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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Schmidt, Paul Ferdinand: Heinrich Campendonk
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0506
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Da£ Campendonks Gemeinde in beständigem Wachsen begriffen ist; dab endlich
auch die weitere Öffentlichkeit auf das stille Schaffen des Malers von Seeshaupf
(dorthin ist er 1915 von Sindelsdorf übergesiedelt) aufmerksam wird, dab sogar
Kunsthändler und Verleger den inneren und den materiellen Wert dieser feinen,
allem Lärmen abholden Kunst entdeckt haben: das ist ein erfreuliches Zeichen für
den erwachenden Sinn des Geistigen in Deutschland. Welch ein widerlicher Lärm
erhob sich 1912 um Kandinsky und den Blauen Reiter, mit welchem Kot wurden
Nolde, Schmidt-Rottluff, Kokoschka bei ihrem Erscheinen und wie lange nachher
noch beworfen. Heute wagt sich die Meute nicht mehr so offen hervor, oder sie
hat offiziell sich den gewandelten Zeiten angepabt. Campendonks stille Natur ist
wenig hervorgetreten. Nun kann er die Frudit seiner Zurückgezogenheit ernten;
aber nicht, indem er diese mit einem äußeren und trügerischen Glanz vertauscht,
sondern nur in dem Gefühle der Anerkennung seines wahrenWertes. Dem Menschen
Campendonk ist alles Laute nach wie vor verhaft, und unwillkommene Zudring-
liche finden keinen holden Empfang in seiner ländlichen Stille. Aber wir dürfen
es ihm heute laut und herzlich sagen, weldie innere Beglückung wir seiner zarten
und innigen Kunst verdanken und wie sehr uns die Tiefe seiner leuchtenden Welt
bereichert; und wie wir in Spannung und Freude warten, welche Gaben er noch
ferner vor uns ausschlitten wird.


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