was ihm gkhört. der Boden mit seinen Schätzen,
das Volk mit seiner Arbeitskrast.

Daber braucht auch keiner zu beforgen, wenn
er jetzt die Kriegsanleihe zeichnet, datz er nach dem
Kr cge, da er es vielleicht nötig braucht. ohne

Bargeld dasteht. Abgesehen davon. datz er die
Kriegsanleihe jederzett wiedec wnd verkaufen kön-
nen. ist auch Vorsorge dafür getroffen, datz er vom
Reich Ba-geld darauf vorgeschosfen »rhält.

Jeder, der auf ein Haus eine Hypothek
nimmt, weitz, datz diese Hypothek mehr oder weniger
gut ist, je nachdem ob das HauS gut ist oder mcht,
höheren Ertrag bringt oder geringeren. Kann es
nun e>ne stcherere Hypolhek geben, alSdie, d'eman
auf daS Deutsche Neich nimmt? Diese Hypothlk ist
die Kriegsanleihe.

Kein Opfer ist es, das einem zugemutet wird.
keine unbillige Forderung gerade für die im La-
zarett. Jhr habt dem Datrrlandr Opfer gebracht;
helst mir dozu, datz diefe Opfer nicht vergebens
seien. leiht dem Lande Euer Geld!

Das Schicksal hat es gewollt, daß wir eimn
fchweren Weg gehen müffen. Wir können nicht
anders und wir könren mcht zurück! Wir müssen
den Weg bis zum Ende gehen und wir wollen
ihn gehen l

Darum nochmals: Jeder. der kann. zeichne
was er kann, veranlaffe die Seinen, datz ste zeich»
nen. was immer in jhren Kräfteu steht!

Zeichmt die Krregsanleiße!

Wie zeichnet man Kriegs-
ankeihe?

Wer 100 Mk. hat. kann Kliegsanleihe auf
jeder beliebigeu Bank oder Sparkaffe oder auf jeder
Postanstalt zkichnrv. Wer wrniger als 160 Mk.
zrichuen will, kann sich entweder mit anderen zu-
famwentun und gemeivsam 100 Mk. zeichuen
oder er kann jeden Betrag von 1 Mk. ab bei
einer Sparkasse gegea .Kriegssparkarte' einzahlen
und erhält dafür anstatt der niedrigrren Zinsrn
jetzt 5 Prozent.

Es empftehkt sich, datz d'e Verwundeten im
Lazarett. d e Kriezsar leih; zeichneu wollen, linen
Vertrauenswann bestimmen, der die Sache für sie
besorgt. NStigevfalls ist ficher der Lazarettinspektor
oder cin Lazarettarzt berrit, fich drr Sache anzu-
nrhmrn.
 
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