Wenn sich der Bund der Künste dies als Ziel hier im Industriegebiet setzt, so wird unserer
Bundesarbeit kein schönerer Lohn beschieden sein können, als wenn sich der Bund dereinst
nach Überwindung der zur Zeit uns niederdrückenden Lasten wird sagen können, daß die
Abwendung des uns allen heute so unmittelbar drohenden Verhängnisses, daß die Sicherung
der Wiederaufrichtung unseres Vaterlandes und des Wiederaufstieges unseres niederge«
beugten Volkes nicht zuletzt auch der Erfolg seiner positiven Arbeit gewesen ist.
So erweitert sich die Arbeit im Dienste unseres engeren Heimatbezirkes, des rauchge«
schwärzten, kohlenrußigen und maschinendurchknatterten Industriegebietes zur ernsten
heiligen Arbeit im Dienste des geistigen Besitzes und der geistigen Not des ganzen deut«
sehen Volkes, des großen gemeinsamen unentreißbaren deutschen Vaterlandes.
In dieser Gesinnung gehen wir an unsere Arbeit heran, in dieser Gesinnung heißen wir alle
diejenigen willkommen, welche mit uns arbeiten und welche durch ideelle und materielle
Förderung und Unterstützung uns helfen wollen, die große Aufgabe zu lösen. In dieser
Gesinnung begrüße ich die Aufnahme unserer Arbeit mit dem uns hier im Industriegebiet
vertrauten Bergmannsgruß: »Glückauf!«
Herr Geheimrat WAETZOLDT richtete folgende Worte an die Versamm*
lung:
Die Gründung und Organisation des Bundes der Künste im Rheinisch«Westfälischen In«
dustriegebiet ist ein neuer Beweis für die unverwüstliche Arbeitsfreude und den Zukunfts«
mut im deutschen Westen. Im Herrschaftsgebiet der Industrie, wo das Nützliche zu Zeiten
fast tyrannisch regierte, wird dem Schönen, Nutzlosen gehuldigt, imMachtbereich derMaschine
soll dem Geistigsten: der Kunst zu seinem Rechte verholten werden. Das widerlegt am besten
die heute allzuoft ausgesprochene Behauptung: In der wirtschaftlichen Notlage Deutsch«
lands könnten wir auf den Luxus der Kunst verzichten, nur das unmittelbar Praktische habe
das Recht auf Beachtung und Pflege. Wir wissen: Kunst ist m ehr als Schmuck des äußeren
Daseins, mehr als Erholung nach schwerer Arbeit, mehr als Belehrung durch Bild, Wort
und Ton, Kunst ist für ein großes Kulturvolk eine Lebensnotwendigkeit. Wenn man auch
wollte: die Kunst läßt sich aus dem Gesamtdasein Deutschlands nicht loslösen. Gewiß, es
gäbe Handel, Wirtschaft und Industrie auch ohne Kunst, aber dieser Handel, diese Wirt«
schäft, diese Industrie würden anders aussehen als bisher. Kunst in ihrem Verhältnis zu
diesen realen Mächten des Lebens ist nicht nur empfangend, sondern auch gebend. Nichts
schult so sehr den Sinn für Form, nichts öffnet so die Augen für das Funktionelle, nichts
schärft so sehr das Gewissen für die Qualität der Leistung, als gerade die Kunst. Sie erzieht
zum Verständnis von Werten, die der Technik und Industrie durchaus vertraut sind. Und
im Innersten sind beide — scheinbar so heterogene — Welten, in denen sich deutsches Da«
sein auswirkt, verwandt: die eine, einzige schöpferische Kraft, auf der Deutschlands Zukunft
beruht, sucht hier wie dort Ausdruck im Werk. Wenn wir demnach hoffen dürfen, daß
Handel und Industrie der Kunst zu Hilfe kommen und sie in ähnlich großartiger und
dankenswerter Weise unterstützen werden wie sie der Not der Wissenschaft zu steuern be«
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Bundesarbeit kein schönerer Lohn beschieden sein können, als wenn sich der Bund dereinst
nach Überwindung der zur Zeit uns niederdrückenden Lasten wird sagen können, daß die
Abwendung des uns allen heute so unmittelbar drohenden Verhängnisses, daß die Sicherung
der Wiederaufrichtung unseres Vaterlandes und des Wiederaufstieges unseres niederge«
beugten Volkes nicht zuletzt auch der Erfolg seiner positiven Arbeit gewesen ist.
So erweitert sich die Arbeit im Dienste unseres engeren Heimatbezirkes, des rauchge«
schwärzten, kohlenrußigen und maschinendurchknatterten Industriegebietes zur ernsten
heiligen Arbeit im Dienste des geistigen Besitzes und der geistigen Not des ganzen deut«
sehen Volkes, des großen gemeinsamen unentreißbaren deutschen Vaterlandes.
In dieser Gesinnung gehen wir an unsere Arbeit heran, in dieser Gesinnung heißen wir alle
diejenigen willkommen, welche mit uns arbeiten und welche durch ideelle und materielle
Förderung und Unterstützung uns helfen wollen, die große Aufgabe zu lösen. In dieser
Gesinnung begrüße ich die Aufnahme unserer Arbeit mit dem uns hier im Industriegebiet
vertrauten Bergmannsgruß: »Glückauf!«
Herr Geheimrat WAETZOLDT richtete folgende Worte an die Versamm*
lung:
Die Gründung und Organisation des Bundes der Künste im Rheinisch«Westfälischen In«
dustriegebiet ist ein neuer Beweis für die unverwüstliche Arbeitsfreude und den Zukunfts«
mut im deutschen Westen. Im Herrschaftsgebiet der Industrie, wo das Nützliche zu Zeiten
fast tyrannisch regierte, wird dem Schönen, Nutzlosen gehuldigt, imMachtbereich derMaschine
soll dem Geistigsten: der Kunst zu seinem Rechte verholten werden. Das widerlegt am besten
die heute allzuoft ausgesprochene Behauptung: In der wirtschaftlichen Notlage Deutsch«
lands könnten wir auf den Luxus der Kunst verzichten, nur das unmittelbar Praktische habe
das Recht auf Beachtung und Pflege. Wir wissen: Kunst ist m ehr als Schmuck des äußeren
Daseins, mehr als Erholung nach schwerer Arbeit, mehr als Belehrung durch Bild, Wort
und Ton, Kunst ist für ein großes Kulturvolk eine Lebensnotwendigkeit. Wenn man auch
wollte: die Kunst läßt sich aus dem Gesamtdasein Deutschlands nicht loslösen. Gewiß, es
gäbe Handel, Wirtschaft und Industrie auch ohne Kunst, aber dieser Handel, diese Wirt«
schäft, diese Industrie würden anders aussehen als bisher. Kunst in ihrem Verhältnis zu
diesen realen Mächten des Lebens ist nicht nur empfangend, sondern auch gebend. Nichts
schult so sehr den Sinn für Form, nichts öffnet so die Augen für das Funktionelle, nichts
schärft so sehr das Gewissen für die Qualität der Leistung, als gerade die Kunst. Sie erzieht
zum Verständnis von Werten, die der Technik und Industrie durchaus vertraut sind. Und
im Innersten sind beide — scheinbar so heterogene — Welten, in denen sich deutsches Da«
sein auswirkt, verwandt: die eine, einzige schöpferische Kraft, auf der Deutschlands Zukunft
beruht, sucht hier wie dort Ausdruck im Werk. Wenn wir demnach hoffen dürfen, daß
Handel und Industrie der Kunst zu Hilfe kommen und sie in ähnlich großartiger und
dankenswerter Weise unterstützen werden wie sie der Not der Wissenschaft zu steuern be«
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