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Badener Lazarett-Zeitung (Nr. 1-58[?]) — Baden-Baden, Juli 1916 - Dezember 1918

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Hefte 21-22, Mai 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2827#0121

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^Keldgraue Laienpredigl.

Bon Eejr. A. Schrnitt,

j. Zt. Res.-Laz. .Taunn-blick', Königstein i- T.

T ec Kcieg, der sast drei Jahre die Welt durch-
:vöt, hat tausenderlei Wandrlungen und Verände-
rungen in unserem Vv!ke tervorgerufen. Aber
nicht nur im Vo'ke daheim, soadern auch drauhen
an der Front.

Gerade im Felde. rro stets neueS, stets an-
teres und doch das ewige Einerlei tes Kri'gesdas
Leben beherrkcht. ist vieles anders als zu Anfang
deS Krieges gewoiden.

Die alten Regimenter sind in ihren Zahlen
vielsach von Neubildungen überholt. Die läglich
durch die Verluste in Ersckeinung tretende B'-
megung in der inneren Zusammensetzung der Trup-
pen hat so vielr Berbände, wie Kameradschaften
und Freundschasten, gelockert. Der Korpsgeist der
Kompagnien, Batterien' und Eskadronen ist ge-
schwunden, und Erinnerung und Tradition ruhm-
reicher Gefechte wird nur noch von einigen wenigen,
die dabei waren, gepslegt. Alle möglichen Alters-
stusen und Massen mischen sich heute bei den Trup-
pen untereinander.

E'me Tradition wird wohl von allen gepflegt:
Die Tradition des Heldrn, des Feldgrauen.
Aus dem Bewutztsrin Kämpser zu sein, Kcieger, ist
das als Soldat stolz unv ehrenhast empsundrn.

Äber, Kameraden, ist auch jeder berechtigt. diele
Tradition der Ehre sür sich in Anspruch zu nehmen?

Im August des Jahres 1914 zogen Millionen
sreiwillig zu drn Fahnen, sie waren gekommen in
dem Bewutztsein der Not des Vaterlandes und
wurden getragen und geweckt von der grohen Welle
der Begeisterung, die 1914 unser ganzes Volk
dvrchflutete.

Eine Begeisterung wie damals ist schön, herr-
lich und wird immer ein Ruhmesblatt deutscher
Geschichte bleiben.

Heute abcr isl nicht mehr alles wie 19l4, fo
vieles, meleS ist anders geworden, nicht nur uosere
Umwelt, sondern wir auch, vielleicht wir selbst in
erster Linie.

ES gibt Leute, die es bedauern. daß die Be-
gtisterung von 1914 vorüber ist. Jch weitz nicht,

ob man das bedauern soll. Begeisterung ist und
bleibt doch wohl immer eine Ekstase, ein Höhepunkt,
und kann dorum nicht ewig dauern. Einmal ist
die Hüchstspannung erreickt, und dann tritt die
Entspannung wieder in ihr Recht. So ist cS auch
jetzt, die Ekstase ist oorüber, in vielen Herzen hat
sich Mißwut und Kleingläubigkeit eingefchlichrn.
ondere aber wieder träumen und träumen von
Siegen und Helden und veryessen zu handeln.

Die Begeisteruvg ist oorüber, die Lorbesren der
ersten Siege haben sich auf unsere Stirnen gesenkt,
und von alledem ist nur der Kawpf, die Not und
ler Tod geblieben.

Nnsere Seele, unser Empfinden aber mutz etwas
hab^.r, was wir an Stelle der geschwundenen Be-
geisterung setzen können. Es soll aber kein Ersatz
fein, sondern etwas Bollwertiges, Höteres. gewisser-
matzen das Sachliche, was aus der Begeisterung
geboren wurde. Was soll das sein? An Stelle
der flau geworlenen Gesühle soll das b e-
wutzte Handeln, die Tat treten, so ver-
langt es die Zeit. Die Tat aber kann nur ge-
koren werden auS der Pflicht, die die Tat um
ihrer selbst willen tut, und aus dem Bewußtsein der
Verantwoctlichkeit unserem Volke, unseren Kindern
und Enkeln, unserer Zukunst gegenüber.

So aus dcr Pslicht die Kraft ziehen,
nicht blotz zum pafsiven Durchhalten, son-
dern zum harten Schlagen und Sisgen, das
schafft uns etwas anderes, grötzeres, wertvolleres, als
den Rausch der Begristerung, es schasft die Tat.
Das ist es. was ich Euch, Kameraden, sagen will.
als Kamerad und Kampfgeriosse, der 1914 als
Begeisterier auszog und heute als dreijähriger Feld-
grauer die Notwendigkeit des eigenen Bewutztseins,
des Willens zur Pslicht und zur Tat er-
kannt hat.

Jhr, die Jhr aus Kampf und Not ge-
kommen seid, d'e Jhr Glieder und Gesundheit
dem Vaterland geopfert habt, seid nicht mürrisch
und verdrossen, sprecht nicht von Undank, auch
nicht von einer Gerechtigkeit, die, wie Jhr meint,
mit verbundenen Augen richtet. Jch habe schon
viele von Euch gesehen auf den Stratzen, die ein
kleines Band trugen. Latzt Euch durch diesrs
Zeichen erinnern, datz Jhr Krieger seid, Män-
ner. Darum tragt Jhr es doch.

So Jhr aber Männer seid, habt den Mut.
Euer Leben allein und aus eigcnerKraft
zu meistern.

Vergeht nicht, datz Jhr Soldaten wart, wvllt
Jhr heute durch feige, klringlüubige Redrn das herob-
wiirdigen, wosür Jhr geblutet und gekäwpst? Seid
stolz, seid nochwals stolz und fraget nicht
nach Mitleiden. Habt Jhr drautzen um Er-
barmen gefleht? Und jetzt, wo Euch die Fuchtel
der Schrecken nicht mehr peitscht, rvollt Ihr rusen
Erbarmen?

Seid stolz, datz Jhr zum Opser für Euer Volk
würdig befunden wurdet.

Ueberwindet Euere Gebrechen und
seid auch daheim Kämpser und tretet wit
Wort und Tat für die Zukunft Eueres
Volkes ein.

Freut Euch, datz Jhr noch mitarbeiten dürft
an einem grötzeren Deutschland.

Denkt an Euere gefallenen Kameraden,
nehmt's als ihr Vermüchtni s.

Seid stark und fordert nicht in solch schwerer
Zrit das Mitleidrn Euerer Brüder. Fordert keinen
klirigenLen Dank für das, was drs deutfchen Man-
urs Pslicht ist. Euer Name wird einst in das
Buch der Helden mit goldenen Lettern eingetragen
sein.

Und als Dank nehmt die Freudc am
Blühen Euerer Kinder.an dem Wachsen
eines neuen grotzen Vaterlandes.

Seid stotz. seid Männer, denn mit Euerem
Blute wurde die Zukunst DeutschlandS
geki ttet.

Der Keiner und der
Wralsenheimer Wüll'er.

Bon Johonn Pcter Hebel.

Eines Tages satz der Heinrr ganz betrübt in
einrm Wirtshaus und dachte daran. wie ihn zuerst
drr rote Dieter und danach sein eigenec Bruder
verlaffen haben, und wie er jetzt allein ist. Nein,
dachte er, es ist bald keinem Menschen mehr zu
trauen, und wenn man meint, es sei einer noch so
 
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