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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 31-32, Oktober 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0187

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ßhronik.

Die Tätigkeit auf drn Fronten war in der Zeit vom
26. September biS Anfang Oktober durch Artilleriekämpfe ge-
kenozeichmt. Jm Osten flautcn die Kämpfe ab, wlbrend sie in
Frankreich zu beidenSeiten der MaaS zeitweilig stark auflebten.
Dortkam eS auch zuJnfanterieaktionen. JnF landern steigerte
sich der Artilleriekampfbiszu dem Grosikamvftag am4- Oktober,
der einerder schwersten desKrieges war. Jn siegreicher Abwehr
bestanden die heldenhaft bewäbrten Truppen dcrIV. Armerden
mit ungeheueren Einiähen an Menschen und Material geführtrn
AnsturmderEngländer. dienur einenkleinenGeländestreisenbe-
setzen konilten. Luft- und Wasserkämpfe nehmen ihren Fortgang.

Jn R ußland nimmt der Einfluß der anarchistischenMaxi-
malisten (Volfchewiki), die den Friedeu um jeden breis wollen,
wieder zu. Die Sozialdemokraten und Sozialrevolutionäre
suchen unter Führung Kerenskis eine gemeinsame Regierung mit
derbürgerlichen Kadettenpartei zu bilden.

Die Vereinigten Staaten geben Japan sreie Haud in
Ostasien.

Kindenöurg

z«m 2. Hktoöer 1917.

Prolog zur Frankfurter Hindenburg-Feier
von Emil Claar.

So weit m alte, längst vergang'ne Zeiten
Zurück der Blrck der Lebenden sich richtet,

Sich senkt in die Geschichte großer Völkrr,

War immer es ein tiefgeliebter Name,

Der Name emes Helden, eines Sehers,

Der Name eines siegenden ErretterS,

Der rvunderbar zu einern Schatze rvurde,

Zu einem nie verlornrn Heiligtume,

Ein Name, der wie hehrer Rauchdüft aufströmt,
Vom Festaltar empor den Weg zur Gottheit,

Em Name. der wie Sternenlicht erhaben,

Jn dessen Klang vergeht die N'edrigkeit,

Der tausendfach, wenn ihn ein Volk gejauchzt,
Von allen Erdenschluchten widerhallt,

Als Echo, das ein mächt'grr Hymnen-Chorus-
Ein Name, der so grotz, so ganz, so eisern.

So Eins, datz sich vor ihm der Zwiespalt schämt,
Datz flüchten: Zwist, Gezanr und innrer Hader,
Und flirht der Mörder aller grotzen Taten.

Der scheue Zweifel, der am Boden ankriecht,

Und zählt die Steine, die im Weg ihn hemmen,
Ein Name, der ein herrlichstes Gedenken,

Der ausstrahlt die Ermnerung an Nuhm,

Und alle brsten GÜter eines Volkes 1

Denn dieser Name war bedeckt mit Schmerzen,

Und ward zum Lichtkern doch der tiefften Freude;

Zum Jnhalt ward er alles brünst'gen Brtens,

Uud wenn ihn nennen welke Grrisenlippen,

So stocken Kinder an dem bunten Spielzeug
Und hvrchen auf. Das Schweigen aller Landr,

Es horcht, um diesen Namen aufzusaugen,

Der einem Volk zum höchsten Gut geworden,

Zum Trost und Stern in jedrr Not und Schmach I

Wenn akte Bölker solchen Zeichen lebten,

Zu Namen schworen. deren stolzer Klang
Durch die Jahrhunderte lebendig hallte,

Und Führer hatten, die ihr Sehnen stillten,

Die Atem wurden ihrec Seelengrötze,

Die mit dem Glanze der Vergangenheit
Durchleuchteten die fernste, spätste Zukunft,

Die ge Stimme wurden ihres Jauchzens,

Jhr Halt und Hoffen auch im schwersten Unglück,

Und Sonne uie erloschner Zuversicht-

Hat Deutschland kostbar, märchengleich, ewpfangen
Die ganze Fülle solchen Führersegens,

Die gnadend flutet um die jüngsten Tagel

Jm Liefften Frieden wollte Deutschland ackern.

Die Jrüchte ernten seines heitzen FleitzeS,

Den Pfad erspähn dem Fluge seines Geistes,

Denn allen Menschrnkindern blaut der Himmel,
Und frei zum Segeln laden alle Meere;

Jn solchrr Freiheit, die zum Höchsten steuert.

Jm freud'gen Wettbewerb mit allen Völkern.
Gewahrte Deutschland semer Sendung Weihe,

Zu schaffen so für sich und sür die Msnschheit!

Da ward es aus dern Zauber feines Wirkens,
Den stillen Gärten seiner goldnen Arbeit,

Dom dreisten Feinde in den Kampf gestachelt,

Den Groll und Grimm an drutsche Schwellen trieb;
Am Hatz entflammte werbend sich der Hatz,

Am Neide nährte wachsend sich der Neid,

Kein Feind mehr war's, es waren Feinde rings
Zu wildem, gistigem Gezücht gerottet,

Geschehnis wurde jener Mythensang

Vom Schlangenhaupt, das furchtbar sich ernrut,

Unzähl'ge Drachenbrut uns rasend ansprang.

Und zerrte wahnsinntrunken uns zum Streit. —

Kein edles Kampfspiel sollte es bedeuten.

Jn ritterlichem ungestümem Drang,

Kein Klingenkreuzen um die Waffenrhre —

Nein, nein l Dernichiung war die tolle Losung.

Ein Tvdestanz. er sollte üns umreigen,

Ein Todesg^ng um deutsches Sern und Leben,

Um jede lrtzte Zaser deutschen Wesens;

Und alle Ferndesgier, sie lechzte nur,

Das Herz des Herzens uns herauszureitzen,

Damit für ern Jahrhundert wir vrrsinken,

Jn Siechtum, und den Enkeln es vererben.

Datz wir im Staube kauern. gleich dem Adler,
Dem Sturmeswut die Fittiche gebrochen,

Nur dunkrl träumend von vergangner Würde,-
Europas kläglichste und ärmste Sippe,

Die Qhnmacht hat, und Schande, zu Geschwistern!
Das war das Ziel!

Doch als das drutsche Volk

Jn solcher Not sich fah. und stumm und furchtlos

Die Kraft, die innerste. zusammenraffte,

Um gegen ganze Welten stch zu wehren--

Da kam ein Held, wie's alte Lieder melden,

Da kam ein Held, wie's alte Völker schwören.

Da kam ein Held, wie's aste Sagen frngen. —

Das Blutfeld überflog sein grotzes Auge,

Sein klarer Geist, er meistertc das Schicksal,

Die wüste Hordenbrut, die unabsehbar.

Die teure deutsche Erde aufgestampst,

Er stäubte sie, wie Spreu, von deutschen Marken,
Und seinem weisen Winke wuchs ein Wall,

Ein Wall, gebaut aus deuischem MSnnermute,

Em Wall, gebaut aus deutscher Männertreue,

Der unzertrümmerbar und unzerbrechlich
Bewachr, bewahrt das weite Vaterkandl

Und feinen Namen werden Kindcr lernen.

Wcnn zahllvs auch die Jahre hingerauscht.

Und Enkels-Enkel werden scheu ihn flüstern,

So wie die schönsten Worte in Gebeten
Jn heiligen Gesängen greisrr Priesker.

Den Namen, der mit unserm Los verbunden,

Der Sirmbild ward von deutscher Macht und Feiheit,
Den Namen Hindenburg!-

Wir aber. die wir seine LiLtgestalt
Mit unfern eignen offnen Menschenaugen
Aufragen sehen in die Gegenwart
Als strahlendes, lrbend'ges, hehces Standbild,

Die wir gebeuzt uns nur in Scham dedrückt,

Jhm nahen können mit drr Ueberfülle
Vonglüh'ndem Dank, den wir dem Großerr schulden,
Wir könneu alles Glück. das wir erleven,

Jn dieser eiiren. seierlichen Stunde
Nur in die schwachen Menschenlaute lösen:

Segen, Segeri auf sein gewrihtes Haupt,

Ewigen Srgen unserm Hrndenburg!



L-

H
 
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