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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 53-54, September 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0313

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kaäenkaclen


Wotes Htas.

Eim wahre Btgebrnheit.

Bou Max Maria v. Weber.

(Schluß.) v

den sewen Kopf umhallenden groben Stoff. laut
genug die Staubgesellen zu erschrrckeu. sein HtlfS-
geschrei. —

hört er «iue

Khronik.

Der August steht uuter dem Zeichcn einer großange-
legten Oisensive der Franzosen, EnglSnder unv Ameri-
kaner gegen die deutschen Linien im Westen. Hier kommt
uns nun der außerordentlichc GelLndegewinn uuserer Früh-
jahrsoffenfive in Frankreich zu gute. Wir brauchen nicht
on der iu raschem Borstoß damals gewonnenen und nicht
nach der Berteidigungsmöglichkeit gezogenen Linie starr sest-
zuhalten, sondern können fo virl oo» dem GelLnde ausgeben;
bis wir in günstiger Verteidlgungsstelluag stehen. Wenn
auch die EtSdte Albert, Rohe und Nohon von uns gerLumt
wurden, ist der Entcatc trotz größter Kraftanstrengung eine
Durchbrechung unserer Linien nicht gelungen.

Zn Rußland vermag fich dic Eowjet-Republik der
Angriffe ihrer Feinde kritftig zu erwehrea- Die an drr
Murman-Küst« grlaudeten frvnzöfischen nnd englischen
Etrcitkräste erlitten am 8t. August bei Omrga eine
schwere Riederlagc und dadurch wurde ihr Versuch, fich uut
den Tschecho-Slowaken im östlichcn Rußland zu einigen,
zum Scheiter» getracht. Auch im Gebiete von Kasan
wurdrn die GegenrevolutibnLre von den Eowjettruppen
geschlagen- Dao it dürste der Bestand der Sowjet-Republik
sür die nüchste Zeit fichergcstellt sein Auch iu Sibirien,
wo eine englisch-sranzöstsch-japanische Armee gclandet wnrde,
ist es der Entente noch nicht gelungen, Fortschritte zn er-
zielen- Uuter diesen Umstünden ist der ErgSnzungsvertrag
des Friedens von Brest-Litowsk, der am L?. August
unterzeichnet wurde, von besonderer Bedeutuug. Durch
diesen Bertrag ist jetzt auch Esthland «nd Livland rndgültig
aus Rußland ausgeschieden und zLhlt nunmehr zu den
Randstaaten, deren Eelbständigkeit unter Bnlehnung an
das Deutschc Reich ausgebaut werden soll. Das gute B-r>
HS'tnis, in dem Dcutschland zur ruffischen Eowjet-Republik
steht, hat auch durch die Abreise des deutschen Bot-
schafters Dr. Helfferich ausMoskau keine Trübung erlitteu
und man darf mit drr Uufnahmc wirtschastlichrr Be-
ziehungen in der nLchsten Zeit rechue».

Den

österreichischen Truppen unter Pflanzer»
Baltin ist in Albanien im Devoli-Tal ein großer Er>
folg beschiedep gewesen. Die Jtalicner haben vor d-m An-
griff der Oesterreichcr ihre Etellungen aufgeben müffen.

Die Berhandlungen zwischen Deutschland, Oesterreich
ünd Poleu habin in dir letzten Zeit die volnifche
Frage der LLsuug nLher gebracht. Die austropoluische
Lösung, die Polen in Personal-Unio» mit Oestcrreich eiuigen
wollte, scheint anfgegeben zu sein, dagegen dars man wohl
mit der Wahl eines öskerreichischen Erzherzogs zum König
von Volen rechncn.

Jn Ostafrika ist unsere» Truppe» im Bezirk vo»
Ouelimano «in »euer Ersolg beschiede» grwesen.

DaS magische, so mLchtig und unwiderstehlich be-
hrrrfchende GlaS entfernt der BahnwLrtrr JanoS auS
der Laterne und legt cS forgsam nebea seinen milher
herrschenden Genoffen,. daS grüne, auf deu Tisch,
und zündet ihre Flamme an. Aüfmerksam fitzt
daS Kindchen im Bette auf, seiner Arbeit zufchauend,
in erst halb erlernter Sprache mühsam und gebrochen
und doch kindlich unermüdlich plaudernd uud fragend.
so daß IanoS endlich daS krause dunkle Köpfchen
mit ernster Mahnung. nun zu schlafen. auf das
Kiffen niederdrücken muß, ehe er, den Zug erwartend,
vor das H«uS tritt.

DoS Kind aber fchläft nicht — verftohlen hebt
eS das Köpfchen wieder empor. D» liegen fie ja
auf dem Tische, die wunderbaren Tafeln, durch
welche die Mutter einmal feine dunkeln Augen in
die Welt blicken ließ. Es war damalS Wjnter und
doch — daS eine Glas machte, datz der ganze helle,
grüne, sonnige Frühling da war, und vor dem
andern fuhr cs zurück — da brannte ja die ganzr
Welt l — Wie gern HStte daS Kind daS Wunder
noch einmal gesehrn, aber der Vater hatte mit
harter Ätrafe gedroht, wenn eS fich unterstünde,
eine der Tafeln in die Händchen zu nehmen —
und da lagen die Tafeln jetzt, gaoz wie deS Kindes
Schiefertafel, harmloS auf dem Tische und der
Bater war draußen, ach — nur einen Blick l

JndeS fitzt JanoS vor dem Hause auf dem
Holzstumpfe. auf dem die Frau ihr Küchenholz
spaltet, daS Signal rrharrend. Dienst und Kinder
und Sorgen gehen im Halbfchlummer an ihm vorüber.
Da rafchelt es knackend und schwer niedertretend
im Kukuruz — daS ist ein Büffel, der den Weg
nach dem Waffer deS BahngrabenS sucht l Er kann
über die Bahn trotten. wenn der Zug kommt, er-
reicht werden — ausgleifen machen mit seinem
ungeschlachten Körper; eilig bückt fich Jgnos nach
dem für solche FLlle unter dem andern Wrrkzeuge
liegenden Stachelstock zum Treiben der Stiere —
da wird ihm eine dicke Bunda über den Kops ge»
worsen, kräftige Arme umschlingen, ihn fast erstickend.
seinen HalS; ehe er fich aus seiner gebückten Stellung
austichten kann, ist er zu Boden geworsen und ge-
bunden, aber, obgleich dumpf. dringt doch durch

.Macht den Kerl doch stumml'

Stimme flüstern.

»Totschlageufragte eine andere Stimwe.

.Meinetwegenl Rasch — rasch.'

.Nichts da! Nicht totschlagen,* flüsterte eine
dritte. „Hat er euch denn gesehen und erkannt?

— Nein? — Nun, so stopft ihm nur daS Maul
tüchtigl"

.Womit?'

.Reißt die Signalfahne oom Stock — so! —
und nun haltet ihm die Nase zu. Sobald er daS
Maul auftut, hinein mit der Fahne, unter die Bunda
und tüchtig mit dem Knüppel hinterhergestoßen;
erMt er, ist's feine Sache — so, der ist jetzt stumml*

Wie ein Bündel Holz wird JanoS hinter eiaen
Holzstoß geworfen, wo sein dick umhüllter Kopf
schmerzlich gegen die Scheüe schlägt. Da dringt eS
grell und dröhnend durch all die erstickende Umge-
bung an sein Ohr: GlockenschlSge — einS — zwei

— Pause — einS — zwei — das elektrifchr Sig-
nal des kommeuden ZugeS.

.Heiligr Mutter GotteS. wenn der hielte, wäre
alles geretlet l' denkt der Geknebelte m seiner LodeS-
angst, .aber warum soll er halten?' —

.Donnerwetter l' hört er dann rufrn, .da kommt
der Zug; ich dachie, er sei längst oorüber. Wenn
der hält, holt uns der Teufel. Geschwind, die
Laterne hinauS, da steht fie in der Stube. WeißeS
Licht gegebrn, damit er vorbei stolpert. Gott ver-
dammt l Ehe der Zug vorbei ist, kann nichtS gemacht
werden, die Kafle ist festgeschranlft, wir brauchea
Zett!'

Janos hört die Tür schlagen, rasche Fußtrttte
mehrerer MLnner.

.Hier ist die Latrrne; gib du daS Zeichen, du ver-
stehst'S. Jhr anderen tretet hier in den Schatten l'

Dann wird'S still, ganz fttll. Da begiunt eS
in der Ferne klappernd zu dröhnett — der Zug l
da ist der Zug! DaS Dröhnen kommt näher, die
Schienen beginnen leise zu klirrett. ^

.O allergnädigste Mutter GotteS. tur eiu Wunder.
halt ihn anl' seufzte JanoS ; .ich HLnge «ttr ziunera
 
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