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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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Balde, Jakob: Wunder der Liebe
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https://doi.org/10.11588/diglit.41962#0198

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WUNDER DER LIEBE

JAKOB BALDE (1603-1668)

Wunderbar ist die Liebe, blind und sehend,
Sehendblind; in die Fern’ am stärksten brennend,
In der Nähe, der langen nächsten Nähe
Leise verlöschend.
Reich an Thränen, bei oft wie trock’nem Herzen!
Und in Thränen erglüht die Zauberfackel,
Die das Licht dir entnimmt, und heftig lodernd,
Schneller zu Staub wird.
Weiße Rosen erspäht der kühne Räuber,
Die er bald wie Violen und Narcissen
Färbet. Selten enthüllt der schöne Amor,
Selten die Stirn sich;
Schwimmt im Trockenen, flieget ohne Flügel;
Klein und mächtig; er schießt gewalt’ge Pfeile,
Deren einer so oft das Herz des stärksten
Mannes erlegte.
Meinest du, er verschieße sie vom Bogen?
Ach ein winkender Blick, ein Hauch der Lippe
War sein Pfeil; und der Bogen zwo verschlung’ne
Liebende Arme.



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