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Waldner, Alice; Österreichisches Archäologisches Institut [Contr.]
Die Chronologie der Kuretenstraße: Archäologische Evidenzen zur Baugeschichte des unteren Embolos von Ephesos von der lysimachischen Neugründung bis in die byzantinische Zeit — Forschungen in Ephesos, Band 11,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52321#0042
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3.1 Das hellenistische Brunnenhaus

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der Form Hayes 3149 zu nennen (K 73-76), ebenso eine Kragenrandschale, die formtypologisch
auch als Variante einer Imitation der LRC-Form Hayes 3 angesprochen werden kann (K 77)150.
Zeitgenössische spätantik-frühbyzantinische Lampen (K 78. K 79)151, der Standfuß eines Stän-
gelglases (K 80)152 und verschiedene Gebrauchs- und Küchenwaren, die dem 5. und frühen
6. Jahrhundert n. Chr. zugewiesen werden können, runden das Spektrum ab.
Wann genau die Trennmauer zwischen der Taberna II und ihrem Vorraum eingezogen worden
war, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, da keine datierenden Schichten zugewiesen wer-
den konnten und aus dem grauen Estrich unmittelbar unter der Trennmauer keine Funde gebor-
gen wurden. Die Bauweise der Mauer mit Spolien, Bruchsteinen und Ziegeln lässt aber darauf
schließen, dass es sich um eine spätantike Baumaßnahme handelt. Ähnlich verhält es sich mit der
teilweise von der Ostmauer des Brunnenhauses gebildeten Stützmauer für die Alytarchenstoa und
dem Treppenaufgang zu derselben, deren genaues Baudatum anhand der Befunde und Funde des
Vorraumes der Taberna II ebenfalls nicht zu bestimmen ist. Erstere wurde im nördlichen Teil zu
einem nicht näher definierbaren Zeitpunkt mit Bruchsteinen ausgebessert oder erhöht und wird
von A. Sokolicek als gleichzeitig mit den Kammern des Hanghauses 1 und einem möglichen
(kaiserzeitlichen) Vorgängerbau der >Alytarchenstoa< interpretiert153.
3.1.4 Die Aufgabe der Taberna II
Jene Funde, die 1978 im Raum westlich der Alytarchenstoa - also im Vorraum der Taberna II -
»im Füllschutt« oder »im Füllschutt unter dem Boden«154 geborgen wurden, belegen eindeutig,
dass dieser Raum erst gegen Mitte des 7. Jahrhunderts verschüttet worden war. Die entsprechen-
den Gefäße des letzten Inventars der Taberna vor ihrem Versturz (Abb. 10 a) sind gut erhalten
oder großteilig gebrochen, sodass sich auch Anpassungen vornehmen ließen. Sie scheinen bis
kurz vor der Verschüttung des Raumes westlich der Alytarchenstoa in Gebrauch oder vielleicht
auch zum Verkauf gestanden zu sein. Besonders aussagekräftig in Bezug auf die letzte Nutzung
ist das LRC-Spektrum, das einen beachtlichen Anteil an frühen und späten Tellern der Form
Hayes 10 und Hayes 3/10 aufweist, die bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts verbreitet sind (Abb.
10 a, 1-7)155. Außerdem sind ERSW-Imitationen u. a. der LRC-Formen Hayes 3 (Abb. 10 a, 9.
10) und gut erhaltene sog. Buff Ware Bowls zu nennen (Abb. 10 a, 11-13). Bei ihnen handelt es
sich um Steilrand-Kragenschalen mit Überzug, die in ihrer Beschaffenheit der ephesischen Red
Slip Ware nahe stehen156. Außerdem finden sich mehrere Randfragmente und zwei Tellerböden
mit einem feinen Punktreihen-Roulettdekor, die der sog. Mäandertalsigillata zugeordnet werden
können und ebenfalls im ausgehenden 6. und in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts auftreten
(Abb. 10 a, 14-17)157. In dieselbe Zeit weisen Fragmente von ARS-Tellern der Formen Hayes 99
und Hayes 93 oder 103 (Abb. 10 a, 18. 19)158. Eine runde Feld- oder Pilgerflasche mit einem
aufgemalten Sternmuster in einem Kreuz (Abb. 10 b) fügt sich ebenfalls gut in den Zeitrahmen

149 Hayes 1972, 329-338; Ladstätter - Sauer 2005, 149 f.
150 s. Ladstätter - Sauer 2005, 153 f. Taf. 9, 118.
151 K 78 mit Flechtband auf der Schulter, Griff nicht erhalten: vgl. eventuell Ladstätter 2008, K 311; K 79: Lampe
mit massivem Griffzapfen, vgl. Ladstätter 2008, 117 (Typ III).
152 Vgl. Czurda-Ruth 2007, Nr. 631-778.
153 Quatember - Scheibeireiter - Sokolicek 2009, 120 f.
154 Im Tagebuch des Jahres 1978 werden vom 23. 8.-18. 9. 1978 die Freilegungsarbeiten im Raum westlich der
Alytarchenstoa jeweils kurz beschrieben. Am Montag, 18. 9. 1978, wurden die Grabungsarbeiten abgeschlossen.
»Das Mauerwerk dieses Raumes besteht durchwegs aus Spolienquadem, zwei Bodenniveaus sind festzustellen,
innerhalb des spätantiken Abschnitts«; Tagebuch 1978, 31.
155 Ladstätter - Sauer 2005, 150.
156 Waldner - Ladstätter 2014, 50 (»local fine buff wares«); Ladstätter - Sauer 2005, 153 f.
157 Waldner - Ladstätter 2014, 51 f; Hayes 1972, 408-410; Ladstätter 2008, 115 (K 237); Tumovsky 2005b, Abb. 1;
Quatember u. a. 2008.
158 Hayes 1972, 145-148. 157-160.
 
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