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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 37-38, Januar 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0223

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Wmssussihrkjbkn der Lajarrtt Zkttllllg.

„Im virrten Kriegsjahr"

ist das Thema deS Preisausschreibens der Lazarett
Zeituvg, daS hiermit nochmals gestellt wird. Wir
legen keigen Wert auf gebildeten Ausdruck und
lafsen den UmkrriS ganz weit, daß jeder die Sache
herausnehmen kann, die für ihn die stärkste Be-
deutung hat. E.'n Erlebnis aus den Jahren drS
KriegeS, v'elleicht bedeutungslos für die anderen,
aber von eivem mit Bedeutung erlrbt; von der
Front oder der Heimat, rine Begegnung mit Men-
schen, Freund oder Feind; ewe menschliche Er-
fahrung, oder ein Erlebnis in der Natur; fremde
Länder und Vorstellungen, Gedanken, Träume.
Enttäuschuugen.» Wünsche, was immer in dem Zeit-
raum des Krieges steht oder was vom Frie-
den erwartet wird, kannherausgenömmenund
erzShlt werden in gavz schlichtem Wort.

Was im vierten Kriegkjahr noch als wichtig
empfunden wird von dem, waS der Krieg brachte,
davon wollen wir erfahren.

Die besten Arbeiten werden in der Lazarett»
Zeitung veröffentlicht.

Es ist ausges'tzt: ein Preis im Wertf von 40 Mk.,
zwei im Werte von 25 Mk. «nd fünf im Werte von 10 Mk.
(«ach Wahl in Geld oder Büchern). Außerdem dreihig
Preise in Büchern, deren Gebiet bestimmt werden kann.

Drr EinsendungStermin ist bis zum 15. Febrnar 1918
verlüngert. Die Emdungen find zu adreffieren: Lazarett-
Zeitung, Frankfurt a. M-, Dheaterplatz 14. Zivilberuf
ist anzugeben. Aus dem Briesnmschlag daS Worr: Preis-
auischreiben.

Zyronik.

Am 88. Derember wnrden die Friedensverhaudlunoen
in Brest-Litowsk aus zehn Lage vertagt, um der En-
tente die Möglichkeit zu gebeu, in die Ünterhaudlnngen
über eine» allgemeine» Frieden etnzutreten. Lie Entente
hat von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht. Da-
gegen scheint fie bestrebt zu fein, hinter den Kuliffen die
Friedensverhandlungen durch Quertreibereien z« störe». Man
bars es wohl liaranf zurüiksührr», wenn die ruffische Re-
gierung a« 4» Ja»«ar den Mittelmächten vorschlug, die
Ünterhaudlungen nicht, wie vorgesehen, in Brest-Litowsk,
sonderu an einem ueutralen Oite und zwar in Etock-
holm fortzusetzen. Die Mittelmächt, kormten daraus »icht

eingehen, den» die Berbiudungen, die fie in Brest-Litowsk
mit ihren Hanptstädteu haben, stehen ihnen naturgemäß in
Stockholm nicht in gleicher Weise zur Verfüguog, uud
außerdem konvte der Berhaudluagsort auch nichl durch die
in kategorischer Form vorgebrachte Forderung der Ruffen be-
stimmt werden. Znzwischen waren jedoch die Bertreter derneube-
gründeteu füdruffischen Republik der Ukraiua in Brest-
Litowsk angekommen, um über deu Frieden ,« verhaudeln,
«nd so wurden eiustweilen die Berhandlungen mit dieseu
ausgenommeu. Gegenüber dem sesten Enischluß drr Mit-
,telmächte, au Brrst-Litowsk als Berhandluugsort sestzu-
halten, hat fich die rvffischc Regieruug dennoch dazu ent-
schloffen, wenigstens vorläustg dorthin ihre Bertreter wie-
der zu schickea und zwar ist dieimal der Volkskvmmifsar
der auswärtigen Angelegenheiten Trotzky selber i» Brest-
Litowst «rschienen. Zpgleich hat die rusfische Regierung
erklLrt, daß fie an ihren Foiderungen hinfichtlich des Selbst-
besttmmungsrechtes der »on den Mittelmächtcn besetzte» Te-
bieten des Ostens, Pole», Litauen, Kurland, Livland und
Esthland festhalten müfse, und weiter die Zurückziehung der
Truppen «nd d>e Volksabstimmung zur Vorbedingung der
künftigen staatlichen EeldstSndigkeit wache. Auch darauf'
können die MittelmSchte nicht eingehest, «nd rs werden
dAAber noch Verhandluugen stattzufinde» haben.

Die Entente hat fich gegenüber der ueuen durch die
Fnedensunterhandluugen in Brest-Litowsk eröffueten Frie-
densmöglichkeit noch nicht eutschloffen in einer einheitlichen
Kundgebung ihre Kriegsziele klar darzulegen. Anüatt deffen
hat der Premierminister Llohd Seorge in einer am S.
Je»««ar gehaltenen Rede die Kriegsziele vom Standpuukt
Euglands klargelegt. Die Rede ist zwar im Tone gemäßigter,
nm den englischen Arbeitern entgegen zu kommen, die jetzt
mehr als bither im Frontdienst vrrwendet wcrden müffen,
aber fie sprichl noch weiter die Sprache des Siegers zu
Befiegten- Noch immcr wird nicht nur die Freigabe, sondern
auch die Echadloshaltung Belgiens zur Bedingung des
Friedens gemacht, und noch immer will England Deutsch-
land seine Kolonien vorenthalten unter der heuchlerischen Form
eiuer Volksabstimmung der Eingeboreurn Über ihrz zukünftige
Staatszugehörigkeit. Natürlich sollen »ur die Singeborenen
dentscher Kolonien, nicht gleichfalls englische oder sranzöfische
selbst ihre Stoatsangehörigkeit bestimmeu. Oesterreich-
llngarn soll zwar nicht mchr vollkommen zerstückelt werden,
aber es solleu doch seine italienischen und rumänischen Ge-
biete von ihm getrennt «nd den slawischen Gebieten ein«
weitgehcndste SelbstSndigkeit eingrrLumt werden, was tat-
sSchlich doch aus eine Zerstüikelung «nd LSHmuug Oester-
reich-llngarns hineusgeht. Die Türkei soll Konstantinopel
behalten, aber Armeaien, Eyrien, PalSstiua und Mesopo-
tamien sollen ihr genommen «ud felbstLndig gemacht werden.
Diese SelbstSndigkeit würde faktisch einem britischen Pro-
tektoriatiu der Artder.EelbstSndigkeit Aegyptens' gleichkom-
men, und damit wäre das britische Weltreich vom Nil bis zu«
Jndus geschlossen. Die elsaß-lothringische Frage wird dem
llrteil Fraukreichs anheim gestellt» aber England rrklärt fich
tzereit, wenn Fraukretch dte Lostrennuug Elsah-Lothringens
vou Deutschlaud weiter fordcrt (uud diese Fordcrung hat
vor kurzem erst wieder der Miuister des AuswSrtigeü
Pichon in einer Rede vom 22. Dezember aufgestellt), so werd«
England bis in de» Tod dasür einstehe». DaS Ergebnis
der Rede ift» daß im Westen uoch jeder BerstSudigungs-
wille ia deu regkerenden »reisrn fthlt nud daß eiustwelleu

uur die Entscheidung der Waffen dm Weg zu eiuem Friedm
bahnen k-nn.

Eiu neurr Staat ist iu den Bund der europäischm
Etaalm einietreten. Schon aw 7. Dezember hat die Republik
Finnlaud, die früher als Grotz-Fürstmtu« mit Rußlaud
in Personal-llnion veriuudm war, fich als selbsttndigen
Staat erklärt. Die neue Rcpublik, die i» ihrrr Kultur zu
den skandinavischen Staatm gehört und die schou uuter der
ruffische» Regierung rege Handelsverbiudungeu und kulturelle
Beziehungen zu Deutschlaud gepflegt hat, ist am 8. J«m««r
vo» Rußlaud, am S. J«««ar vou Drutschlaud, om S.
Januar von Fraukrrich. am 4. Ja««ar gleichzeitig auch
von Echweden, DLne«ark uud Norwegeu auerkannt wordm.

Die November-Beute der ll-Boote beträgt 607 000 Touum,
sodaß biSher im gauzen 8256 000 Tounen seit Begiun
des uneingeschrSnkteu ll-Bootkrieges versenkt wurdm. Es
bleiim dem Feiude dah« unter Aurechuuug der Rmbauteu
5 334000 Tonueu.

NnverhoffLes WLedersehen.

Bon Zohaun Peter Hebek.

Jn Falun ia Schweden küßte vor gutea füafzig
Jahren uad mehr ein janger Bergmann seine junge.
hübsche Braut und sagte zu ihr: Auf Sankt LuciS
wird unfere Liebe von des Priesters Hand geseg-
net. Davn find wir Mann und Weib und bauen
unS ein eigeneS Nestlein. — Uad Friede und Liebe
soll darin wohnen, sagte die schöne Braut mit
holdem Lücheln, denn du bist mein einziges und
alleS, und ohve dich möchte ich lieber im Grab
fein, als an einem andern Ort. Als sie aber vor
St. LuciS der Pfarrer zum zweiten Mal in der
Kirche auSgerufen hatte: So nun jemand Hinder-
niffe wüßte anzuzeigen, warum diese Perfontn
nicht möchtea khelich zusammen kommen, da meldete
fich der Tod. Denn alS der Jüngling den andem
Morgen in seiner schwarzen BergmannSkleidung an
ihrem HauS vorbei ging, der Bergmann hat fejn
Totenkleid immer an, da klopste er zwar noch etn-
mal an ihrem Fenster und fagte ihr guten Morgen,
aber keinen guten Abend mehr. Er kam nimmer
auS dem Bergwerk zurück, und fie sSumte vergeb-
lich selbigen Morgen ein schwarzeS Halstvch mit
rotem Rand für ihn zum HochzeitStag. sondern alS
er nimmer kam, legte sie rS weg und weinte um
ihn und vergaß ihn uie. llnterdessen wurde die
Stadt Liflabon in Pottugal durch «in Erdbeben
zerstött, und der stebenjährige Krieg ging vorüb«,
und Kaiser Franz der Srste starb, und der Jefu-
ttenorden wurde aufgehoben. und Polen geteilt.
«nd die Kaiserin Maria Lheresta starb, und der
 
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