Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

DOI Kapitel:
Hefte 41-42, März 1918
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0247

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kkronik.

Der Einmarsch der deutfchen Truppen in Groß-Riiß-
tand hat zu eincm raichen Ersolg gcsührt. Die mori«»>
listifche Regierung iu Petersburg. die einen organifierten
Widerstand nicht leisten konnte, sah fich soglrich g-nötigt,
ous die deutscheu Bedingungen einzugehen, und am 2» März
begannen wieder die FriedenSverhondlungen iu Brest-Litowsk,
die am 3. MLrz zum Abschluh des Friedens geführt haben-
WLHrend bei den ersten Friedeosverhandlungen in Brest-Li-
towsk Rußland aus die staatliche Organisalion dep loszu-
trennenden Randvölker ei» gewisseS Mitbestimmungsricht
haben woÜte, find nunmehr diese Gebiete. Kurland, Polen
und Litauen, bedingungslos von Rußland getrennt worden,
und ihre ftaatliche Organisation wird don den Mittrlmächten
in Perbindung mit den einzelnea Vülkern selbst vorgenommek
werden. Aufierdem hat Rußlond fich »erpflichten müssen» seine
Lruppen aus Livland und Esthland zurückzuziehen, sodaß
auch übrr das Echicksal dieser Linder durch die Mittelmächte
bestimmt werden kann. Der Vormarsch der deutschen Truppen
hat die vollkommene Wehrlofiakeit Groß-Rußlands ergeben,
und als Folge davon ist der Bolkskommifsar für auswürtige
Angelegendeiten Trotzki zuröckaeireten, da er durch seine
falsche Rechnuog auf die bei deu Mittelmächten ausbrechende
Revolution Rußland in die verzweifelte Lage gebracht hat.
Die Macht der Maximalisten hat fich inzwischen als sester
erwiesen, als von vielen Seiten angenommen wurde; fie hat
ihren Sitz vvn Petcrsburg nach Mosk, u verlegt, nachdem
durch die Besetzung von Narwa durch die deutschen Truppen
,m 4. März Petersburg in die NSHe der Frontlinie ge-
kommen ist. Der Vormarsch in Groß-Rußland hat uns reiche
Beute gebracht, es sind uns 2400 Gelchü»e, über 5000 Ma-
fchiuengewehre und Tausende von Fahrzeugen in die Hände
gefollen. ^ Schließlich mußte fich Rußland verpflichten, mit
Finnlond und der Ukraine Frieden zu schließen, sodaß auch
diese LLnder in dem Befitze ihrer nationalen Selbstänotgkeit
und Uuabhängigkeit bleiben. Ter Türkei wurden durch
den Friedensverrrag die Gebiete von Batum, Erdehan und
Kars abgetreten, die bis zum ruffisch-türkischen Krieg 1878 der
Türkei gchört haben. Diele Gebiete, die nunmehr Grenzland
zwischen der Türkei und der kaukafischen Republik werden,
find als Petroleumländer von großem Wert und zur Verteidi-
gnng der Türkei von nichk geringer strategischer Wichtigkeit

Z» der Ukraine geht die deutsche Aktion, die gegen-
über den bolschewistischen Räuberbanden die Ordnung
wiederherstellt und die Getreideausfuhr für die Mittelmächte
fichert, ihren Gaug weiter. Auch Oesterreich hat fich dem
deutschen Vorgeben noch nachträglich angefchloffen. Di«
Hauptstadt der llkraine, Kiew, wurde am >. MSrz be-
fetzt und dadnrch der Eitz der ukrainischen Regierung von
ben Bolschewikis besreit. Am 13. MSez wurde Odessg
von den deutschen und Lsterreichischeu Truppe» iu Besttz
genommen, und damit der große Getreide-Etapelplatz und
Ansfuhrhafen am Echwarzen M-er in die Gewalt der
Mittelmächte aebrocht.

Zn Finnland geht der Krieg zwischen der Weißeg
, »ud d-r Roten Sarde sort, doch scheint die Weiße Garde
«nter General Mannerhei« laugsam vorzudringen. Deutsch-
laud hat ouf Ersuchen der finnischen Regiernng seiue Hilfe
t» diesem Rampse zugesagt. Ss h-t am 3. MSrz die
Aalandsinfel» als Operationsbafis besetzt, womit zuglrich

die Machtstellung Deutschland i» der Ostser au,ch Echwede»
gegenüber eine beträchtliche Verstärkung erfährt.

Die ruminische Regierung hat fich bei der unhalt-
baren Lage dcs Landes zwischen den deutsch-österreichische»
Heeren iu Eiebenbürgen und Rumänien im Osten und de»
deutsch-Lsterreichischen Besatzungslruppen in der Ukraine,
am 3. März zu cinem Vorfrtedcn verstanden. Zn diese«
Vertrage wird die fruchtbare Donauniederung der Dobrodfcha,
die von Bulgaren bewohnt wird, an Bulgarien abgetreten,
und es werden den Mittrlmächten wirtschflstliche Vorteile
versprochen. Auch verspricht Rumänien feine Armee zur
HSlfte zu demobilifieren, uud den ungehindertrn Berkehr
der Mittelmächte mit Od-ffa zu förder». Wie es scheint,
wird Rumänien zur Entschädigung etne» Leil des bisher
rusfischen Besjarabiea erhalten. ^ .

Die staatliche Organisation der östlichen Gebiete bildet
zur Zeit den Gegenstand von Beratunge» und Berhand-
lungen. Sm 11. MLrz hat Kurland dem drutschen Kaiser
die Herzogskrone angeboten- Hindenburg ist in Berlin
eingetroffen.

Der Unterseeboot-Krieg mocht ifi steigendem Maße
feine Wtrkang in England geltend. Die englifche Regierung
hat zugeben müffen. daß ihre Hoffnung, die Verluste du'ch
Neubauten zu ersetzen, fich bisher nicht erfüllt hat- Wic
sehr die Notlage in England gestiegea ist, zeigt fich in dem
Ultimatum, das es an Holland gestellt hat und in dem dic
Auslieserung der holländischen Flotte für di« Transport-
zwecke der Entente grfordert wird. Znzwischen hat fich
Echwcdcn schon dazu verstehen müffen, einen Teil seines
Echiffsraume« der Entente zu überlaffen.

VII. FreisausschrMen:

„Im vierte« Kriegsjayre".

Zn HLHerem Maße als unsere früherrn Preisaus-
schreiben hat das ficvente Zntereffe erweckt und uns cine
große Aszahl fchöner Arbeiten eingebracht. Der Kreis der
Aufgade war weit gestellt, ein großer Eindruck dcs Krieges,
ein Erlebni», das tirfere Bedeutung gewonnen, gteichviel ob
von der Front oder der Heimat, Begegnung mit Measchen,
Freund oder Feind. eine meusLliche Ersahrung oder ein
ErlebniA der Natur, Läuder und Vorstelluagen, Gedanken,
Träume, Wünsche: vo» allem habeu wir erhalten und aus
allem spricht wie ein großer Giuklang die Lrebe zn unserer
Heimat, uud der Wunsch, ihr in glücklichen Frtedrnszeitkn
Eicherheit zu verschaffen.

Es fiud uns im gauzen 45 zum Teil sehr eingeheude
Arbeiten zugegangea aus sast allen Segenden Deutschlands,
aus Nord uad ESd, Oft und West. Bei der Gleichwertig-
keit vieler Ardeiten schien uns einc etwas verändertc Ein-
teilung der Preise (bei Erhöhung des Gesamtwertes) ge-
boten.

Der erste Prris wurde rrarbeitet von Polizeimiter»
osfizier Eerauer, Heidelberg. ^

Fünf zweite Preise «rhalten: Sanitälsunteroffizier
Fechtig. Heuberg, Musketier Ruß, Eoden a. T., Eia-
jähriger Eoldat BLrger, Franksurt a. M-, Landsturm-

mann Echäfer, Worms a. Rh-, Unterojfizicr Bach,
Freiburg i. Br.

16 Einscnder erhalten dritte Preise: Unteroffizier
Wittig, Nauheim, Ersatzreservist Euckow, Lorfch r. H.,
Hans Gerlach, Frankfurt a. M., Gefreiter Köhnen,
Frankfurt-W. M-, Musketier E. F. Dix, Biugen a. Rh.,
Schütze Kübler, Giegen i. Westf., Musketier Selter»
Attendorn, Uateroffizier Haberl, Offenbach, EanitLtS-
unleroffizier Kruhm, Kroothal, Laudsturmmaun Blu-
menthal, im Weftm, Unteroffizier Ribau, Mainz,
Laudfturmmann Röber, Konstanz, Fahrer Weife,
Fraukfurt a. M., Eanitätsunteroffizier BerktoId, Lim-
burg, llmeroffizier Ohrt, Darmstadt, Zäger Zrnfen»
Bargem, Bez. Kiel.

Sußerdem kommen einige vierte Preise zur Vrrteilung.

Unter den Tinsendern warea sast alle Beruse ver-
treten: Kaufleute, Beamte, Etudenten, Haudwexkrr, Tech-
niker, Gärtoer, Bürobeamt«, Bankbeamte uud Lehrer. Ohne
Berussaogabe giogm uns drei Arbeiten zu. Wir werdm
eine Auswahl aus den Srbeiten ia der Lazarett-Zeitung
zum.Abdruck bringen u»d beginuen hmte mit der Arbeit,
drr der erfte Prris zuerkannt wurde.

Kräber.

Äoa Polizeinateroffizier Ad.Eerauer,
Res.-Laz. Ill, Heidelberg.

I. ^

TomaSzow I Lrmnerungen ruft dein Nam« »ach,
wovon eine ganz deutlich vor mir steht: Zwei
Reitergräber neben unserm Parkplatz.

Auf dem denkwürdigen Bormarsch in Galizien
hatten wir heitze Svmmertage crlebt, die uns manche
Stunde der Sntbehrung brachten. Unvergeßlich
bleiben aber die Schönen, von denen ein junger
Sommertag so viel birgt. Früh morgenS wenn
im Morgrngrauen die Kolonne aus^ den Befehl zum
Abbrechen wartete, auf den langsam, ganz allmäh-
lich die Wagenräder ihre alte und wohlbekannte
Weise beganur«, so harrtrn unser draußen in der
polnischen Ebene feierliche Stunden.

Noch liegen zu beiden Seiten der Straße weiße
Nebel über die Ebene gebreitet. AuS ihnen tauchen
niedrige Hügeln wie die Jnseln auS den Fluten deS
MeereS hervor.

Bald wüffen die Nebel der Soune weichen
Wenn fie oerschwinden liegt über der Erde ein
junger Sommertag auSgebreitet, drm die Gräser
glänzende Perlen darbietrn. Dmch dir Luft zieht
trotz allem Tlend ein goldeneS Kliagen.

DirS warrn Stuodea» in drren Weihe die Brust
stch weitete, und wir unS «asrrer Iugend und Sraft
 
Annotationen