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Die Gemälde

Zweite Lesung. Nachdem aber die Welt und alle Geschöpfe, den Menschen
allein ausgenommen, erschaffen waren und alle Dinge vor Gottes Angesicht schön
und ehrerbietig standen, da stand vor Gott, aber noch unerschaffen, eine kleine Welt
in all ihrer Schönheit, aus der für Gott eine größere Verherrlichung, für die Engel
eine höhere Wonne und für jeden Menschen höhere Segnungen entspringen sollten,
als aus dieser größeren Welt. O süßeste Herrin, Jungfrau Maria, voll
Liebe und Segen für alle, unter dieser kleineren Welt wirst nicht
mit Unrecht du verstanden.

Ferner, gleichwie Gott die zwei der Welt notwendigen Leuchten samt den Sternen
erschuf, die eine um dem Tage vorzustehen, die andere, um die Nacht zu erhellen,
so hat er auch in dir für das Werden zweier noch hellerer
Leuchten gesorgt.70 Die erste war dein göttlicher Gehorsam, der gleich
der Sonne vor den Engeln im Himmel und den guten Menschen auf der Welt, denen
Gott in Wahrheit der ewige Tag ist, aufs hellste erglänzen sollte. Das zweite
Licht war dein standhafter Glaube, durch den viele gleichwie durch das helle
Mondlicht zur Erkenntnis der Wahrheit zurückgeführt werden sollten.

Auch den Sternen ähnlich erscheinen die Gedanken deines Herzens darin, daß du
vom Augenblick deiner ersten Erkenntnis Gottes bis zu deinem Tode so feurig
in der göttlichen Liebe verharrtest, daß alle deine Gedanken
vor dem Angesichte Gottes und der Engel glänzender als die
Sterne dem menschlichen Auge erschienen.

Dritte Lesung. Jenes vollkommene Werk aber, durch welches Gott dich, er«
sehnte Jungfrau, zu seiner ewigen Verherrlichung erschaffen hat, ziert ihn als
seine dritte Krone, in der die Engel die Wiederherstellung
und Erneuerung ihrer zerbrochenen Kronen frohlockend er«
blicken. Darum, o Herrin und Hoffnung unseres Heils, wirst du mit Recht die
Ehrenkrone Gottes genannt.

Dienstag. Erste Lesung. Es erscheint nicht unbillig, daß, gleichwie der
Zorn Gottes über Adam wegen des Stolzes gekommen war, er nun auch in
seinem Elende große Tröstung empfange, indem er in strengster
Büßung und wahrer Demut des Herzens es beweinte, daß er seinen gütigsten Schöpfer
zum Zorne gereizt hatte. Einen höheren Trost hätte Adam nicht empfangen können,
als die Gewißheit, daß Gott sich würdige, aus seiner Nach«
kommenschaft geboren zu werden. Darum gewann Adam aus dem
Lichte des Glaubens die Gewißheit, daß Gott aus einem Wesen mit
einem der Eva gleichförmigen Leibe, die alle vom Weibe Geborenen
durch die höchste Blüte jeder Vollkommenheit übertreffen werde, einen menschlichen
Leib empfangen und aus ihr, als einer vor, in und nach der Geburt unversehrt
bleibenden Jungfrau, auf die seiner würdigste Weise wolle geboren werden. Darum,
gleichwie die Engel frohlockt hatten, da ihnen vor Erschaffung der Welt deine Ge«
burt, o Mutter, von Gott war gezeigt worden, so empfand auch Adam aus
der Vorhersicht deiner Geburt größte Tröstung und Freude
des Herzens.

Zweite Lesung. Abraham erhielt die Verheißung, eine unbefleckte Jungfrau
seines Stammes werde den Sohn Gottes gebären. Und es ist zu glauben, er habe sich
mehr auf diese künftige Tochter gefreut als auf Isaak, seinen Sohn,
und sie mehr als diesen geliebt. Diesen seinen Glauben übergab

UB HEIDELBERG
 
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