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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 49-50, Juli 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0289

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Kyronik.

Die zweite HSlfie deS Juni ist duich die Offensive
der Oesterreicher gegen die Ztaliener charakterifiert. Am
1K. Jtt«t begaun die Offenfive mit dem Uebergang über
den Piave, der an mehreren Etelleu von dcn Truppen
der Armee Boroevic überschritten wmde. Den Oester-
reichern ge'ang es, eineu Teil des Montello, eines Gebirgi-
stock» auf dem westlichen Piaveufer, zu besetzen. Zugleich
wurtm i» der Segend der fieben Semeinden starke dster-
reichische Angriffe vorgeiragen. Da aber der Piave durch
Hochwaffer anschwoll nnd für die Oesterreicher Munitions-
und Proviant-Nachschub insolge der Zerstörung der Brücken
unmöglich wurde, sah fich die österreichische Heeresleitung
genötigt, am 24. J««i ihre Truppen wieder Lber den
Piave zurückzunehmeu- Die Loslösung vom Feinde gefchah
ohne große l^erluste. Ebeuso waren die erkSmpften Se»
birgsstellungen anf die Dauer nicht haltbar. Wenn auch
die österreichische Offenfive so zu keinem dauerndcn stra-
tegischen Gewinn geführt hat, hat fie doch bedentende
italienische KrLste gefeffelt und fo die Westsront ent-
lastet. Sie hat autzerdem den Atalienern große Berluste
zugefügt, allein an Gefangenen wurdeu 50 600 eingebracht,
d'eneu nur 12000 östcrreichische Sefangene gegenüberstehen.
Die österreichische Stellung bleibt weiter eine starke Be-
drihung der italienischen Piavelinie.

Aus der Westfront herrschte im ganzen Ruhe, dle nur
gigeu Ende des Monats durch abgewiefene Teilvorstöße der
Franzosen und EuglLnder unterbrochen wurde.

Die Maibeute des U-Bootkriegs betrug 614000 Ton-
nen, sodaß seit Beginn des uneingeschrSnkte» U-Bootkriegs
12225OAO, seit Kriegsbeginn 17 730000 Tonnen feind»
liche» Schiffsraums versenkt worden fiud.

Zn Bulgarlen wurde daS Kabinett Radoslawow,
daS Bulgarien an der Eeite der MittelmSchte in den Krieg
gesührt hat, gestürzt und durch ein Kabinett des FührerS
der Oppofition M a l I n o w ersetzt, weil im bulgarischen
Parlament die Meinung herrschte, daß die territorialen An-
sprüche Bulgariens gegenüier der Türkei und die Znter-
«ffen des Landes in der NahrüngsmittelversorgUng von
dem bisherigen Kabinett nicht energisch genug vertreten
worden sei.

Aie Iagd des „Wolf'.O

" Captain Donaldsen.

Wir fuhren an den Fidschi-Jnseln vorbei,
ohne etwaS zn sichten, kamen in das Gebiet der
Salomo-Jnseln mid standen am 27. Juli in der

*) Wir entnehme» die spannende Echilderuug dem
Buche, iu dem FregatleukapitSn Nerger, der Kommandant
des »Wolf', seine Fahrt beschrelbt. (Verlag August Echerl
S. «. b. H., Berlin, Preis 2 Mk.) Daß der .Wolf' seine
schwierige Aufgabe, auf de» fcrnsten veltmeeren durch
Mineulegen uud Versenke» die feindliche Echiffahrt zu
lühmen und zu schSbigen, auss prachtvollste gelöst hat, ist
lSugst bekannt; daS Buch befriedigt »un die Neugierd« auf

NSHe von Deutsch-Neuguinea. ES wär ein wuuder-
voller und heitzer Tag, alS ein Segler am Hori-
zont gemeldet wurde, der merkwürdigerweise bald
mit den Masten über, bald unter dem Horizont
erschien. Natürlich war eine Lustspiegelung die
Ursache dieser Erscheinung. Er stand auf dem
Kohlentreck und mutzte dahrr Kohlen haben. Die
Verfolgung, diersosort aufgenommen wurde, dauerte
eine halbe Stunde. ohne daß wir ihm näher ge-
kommen waren, obwohl völlige Windstille herrschte.
Plötzlich aber, während alleS gebannt nach den
Masten, die in der Ferne immer wieder auftauchten,
starrte, vrrwandelte er stch in die FontSne rinrS
WalfischrS» und die Leüte, die fich schon zum
Kohlen klargemacht hatten, weil Wachoffizier und
Erster Offizier ihrer Sache ganz ficher zu sein be-
haupteten, konnten beruhigt daS Kohlenpäckchen
wieder auSziehen.

TagS darauf fingen wir einen Funkfpruch auf,
drr an Rabaul gerichtet war und folgendermaßen
lautrte: .BurnS Philp Rabaul. Donaldsen hat
Sydney am 27. via Newcastte BriSbane m»t 340
Tonnen Stückgut. 500 Tomien Westport-Kohle sür
Rabaul und 236 Tonnen Slückgut für Piadang
verlafien. Gezeichnet BurnS.' <

Rabaul, der frühere RegierungSsttz Deutsch-
NeuguineaS, beherbergt jetzt den englischen Gou-
verneur. Wir überlegten noch hin und her, wer
wohl Donaldseu sein könne, alS ein neuer Funk-
spruch eintraf.

,29. Juli, 8 Uhr abendS. ^ Dampfer ,Ma-
tunga' an BriSbane. Wir find Montag Mütag
bei Cap Moretone." Da hatten wir also deS
RStselS Lösung. , '

.Matunga' konnte nur Donaldse» sein. Wir
rechneten unS auS, daß der Dampfer so und fo
oiele Meilen laufen könne und ungrfähr am
5. August bei unS erscheinrn würde. Meine Absicht,
weiterzufahren, gab ich natürlich auf und beschloß
zu waiten. DaS Bertrauen, daS man dem .Wolf'
schenkte, indem man fo liebenSwürdig war, ihm
GSste vorhrr fchon anzukündigen, mutzte doch be-
lohnt werden. .Matunga' follte über den Empfang,
den wir ihr bereiteten, nicht zu klagen haben.

das .Wie'. Mit kolzer Freude beginnt man zn lesea rmd
ist am Echluffe fast erstaunt, wie einsach das alles klingt,
was wir mit Recht als beispiellose Leistung bewundern. Eo
packend auch die Tatsachen des Buches a» fich find, so liegt
sein grötzter Reiz vielleicht doch dariu, daß es bei aller
Schlichtheit der Darstellung so gauz durchleuchtet ist von
deutschem Eemüt uud behagliche« Huwor.

Jede» Tag stieg daS Flugzeug mehrere Male
auf, um aufzuklären und nach.Matunga-Doualdsen'
Ausschau zu halten. So auch am 5. August, drr
inzwischen Herangekommen war. Trotz der großen
Höhe, m die unser »Wölfchen' kletterte, war aber
weit uud breit tiichtS zu sehen. La, eben alS eS
niedergegangen war und yoirder an Deck stand,
wurde unser langtttz Warten brlohnt. Captain
Donaldsen funkte an BurnS Philp iu Rabaul, daß
er am 7. morgenS dort rinlaufrn würde, und bat,
Vorkehrungen zu treffen, daß er seine Kohlen direkt
an Burrows abgeben könne. »BurrowS?' WaS
war denn daS nü» wieder? Jn drr Flottenliste
fanden wir einen amerikanischen Zerstörer dieseS
NamenS und dachten nun, er fei.rS, der in Ra-
baul läge.

Die Lage war also für unS folgende: Die
.Matunga' stand dicht bei unS und mußt« am
nächsten Morgen in uuseren HSnden fejn. Sie
sollte nur kowmrn l Wir drehten um und liefrn
mit kleiner Fahrt oör ihr hrr. SpLt nachtS kamea
ihre Lichter auch wjrklich rechtS achterauS in Sicht.
Wir lagen genau richtig, um ste abzusangen. Mtt
Hellwerden packten wir zu, 8er .Wolf' stieß auf
seine Beute. Der Prisenoffizier, den ich hinüber-
sandtr, wußte Bescheid. Er konnte ohne wedereS
auf KapitSn Donaldsen zugehen mtt drr Aroge:
»Hallo, KapitSn, wo find Jhre 500 Tonoen West-
port-Kohle für BurrowS, wo die 340 Tonrerr
Stückgut?',

Datz der Mann, wie er später selbst erzählte,
über diese grheimnisoolle KeuntNiS den Mund auf-
ritz und eine halbe Stunde brauchte, ihn wieder
zuzubringen. tat nichts zur Sache. Er dachte gar
nicht daran, daß er ja selbst fo liebenSwürdig ge-
wesen war, uns Meldung über seine Ankunft und
die Ladung seinrS Sch'ffes zu machen.

.Matunga' hatte eine grötzere Anzahl Paffa«
giere an Bord, darunter australtfche Soldaten und
zwei Aerzte. von denea der ültere, eia Grueralarzt
namens Strangman,' stellvertretender Gouoerneur
in Rabaul werden sollte. Er mußte jetzt seine
Dispositionen etwaS Sndern. Sei» Gesährte, der
Oberstabsarzt Flood, hatte srine Frau mit, avher-
dem befand stch noch eine englische Stewärdrß bei
ihnen. Hier möchte ich gleich erwähnen, daß dirfe
Dame auf den nicht seltrnen Namea Maria hört».
Wer die Sache aufgebracht hatte, weiß ich nicht,
ich lehne auch die Urheberfchaft dafür unbedingtz
ab: Tatsache war nur, daß fie, die nicht gera
 
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