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Waldner, Alice; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Die Chronologie der Kuretenstraße: Archäologische Evidenzen zur Baugeschichte des unteren Embolos von Ephesos von der lysimachischen Neugründung bis in die byzantinische Zeit — Forschungen in Ephesos, Band 11,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52321#0119
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118

3 Befunde und Fundkomplexe

Firnisware
Späthellenistische Firniswaren bilden mit insgesamt 129 Fragmenten einen beachtlichen Anteil
am Fundmaterial in Brunnenfüllung 2.
Unter den bestimmbaren Tellerrändern dominieren solche mit beidseitig verdickter Lippe
(K 886-890). Darüber hinaus wurden nicht näher zuzuweisende Teller- oder Schalenböden
geborgen, von denen das rot überzogene Standringfragment K 888 innen und auf der Bode-
nunterseite sternförmige Einritzungen aufweist, die auf eine sekundäre Kennzeichnung durch
den Besitzer oder Benutzer schließen lassen. Der Großteil der Fragmente gehört allerdings zu
Gefäßwänden.
Sieben Fragmente des Firnisware-Spektrums aus der Brunnenfüllung 2 gehören zu sog. kni-
dischen Schalen (K 891-897)642. Der Überzug und das Fabric des ungefähr zu zwei Dritteln
erhaltenen Stücks K 894 ist der ESB ähnlich. Die Schale dürfte eine Hybridform darstellen,
wie sie gerade für die augusteische Zeit charakteristisch ist643 und demnach in das späte 1. Jahr-
hundert v. Chr. oder in die augusteische Zeit datieren. Neben einer weiteren möglicherweise als
knidisch anzusprechenden Schale (K 897) sind vor allem Echinusschalen (K 898-901) oder
sog. halbkugelige Fußschalen (K 902-907) vertreten, wobei die Unterscheidung dieser beiden
Schalenformen des 1. Jahrhunderts v. Chr. und frühen 1. Jahrhunderts n. Chr. nicht immer ein-
deutig möglich ist, da für beide ein eingebogener Rand charakteristisch ist.
Zwei Fragmente von Kantharoi - eines mit Rotellenhenkel (K 908) und ein weiteres mit
einem hoch geschwungenen Bandhenkel (K 909) - sowie kleine Randfragmente von Skyphoi
oder Schalen (K 910-912) und ein Wandfragment eines gefirnissten Bechers mit Vertikalrip-
pendekor (K 913) runden das Firnisware-Spektrum ab. Darüber hinaus sind Henkelfragmente
sowie nicht näher zuzuweisende Wandfragmente gefirnisster Gefäße vertreten, unter denen ein
abgebrochener Bandhenkel hervorzuheben ist, auf dessen Unterseite ein plastisches Rautennetz
wohl der besseren Haftung der Henkelteile dient und keine dekorative Funktion hat (K 914).
Ein vergleichbares Stück stammt aus dem ephesischen Prytaneion, ist allerdings der dünnwan-
digen Keramik zuzurechnen und wird als Beispiel für die (seltene) Modelfertigung von Bechern
angeführt644. Ein Netzmuster zeigt auch der Henkel eines dünnwandigen Bechers aus Priene645.
Hellenistische Reliefbecher aus der Form
Zu nennen sind außerdem zehn Fragmente von Reliefbechern, deren Dekorzone allerdings bei
den meisten Stücken abgebrochen ist. Von den besser erhaltenen Fragmenten ist vor allem ein
Becher mit einer Bordüre aus liegenden Spiralen und einer unterhalb umlaufenden Reihe von
Maskenmedaillons, alternierend mit Delfinen, hervorzuheben, dessen Hauptzone ein Zungen-
blattdekor ziert (K 915)646. Das Fragment K 916 gehört wahrscheinlich zu einem Reliefkännchen
mit Henkel647, auch hier hat sich die Reliefzone allerdings nur noch ansatzweise erhalten. Ein
weiterer Becher (K 917) zeigt Reste eines zweireihigen Kreisdekors, darunter eine horizontal
umlaufende Hakenbordüre. Auf zwei weiteren Bechern (K 918. K 919) haben sich jeweils Reste
von Eierstabbordüren erhalten, auf K 920 ist die Dekorzone hingegen abgebrochen.

642 Zu den knidischen Schalen s. o. Kap. 3.2.2.2.; vgl. z. B. Ladstätter 2005a, 234 K 108-K 110.
643 Ladstätter 2007, 209 f.
644 Ladstätter 2010a, 95 K 311.
645 Fenn 2008, 249 f, bes. 251 Abb. 2.
646 Vgl. Rotroff- Oliver 2003, Taf. 72, 432, mit ähnlich schemenhafter Maske, allerdings als Bodenmedaillon eines
Reliefbechers.
647 Vgl. eventuell Rotroff 2005, 147 Nr. 620 (Amphore mit modelgeformtem Körper und breitem, ausgebogenem
Standfuß).
 
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