24
2 Forschungsgeschichte
Rettungsgrabungen im Bereich zweier Sarkophage, die nach Klärung und Dokumentation des
stratigrafisehen Befunds geborgen wurden43.
Die Arbeiten wurden auf den innerstädtischen Bereich ausgedehnt, wo W. Pietsch 1995 östlich
des Trajansnymphäums (Abb. 1 c, SO 1/95) auf eine Grube stieß, die er aufgrund von Analogien
mit Gruben am Staatsmarkt als beraubtes archaisches Grab interpretierte44.
2.2 DIE KURETENSTRASSE, IHRE EINZELMONUMENTE UND
SÄULENHALLEN45
R. Heberdey begann 1904/1905 mit der Freilegung der Marmorstraße im Bereich östlich des
Bibliotheksvorplatzes und verfolgte deren Biegung nach Osten - also an den westlichen Anfang
der Kuretenstraße - weiter (Abb. 3)46. Im Zuge seiner Suche nach einem inschriftlich genannten
Auditorium wurden die Monumente an der Südseite der Kuretenstraße freigelegt, namentlich ein
Torbau, der später als Hadrianstor bekannt wurde47, das ursprünglich als >Stadtquelle<48, dann
als (Androklos-)>Heroon<49 bezeichnete Gebäude und das >Oktogon<50. Zudem wurde die Säu-
lenhalle an der Nordseite (die sog. Kuretenhalle) angeschnitten. Letztere gehört zur spätantiken
Ausstattung der Kuretenstraße, hier wurden die sekundär verbauten, für die Straße namenge-
benden Säulentrommeln aus dem Prytaneion mit den Listen des ephesischen Kultpersonals der
Kureten angetroffen51.
Erst einige Jahrzehnte nach R. Heberdey knüpfte F. Miltner 1954-1955 an dessen Arbeiten
am unteren Embolos an; er begann mit seinen Grabungen an der Kreuzung von Marmorstraße
und Kuretenstraße52. Die Vorgehensweise Miltners war geprägt von einem enormen Aufwand an
Arbeitskräften und -technik sowie einer entsprechenden, heute als rasant anmutenden Freilegung
der großteils noch meterhoch verschütteten Innenstadt von Ephesos innerhalb kürzester Zeit
(Abb. 4 a. b). Die Ausgrabung der Kuretenstraße bildete einen seiner Tätigkeitsschwerpunkte.
Das Hauptaugenmerk lag dort zunächst auf der Scholastikiatherme53 (früher >Kuretentherme<54,
später auch >Variusbad<55). Außerdem sollten durch die Verfolgung der an der Nordseite von
den Kuretenstraße abzweigenden Seitengassen (von Miltner mit >Badgasse< und >Katzenkopf-
gasse< benannt, Abb. 1 b. c) topografische Fragen geklärt werden. Im Bereich zwischen Kure-
tenstraße und Staatsmarkt wurden der Kultsaal der Hestia Boulaia (oder Prytaneion)56 sowie der
sog. Sockelbau, der als westliches Ende der >Stierkopfhalle< von der Terrasse des Staatsmarkts in
den Domitiansplatz ragt, freigelegt. Miltner erkannte, dass die Hauptverbindung von der Kureten-
43 Steskal u. a. 2003.
44 Pietsch 2001, 35 f; Thür 1996, 14.
45 Die Grabungsgeschichte der einzelnen Monumente wird an dieser Stelle nur umrissen. Ausführlichere Angaben
dazu finden sich jeweils bei der Besprechung der einzelnen Befunde und Fundkomplexe.
46 Heberdey 1907, 61-73.
47 Thür 1989.
48 Curtius 1872, 35 f; Heberdey 1905, 69 f.
49 Keil 1955, 30 geht noch davon aus, dass das Gebäude ». .. mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein Heroen -
grab war«; Thür 1995a, 63.
50 Heberdey 1907, 62 f.
51 Heberdey 1905. Zur Kuretenhalle und der Auffindung der Kuretensäulen s. Heberdey 1905, 76 f; Miltner 1958b,
33. Zusammenfassung des Forschungsstands vor Miltner bei Keil 1955, 90-94. s. außerdem Quatember 2005, 274.
Aus arbeitsökonomischer Sicht ist erwähnenswert, dass bereits unter R. Heberdey die Schuttabfuhr mittels einer
Feldbahn erfolgte, die bis zur Südostecke der Tetragonos Agora geführt wurde, s. dazu Jobst 1983, 154 f.
52 Miltner 1959b; Miltner 1958a. Einen detaillierten Überblick zur Grabungstätigkeit Franz Miltners an der Kure-
tenstraße bietet Quatember 2005. Auf dem Plan Quatember 2005, 272 Abb. 1 sind die von Miltner freigelegten
Bereiche markiert.
53 Strocka 1985; Steskal 2010a, 583.
54 Miltner 1955, 26 f. Abb. 9.
55 Keil 1955, 116 f; Alzinger 1971, 1617 f. Abb. 4 s. v. Ephesos; Knibbe - Merkelbach 1978, 99.
56 Miltner 1958b, 27-49; zu den Ergebnissen einer Neubearbeitung des Monuments s. Steskal - Ladstätter 2009;
Steskal 2010a.
2 Forschungsgeschichte
Rettungsgrabungen im Bereich zweier Sarkophage, die nach Klärung und Dokumentation des
stratigrafisehen Befunds geborgen wurden43.
Die Arbeiten wurden auf den innerstädtischen Bereich ausgedehnt, wo W. Pietsch 1995 östlich
des Trajansnymphäums (Abb. 1 c, SO 1/95) auf eine Grube stieß, die er aufgrund von Analogien
mit Gruben am Staatsmarkt als beraubtes archaisches Grab interpretierte44.
2.2 DIE KURETENSTRASSE, IHRE EINZELMONUMENTE UND
SÄULENHALLEN45
R. Heberdey begann 1904/1905 mit der Freilegung der Marmorstraße im Bereich östlich des
Bibliotheksvorplatzes und verfolgte deren Biegung nach Osten - also an den westlichen Anfang
der Kuretenstraße - weiter (Abb. 3)46. Im Zuge seiner Suche nach einem inschriftlich genannten
Auditorium wurden die Monumente an der Südseite der Kuretenstraße freigelegt, namentlich ein
Torbau, der später als Hadrianstor bekannt wurde47, das ursprünglich als >Stadtquelle<48, dann
als (Androklos-)>Heroon<49 bezeichnete Gebäude und das >Oktogon<50. Zudem wurde die Säu-
lenhalle an der Nordseite (die sog. Kuretenhalle) angeschnitten. Letztere gehört zur spätantiken
Ausstattung der Kuretenstraße, hier wurden die sekundär verbauten, für die Straße namenge-
benden Säulentrommeln aus dem Prytaneion mit den Listen des ephesischen Kultpersonals der
Kureten angetroffen51.
Erst einige Jahrzehnte nach R. Heberdey knüpfte F. Miltner 1954-1955 an dessen Arbeiten
am unteren Embolos an; er begann mit seinen Grabungen an der Kreuzung von Marmorstraße
und Kuretenstraße52. Die Vorgehensweise Miltners war geprägt von einem enormen Aufwand an
Arbeitskräften und -technik sowie einer entsprechenden, heute als rasant anmutenden Freilegung
der großteils noch meterhoch verschütteten Innenstadt von Ephesos innerhalb kürzester Zeit
(Abb. 4 a. b). Die Ausgrabung der Kuretenstraße bildete einen seiner Tätigkeitsschwerpunkte.
Das Hauptaugenmerk lag dort zunächst auf der Scholastikiatherme53 (früher >Kuretentherme<54,
später auch >Variusbad<55). Außerdem sollten durch die Verfolgung der an der Nordseite von
den Kuretenstraße abzweigenden Seitengassen (von Miltner mit >Badgasse< und >Katzenkopf-
gasse< benannt, Abb. 1 b. c) topografische Fragen geklärt werden. Im Bereich zwischen Kure-
tenstraße und Staatsmarkt wurden der Kultsaal der Hestia Boulaia (oder Prytaneion)56 sowie der
sog. Sockelbau, der als westliches Ende der >Stierkopfhalle< von der Terrasse des Staatsmarkts in
den Domitiansplatz ragt, freigelegt. Miltner erkannte, dass die Hauptverbindung von der Kureten-
43 Steskal u. a. 2003.
44 Pietsch 2001, 35 f; Thür 1996, 14.
45 Die Grabungsgeschichte der einzelnen Monumente wird an dieser Stelle nur umrissen. Ausführlichere Angaben
dazu finden sich jeweils bei der Besprechung der einzelnen Befunde und Fundkomplexe.
46 Heberdey 1907, 61-73.
47 Thür 1989.
48 Curtius 1872, 35 f; Heberdey 1905, 69 f.
49 Keil 1955, 30 geht noch davon aus, dass das Gebäude ». .. mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein Heroen -
grab war«; Thür 1995a, 63.
50 Heberdey 1907, 62 f.
51 Heberdey 1905. Zur Kuretenhalle und der Auffindung der Kuretensäulen s. Heberdey 1905, 76 f; Miltner 1958b,
33. Zusammenfassung des Forschungsstands vor Miltner bei Keil 1955, 90-94. s. außerdem Quatember 2005, 274.
Aus arbeitsökonomischer Sicht ist erwähnenswert, dass bereits unter R. Heberdey die Schuttabfuhr mittels einer
Feldbahn erfolgte, die bis zur Südostecke der Tetragonos Agora geführt wurde, s. dazu Jobst 1983, 154 f.
52 Miltner 1959b; Miltner 1958a. Einen detaillierten Überblick zur Grabungstätigkeit Franz Miltners an der Kure-
tenstraße bietet Quatember 2005. Auf dem Plan Quatember 2005, 272 Abb. 1 sind die von Miltner freigelegten
Bereiche markiert.
53 Strocka 1985; Steskal 2010a, 583.
54 Miltner 1955, 26 f. Abb. 9.
55 Keil 1955, 116 f; Alzinger 1971, 1617 f. Abb. 4 s. v. Ephesos; Knibbe - Merkelbach 1978, 99.
56 Miltner 1958b, 27-49; zu den Ergebnissen einer Neubearbeitung des Monuments s. Steskal - Ladstätter 2009;
Steskal 2010a.