Frauendaheim
Frauendienst.
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Oflpreußens Not. Eesamtanstcht der oon den Russen heiingesuchten Karlshofer Anstalten.
Der spielende Knabe.
Verwegen voran den anderen Knaben
Stürmt der Knabe beim Spiel.
Ein leuchtender Erbe von Pflichten und
Gaben. —
Seine edle Mutter muß wenig geklagt
haben!
Seine Mutter muß es ihm herrlich gesagt
haben,
Daß sein Vater fiel! „ ^
° ' Frida Schanz.
Kriegsnot in einer Liebesanstalt
in Ostpreußen.
Nachdem Ostpreußen, die in einer Aus-
dehnung von 7tX> Kw an Rußland gren-
zende Provinz Preußens, wieder vom
Feinde frei geworden war, hat sich erst
übersehen lassen, wie grausam und un-
menschlich die Ruffen in dem von ihnen
besetzten Gebiet, das gut ein Drittel der
Provinz ausmacht, gehaust haben. 2ÜÜV0
Gebäude sind gänzlich vernichtet, 80 om
Haushaltungen vollständig ausgeraubt.
Von militänscher Seite wurden die Haus-
geräte planmäßig nach Rußland geschafft,
der Rest vollkommen zerstört. Es blieb
ein Chaos von Trümmern und Unrat.
Bezeichnend sür die planlose Zer-
störungswut und sinnlose Grausamkeit
der Ruffen ist, daß sie nicht einmal An-
stalten der Liebesarbeit an Kranken und
Elenden, die als solche schon äußerlich
gekennzeichnet waren, verschonten.
In dem Gebiete Ostpreußens, das
schon im August v. I. von den Russen be-
setzt wurde, liegen 3 Km von Rastenburg
entfernt, die Anstalten der Jnneren Mis-
sion in Karlshof.
Christliche Liebe und Wohltätigkeit ha-
ben ste erbaut. Zu ihnen gehören eine An-
stalt für Epilevtische und Schwachsinnige,
die etwa 1000 Pfleglinge beherbergt, zwei
Heilstätten für Alkoholkranke, ein Siechen-
haus, ein Arbeitslosenheim, das Obdach
und zweckmäßige Arbeit gewährt und sehr
ost zu geordnetem Leben lenkte, ferner
cin grotzes dreistöckiges Krankenhaus und
die Erziehungsanstalt für schulentlaffene
Fürsorgezöglinge mit über 100 sittlich
gefährdeten Jünglingen, die zu einem
Beruf erzogen werden. Jn der Karls-
hofer Diakonenanstalt werden die zu dieser
Arbeit nötigen Pfleger und Erzieher aus-
gebildet. Alle Anstalten stehen unter dem
Schutz der deutschen Kaiserin, stnd nach
dem Muster der Bodelschwinghschen
Anstalten gegründet und 30 Jahre hin-
durch vonPfarrer V.Or. Dembowski,
einem Bruder des jetzigen Anstaltleiters,
geleitet und zu ihrer Größe gebracht wor-
den. 1300 Personen finden hier Pflege
und Arbeit.
Diese Heimstätte des Friedens und der
Pflege der Ärmsten und Elendesten der
Menschen wurde bald nach Ausbruch des
Krieges ein Ort des Schreckens und der
Not. — Die leise Hoffnung, daß der Feind
Krankenhäuser vielleicht verschonen würde,
wurde schnell zunichte, bald kam Kunde
von den furchtbaren Greueln, die die
Ruffen überall, wo ste deutsches Gebiet
betraten, verübten. An ein Fortschaffen
der Kranken war nicht mehr zu denken,
nur etwa 100 epileptische Jünglinae und
junge Mädchen hatten die Anstalt ver-
laffen können. Alle anderen sahen stch
dem Feinde preisgegeben.
Am 27. Auguft mittags wurde nun
Karlshof von den Ruffen reaelrecht be-
schossen. Sie hielten wohl die großen
HSuser für Kasernen und vermuteten
deutsche Soldaten darin. Ein russischer
Zug Infanterie vom 102. Regiment, etwa
50bis60 Mann, unter Führung eines jun-
gen Offiziers, sollte Karlshof erobern.
Das Aufhiffen von weißen Fahnen be-
wirkte nur, daß noch stärker gefeuert