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Polska Akademia Umieje̜tności <Krakau> / Komisja Historii Sztuki [Hrsg.]; Polska Akademia Nauk <Warschau> / Oddział <Krakau> / Komisja Teorii i Historii Sztuki [Hrsg.]
Folia Historiae Artium — NS: 10.2005

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Stawowiak, Magdalena: Późnogotycki drewniany "Ogrojec" w kościele Wszystkich Świętych w Ptaszkowej - domniemane dzieło Wita Stwosza
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https://doi.org/10.11588/diglit.20621#0132
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scheint diese Wahrnehmung unglaubwiirdig zu
sein. Bei erneunter Betrachtung ziehen sie unseren
Blick bereits an und zeichnen sich deutlich ab. Die
drei ersten Buchstaben STV stehen in einer Reihe,
die Buchstaben OS sehen wir darunter. Das „S” am
Anfang wird durch die Umkrempelung des Mantel-
randes gezeichnet, das „T” entsteht durch eine
senkrechte Falte mit sich oben teilenden Litzen
und das „V’’ wird durch eine yorgewólbte Falte ge-
bilder, die sich unren mit der Umkrempelung des
Mantelrandes yerbindet. Unterhalb des „T” sehen
wir das „O” in der Offnung des Armels. Das ab-
schlieBende „S” befindet sich am Knie des Apo-
stels, an der Stelle, wo sich der Mantel wendet, wo-
bei ein kleines Stiick des Futters sichtbar wird. Es
scheint am undeutlichsten zu sein, aber gerade hier
erkennen wir die groBsten bildhauerischen Bemii-
hungen, die yorgenommen werden muBten, um die
Konturen helldunkel zu zeichnen (Abb. 9)- Durch
eine starkę Einbiegung des Stoffes wird der Buch-
stabe von oben eingegrenzt. Die obere Rundung
des „S” wird durch einen Schatten gezeichnet, der
durch den dezenten dreieckigen Schragschnitt ent-
steht, die Konturen des Buchstabens zeichnen sich
auf dem Rand zwischen Oberstoff und Futter des
Mantels ab. Vermutlich hat die nicht erhaltene
Farbfassung des Gewandes des hl. Johannes die ver-
steckte Signatur und die Buchstabenformen deut-
licher zum Ausdruck gebracht. Die unteren Run-
dungen des die Signatur óffnenden und abschlie-
Benden „S” waren durch die Farbę (Grim?) des Fut-
terstoffes gefullt. Das blaue, rot umrandete „O” im
Armel wiirde farblich mit den blauen Buchstaben
auf dem Mantel ubereinstimmen.

Eine ahnlich gestaltete yersteckte Signatur ist
uns unbekannt, hervorhebenswert ist jedoch die
Tatsache, dass der Bildhauer iiberhaupt auf eine der-
artige Weise seine Werke kennzeichnete. Die
Kennzeichnung ist nicht leicht auffindbar, es ist
eine Art Spiel mit dem aufmerksamen Betrachter.
Erst Peter Zahn entzifferte — nach Kahsnitz75 —
eine andere yersteckte Signatur von StoB — VIT
STUOZ — im Volckamer-Epitaph (Abb. 40). Sie be-
findet sich im oberen Teil des Sabels des Soldaten

5 Kahsnitz, a.a.O., S. 232, 234.

6 Auf die Móglichkeit, dass die Ólberge in Ptaszkowa und in
Stryszów Teile eines Triptychons waren, wieś Olszewski, Ka-
mienna płaskorzeźba..., Anm. 50 hin; ein geschnitzter Ólberg tritt
sehr selten im Mittelteil eines Retabels auf, vgl.: Marcinkow-
ski, Dwa Ogrojce..., S. 141—142; Ders.: Claudia F. Albrecht,
„Stilkritische...", S. 283.

Die Felder der feierlichen Offnung von Fliigelaltaren wer-
den meistens so gebaut, dass ihre Schwerkraft zum Mitteteil hin

mit einem Turban in der Szene der Gefangennahme,
sichtbar ist sie von der Seite des Waffentragers. Sie
imitiert ein orientalisches Ornament, wobei der
Buchstabe „T” iiber dem „O” zu finden ist, ahnlich
wie im Olberg von Ptaszkowa, und der letzte — „Z”
ein in Form zweier Halbmonde — ein wenig isoliert
steht, ahnlich wie das „S” auf dem Knie des Johan-
nes.

Die urspriingliche Funktion des Olbergs von
Ptaszkowa, dessen Herkunft und Standort kon-
nen mangels Quellenangaben nur hypothetisch
erortert werden. Ais Grundlage dafiir miissen
SchluBfolgerungen dienen, die aus der stilistischen
Analyse des Werkes, insbesondere der Komposi-
tion und der Ausfuhrtechnik resultieren. Die Ge-
schichte des Werkes kann anhand der restaurato-
rischen Untersuchung erschlossen werden.

Der sehr gute Erhaltungszustand des Holzes des
Reliefs bis zur in der Neuzeit durchgefiihrten Re-
staurierung weist darauf hin, dass sein urspriingli-
cher Standort ein geschlossener Raum war. Die
Bearbeitungsmethode des Reliefs von Ptaszkowa,
die mit der Ausfuhrungstechnik der Reliefs der Flii-
gel des Marienaltars in Krakau yergleichbar ist so-
wie die Konkordanz der Reliefseiten mit dem Rah-
men lassen yermuten, dass der Olberg Bestandteil
eines Retabels gewesen sein kann. Die durch die
rechtsseitige Kórperkriimmung der Apostel und
Christi dynamisch zur Rechten orientierte Kompo-
sition, der iiber den Rahmen hinausgleitende,
furchterfullte Blick des Heilands erwecken den Ein-
druck, ais ob sich Christi sowohl dem Engel ais auch
der Vorahnung des eigenen Martyriums zuwende.
Das Relief von Ptaszkowa kann sich im oberen Teil
des linken Fliigels des Passionsretabels befunden
haben, mit der Kreuzigung ais zentraler Szene76. Je
hoher es heute aufgestellt wird, desto groBer wird
die Ausdruckskraft der Figur Christi, desto starker
wird seine Ffinwendung nach rechts deutlich77. Mit
dem Gebet am Olberg beginnen die geschnitzten Pas-
sionszyklen der Kreuzigungsaltare in Zasów (Di-
ózesenmuseum Tarnów)78 und des Johann Al-
brecht im Waweldom79. In den angefiihrten Bei-
spielen, auch im Olberg in Stryszów80, ist diese be-

neigt, vgh: A. Z i ornecka, Śląskie retabida szafowe w drugiej
połowie XV i na początku XVI wieku, Roczniki Sztuki Śląskiej, 10:
1976, S. 32.

78 MaBe des Altarschreins: 234 X 172 cm, Flugelbreite: 86
cm, vgh: M. Walicki, Polska sztuka gotycka [Ausstellungskata-
log], Warschau 1935, S. 26, Nr. 69-

79 Vgl.: Olszewski, Kamienna płaskorzeźba..., Abb. 9-

80 Ebenda, Abb. 8; die MaBe des Reliefs: 106 X 90 X 13
cm, vgl. M. Paciorek, I. Pluska, Dokumentacja konserwator-

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