8. Wasserversorgung
Reparaturphasen zuzuordnen sind638. Wie die Zuleitung abgedeckt war, läßt sich aus den vorhandenen Resten nicht mehr erschließen.
In Analogie zu den bekannten Leitungsabschnitten der Aristion-Leitung mit erhaltener Abdeckung ist eine Überwölbung zu vermuten.
Zwei Platten einer steinernen Abdeckung, die im hinteren Teil des ausgegrabenen Bereiches sichtbar sind, dürften einem späteren Umbau
zuzuschreiben sein. Dafür sprechen weniger die schlampige Machart und die Tatsache, daß es sich in zumindest einem Fall um eine Spolie
handelt, als vielmehr das Niveau der Versetzung: Im vorderen Bereich des Zuflusses erreichen sowohl die beiden Mörtellagen als auch
Sinterreste ein wesentlich höheres Niveau als die gedachte Fortsetzung der steinernen Abdeckung.
Der Hauptzufluß in das Brunnenbecken befand sich in der Mitte der Rückwand (Taf. 128, 1 mit Höhenangaben), unter der über die beiden
Stockwerke der Prunkfassade reichenden Statue des Kaisers Traian. Die Zuflußöffnung wird von einem horizontalen Bauteil mit unterem
Abschlußprofil und zwei daran geschobenen, vertikal gestellten Quadern gebildet, welche die Wangen des Zuflusses darstellen (Taf. 127, 1).
Ein weiterer Marmorblock mit oberem Abschlußprofil, auf welchem die Plinthe der Kaiserstatue aufgestellt war, ist nicht mehr vorhanden,
kann auf Grund der Konstruktion aber vorausgesetzt werden. Wie Einarbeitungen an den beiden seitlichen Blöcken erkennen lassen,
existierte noch ein weiteres Bauelement, möglicherweise in Form einer halbrunden Schale oder einer Muschel, das dem eigentlichen Zufluß
vorgelagert war und wohl primär dekorativen Zwecken diente639.
In der rückwärtigen Nordwand der Tabernakelfassade sind im zweiten und sechsten Interkolumnium - d.h. in den beiden äußersten
Interkolumnien der Hauptfassade - auf Bodenniveau bzw. in maximal 15 bis 20 cm Höhe Öffnungen erhalten (Taf. 13, 1; 127, 2). Dieser
Baubefund ließ ein hinter der Rückwand der Fassade gelegenes Wasserverteilungssystem vermuten, welches zunächst schematisch
rekonstruiert640 und in weiterer Folge im Sommer 2005 durch eine Grabung archäologisch überprüft werden konnte641 (Taf. 126). Für die
bauzeitliche Konstruktion zur Wasserverteilung ergab sich folgendes Bild: Von einer Öffnung in der Kanalwange des Zuflusses unmittelbar
hinter der Einmündung in die Fassade führte ein Tonrohr zur Öffnung im östlichsten Tabernakel der Nordseite (Taf. 125, 2; 126, 2-3). Auf
Grund der im westlichsten Tabernakel vorhandenen Aussparung in der Rückwand ist die Westseite wohl symmetrisch zu rekonstruieren. Da
von der Wange des Zuflusses auch noch weitere Tonrohre abzweigen (Taf. 126, 2-3) hatte dieser Teil der Brunnenanlage offenbar auch eine
Funktion als Wasserverteiler; die Frage, welche Strukturen von hier aus mit Wasser versorgt wurden, kann bislang jedoch nicht beantwortet
werden.
Die geringe Anzahl von bekannten Vergleichsbeispielen für die Konstruktionsweise der Wasserführung innerhalb des Bauwerks ist m. E.
damit zu begründen, daß diesem Thema bislang allgemein nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde642. Das zugrunde liegende Prinzip, die
Verteilung des Wassers hinter der Rückwand mittels eines Leitungssystems, findet sich in ähnlicher Form aber auch an anderen Brunnenbauten.
Das Nymphäum von Milet beispielsweise besaß ein Rohrsystem hinter der Schaufassade, durch welches Wasser in verschiedene Bereiche
der Fassade geführt wurde643. Der wesentliche Unterschied zum Nymphaeum Traiani ergibt sich daraus, daß der milesische Aquädukt in
großer Höhe auf die Brunnenrückwand traf. Dem entsprechend erfolgte die Wasserverteilung von oben nach unten und Druckleitungen in
die Obergeschoßbereiche waren nicht vonnöten. Auch der sog. Vespasiansbrunnen in Kaunos erhielt nach einem Umbau ein parallel zur
Rückwand geführtes Verteilerrohr, das zu den einzelnen Wasserauslässen führte644. Ein alternatives Konzept verfolgte man beim großen
Nymphäum von Lepcis Magna: Das Wasser wurde in Bleirohren, die mit Ziegeln und Marmorplatten abgedeckt wurden, vor der Fassade
geführt645.
Von den Öffnungen in der Rückwand wurde beim Nymphaeum Traiani das Wasser - möglicherweise auch mit Bleirohren - zu den in
den Tabernakeln aufgestellten Skulpturen geführt (Taf. 127, 3). Zumindest eine Basis (B-10)646 weist eine Einarbeitung in der Oberseite
auf (Taf. 109, 1), woraus gefolgert werden kann, daß zumindest in diesem Fall das Wasser zu Füßen der Skulptur in das Becken floß.
Wasserauslässe in Statuensockeln sind auch von anderen Beispielen bekannt, so etwa von der Statue eines Flußgottes aus den Faustina-
Thermen in Milet647.
638 Zu den Mörtel- und Sinterproben vom Nymphaeum Traiani s. Prochaska - Quatem-
ber, Cura Aquarum, 73-77.
639 Eine ähnliche Situation mit einer Statue - in diesem Fall allerdings einem liegenden
Flußgott - über dem zentralen Wasserzufluß, der eine dem Nymphaeum Traiani
vergleichbare Gestaltung aufweist, findet sich beim Nymphäum F3 von Perge, vgl.
Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 52 Abb. 21; Mansel, Pamphylien, 88 Abb. 56.
640 Quatember, Cura Aquarum, 73-77.
641 Zu den Befunden insgesamt s. Quatember u.a., Grabung 2005, 265-334.
642 Zu neueren Untersuchungen vgl. Wiplinger, Cura Aquarum, passim, bes. Campagna,
Fountains at Hierapolis, 387-395; Piras, Aspendos, 397-400; Sandoz, Sabratha and
Lepcis Magna, 401-408; Zens, Nymphaeum von Gadara, 409-414.
643 Hülsen, Milet I 5, 4-10 Taf. 51.
644 Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 201 f. (Nr. 42) mit weiterer Literatur.
645 Sandoz, Sabratha and Lepcis Magna, bes. 405 f.
646 Vgl. dazu ausführlicher Kap. 7.3.
647 K.A. Neugebauer - Th. Wiegand, Die Skulpturen, in: Gerkan - Krischen, Milet I 9,
68 Abb. 84; 122 Abb. 121; S. 124f.; Kapossy, Brunnenfiguren, 24. 55. Zur Datierung
der Statue in mittelantoninische Zeit s. Klementa, Flußgötter, 109 f.
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Reparaturphasen zuzuordnen sind638. Wie die Zuleitung abgedeckt war, läßt sich aus den vorhandenen Resten nicht mehr erschließen.
In Analogie zu den bekannten Leitungsabschnitten der Aristion-Leitung mit erhaltener Abdeckung ist eine Überwölbung zu vermuten.
Zwei Platten einer steinernen Abdeckung, die im hinteren Teil des ausgegrabenen Bereiches sichtbar sind, dürften einem späteren Umbau
zuzuschreiben sein. Dafür sprechen weniger die schlampige Machart und die Tatsache, daß es sich in zumindest einem Fall um eine Spolie
handelt, als vielmehr das Niveau der Versetzung: Im vorderen Bereich des Zuflusses erreichen sowohl die beiden Mörtellagen als auch
Sinterreste ein wesentlich höheres Niveau als die gedachte Fortsetzung der steinernen Abdeckung.
Der Hauptzufluß in das Brunnenbecken befand sich in der Mitte der Rückwand (Taf. 128, 1 mit Höhenangaben), unter der über die beiden
Stockwerke der Prunkfassade reichenden Statue des Kaisers Traian. Die Zuflußöffnung wird von einem horizontalen Bauteil mit unterem
Abschlußprofil und zwei daran geschobenen, vertikal gestellten Quadern gebildet, welche die Wangen des Zuflusses darstellen (Taf. 127, 1).
Ein weiterer Marmorblock mit oberem Abschlußprofil, auf welchem die Plinthe der Kaiserstatue aufgestellt war, ist nicht mehr vorhanden,
kann auf Grund der Konstruktion aber vorausgesetzt werden. Wie Einarbeitungen an den beiden seitlichen Blöcken erkennen lassen,
existierte noch ein weiteres Bauelement, möglicherweise in Form einer halbrunden Schale oder einer Muschel, das dem eigentlichen Zufluß
vorgelagert war und wohl primär dekorativen Zwecken diente639.
In der rückwärtigen Nordwand der Tabernakelfassade sind im zweiten und sechsten Interkolumnium - d.h. in den beiden äußersten
Interkolumnien der Hauptfassade - auf Bodenniveau bzw. in maximal 15 bis 20 cm Höhe Öffnungen erhalten (Taf. 13, 1; 127, 2). Dieser
Baubefund ließ ein hinter der Rückwand der Fassade gelegenes Wasserverteilungssystem vermuten, welches zunächst schematisch
rekonstruiert640 und in weiterer Folge im Sommer 2005 durch eine Grabung archäologisch überprüft werden konnte641 (Taf. 126). Für die
bauzeitliche Konstruktion zur Wasserverteilung ergab sich folgendes Bild: Von einer Öffnung in der Kanalwange des Zuflusses unmittelbar
hinter der Einmündung in die Fassade führte ein Tonrohr zur Öffnung im östlichsten Tabernakel der Nordseite (Taf. 125, 2; 126, 2-3). Auf
Grund der im westlichsten Tabernakel vorhandenen Aussparung in der Rückwand ist die Westseite wohl symmetrisch zu rekonstruieren. Da
von der Wange des Zuflusses auch noch weitere Tonrohre abzweigen (Taf. 126, 2-3) hatte dieser Teil der Brunnenanlage offenbar auch eine
Funktion als Wasserverteiler; die Frage, welche Strukturen von hier aus mit Wasser versorgt wurden, kann bislang jedoch nicht beantwortet
werden.
Die geringe Anzahl von bekannten Vergleichsbeispielen für die Konstruktionsweise der Wasserführung innerhalb des Bauwerks ist m. E.
damit zu begründen, daß diesem Thema bislang allgemein nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde642. Das zugrunde liegende Prinzip, die
Verteilung des Wassers hinter der Rückwand mittels eines Leitungssystems, findet sich in ähnlicher Form aber auch an anderen Brunnenbauten.
Das Nymphäum von Milet beispielsweise besaß ein Rohrsystem hinter der Schaufassade, durch welches Wasser in verschiedene Bereiche
der Fassade geführt wurde643. Der wesentliche Unterschied zum Nymphaeum Traiani ergibt sich daraus, daß der milesische Aquädukt in
großer Höhe auf die Brunnenrückwand traf. Dem entsprechend erfolgte die Wasserverteilung von oben nach unten und Druckleitungen in
die Obergeschoßbereiche waren nicht vonnöten. Auch der sog. Vespasiansbrunnen in Kaunos erhielt nach einem Umbau ein parallel zur
Rückwand geführtes Verteilerrohr, das zu den einzelnen Wasserauslässen führte644. Ein alternatives Konzept verfolgte man beim großen
Nymphäum von Lepcis Magna: Das Wasser wurde in Bleirohren, die mit Ziegeln und Marmorplatten abgedeckt wurden, vor der Fassade
geführt645.
Von den Öffnungen in der Rückwand wurde beim Nymphaeum Traiani das Wasser - möglicherweise auch mit Bleirohren - zu den in
den Tabernakeln aufgestellten Skulpturen geführt (Taf. 127, 3). Zumindest eine Basis (B-10)646 weist eine Einarbeitung in der Oberseite
auf (Taf. 109, 1), woraus gefolgert werden kann, daß zumindest in diesem Fall das Wasser zu Füßen der Skulptur in das Becken floß.
Wasserauslässe in Statuensockeln sind auch von anderen Beispielen bekannt, so etwa von der Statue eines Flußgottes aus den Faustina-
Thermen in Milet647.
638 Zu den Mörtel- und Sinterproben vom Nymphaeum Traiani s. Prochaska - Quatem-
ber, Cura Aquarum, 73-77.
639 Eine ähnliche Situation mit einer Statue - in diesem Fall allerdings einem liegenden
Flußgott - über dem zentralen Wasserzufluß, der eine dem Nymphaeum Traiani
vergleichbare Gestaltung aufweist, findet sich beim Nymphäum F3 von Perge, vgl.
Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 52 Abb. 21; Mansel, Pamphylien, 88 Abb. 56.
640 Quatember, Cura Aquarum, 73-77.
641 Zu den Befunden insgesamt s. Quatember u.a., Grabung 2005, 265-334.
642 Zu neueren Untersuchungen vgl. Wiplinger, Cura Aquarum, passim, bes. Campagna,
Fountains at Hierapolis, 387-395; Piras, Aspendos, 397-400; Sandoz, Sabratha and
Lepcis Magna, 401-408; Zens, Nymphaeum von Gadara, 409-414.
643 Hülsen, Milet I 5, 4-10 Taf. 51.
644 Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 201 f. (Nr. 42) mit weiterer Literatur.
645 Sandoz, Sabratha and Lepcis Magna, bes. 405 f.
646 Vgl. dazu ausführlicher Kap. 7.3.
647 K.A. Neugebauer - Th. Wiegand, Die Skulpturen, in: Gerkan - Krischen, Milet I 9,
68 Abb. 84; 122 Abb. 121; S. 124f.; Kapossy, Brunnenfiguren, 24. 55. Zur Datierung
der Statue in mittelantoninische Zeit s. Klementa, Flußgötter, 109 f.
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