3.6 Die Kuretenhalle
161
aus stratigrafisch und chronologisch dicht aufeinanderfolgenden Sand-Erde-Keramiksplitt- und
Schotterschichten, die bereits ab dem (frühen) 2. Jahrhundert v. Chr. angelegt worden waren.
Kein Aufschluss konnte darüber gewonnen werden, wann die Kuretenstraße das erste Mal mit
Marmorplatten gepflastert worden war. Daher muss als frühester Nachweis für eine Pflasterung
immer noch jene Inschrift am Südtor der Tetragonos Agora gelten, welche eine Pflasterung des
Embolos unter Domitian nennt903. Zumindest ein terminus ante quem für die Pflasterung des
Embolos ergibt sich aus dem Sachverhalt, dass das Straßenpflaster im Bereich des sog. Audito-
riums älter als die Celsusbibliothek, also noch vor dem ersten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr.
angelegt worden sein muss. Eine letzte Erhöhung des Straßenniveaus und eine damit einher-
gehende Neupflasterung des unteren Embolos dürfte hingegen im ausgehenden 5./beginnenden
6. Jahrhundert n. Chr. stattgefunden haben.
Über die kaiserzeitliche Nutzung der späteren Kuretenhalle konnten bis auf den Nachweis von
in der Kaiserzeit angelegten und benutzten Kanälen keine Aufschlüsse gewonnen werden. Für
die Spätantike zeichnen sich ab der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts drei Nutzungsphasen ab.
Der erste Hallenbau mit dem Fundament B2 kann aufgrund des terminuspost quem, der sich aus
der Datierung der Baulinie D ergibt, in das ausgehende 5. und beginnende 6. Jahrhundert datiert
werden; seine Anlage geht eventuell mit der letzten nachweisbaren Pflasterung der Straße einher.
Wenige Jahre später erfolgt der Umbau des Stylobats B zu jenem der eigentlichen Kuretenhalle
(Stylobat A), allerdings kann der genaue Zeitpunkt dieser Baumaßnahme nicht ermittelt werden.
Die Kuretenhalle selbst mit dem erhöhten Stylobat (Baulinie A und C) und den sekundär hier
verbauten Kuretensäulen wurde der Fundauswertung zufolge zu Beginn des 6. Jahrhunderts
errichtet. Der jüngste angetroffene Hallenboden und die Funde daraus lassen auf eine Nutzung bis
in das fortgeschrittene 6. Jahrhundert schließen. Die letzte feststellbare Bauaktivität im Bereich
der Halle bestand in einer Verkleinerung oder Unterteilung derselben durch Quermauern. Hierzu
konnten allerdings keine Fundkomplexe geborgen und ausgewertet werden.
Eine Beziehung zum Südbereich der Insula M/l, in den die Türöffnungen in der Nordwand
der Kuretenhalle führen, muss zwar bestanden haben, lässt sich bislang aber nicht klar definieren.
Aufgrund der Bauuntersuchung sind nach den drei Bauphasen des Peristylhauses mindestens zwei
Nachnutzungsphasen festzustellen. Es dürfte sich bei den spätesten Strukturen der Insula M/l,
speziell bei den vom Bearbeiter D. Boulasikis postulierten >Häusern A und B<, allerdings um
Handwerksbetriebe gehandelt haben904, die eher mit der letzten Phase der Kuretenhalle, die sich
im Einzug von Querwänden manifestiert, in Verbindung zu bringen sind.
Ein Zusammenhang mit der Renovierung des Variusbades durch die Christin Scholastikia
wurde bislang angenommen, da in den Substruktionen der Therme ebenfalls Bauteile aus dem
Prytaneion verbaut waren905. Der Überlegung folgend, dass die Säulentrommeln mit den Kureten-
inschriften erst nach dem Theodosianischen Edikt von 391 n. Chr. aus dem Prytaneion entfernt
und als Spolien wiederverwendet worden sein konnten, datierte bereits F. Miltner den Umbau
der Thermenanlage an das Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr.906. Da die genauen Lebensdaten
der Stifterin Scholastikia907 nicht bekannt sind und keine Fundkomplexe zu dem Bau vorliegen,
konnte das exakte Datum der Renovierung bisher nicht ermittelt werden. Es liegt jedoch nahe,
dass die Kuretenhalle und die Scholastikiatherme im Zuge eines Bauprogramms errichtet wurden,
allerdings wäre sodann mit dem Umbau der Therme ebenfalls erst am Anfang des 6. Jahrhun-
derts n. Chr. zu rechnen. Insgesamt ist also mit dem Bau der Kuretenhalle, der Renovierung der
Scholastikiatherme, einer erneuten Straßenpflasterung und der Bestattung westlich des Heroons
besonders am Ende des 5. und Anfang des 6. Jahrhunderts auf umfangreiche Aktivitäten am
unteren Embolos zu schließen.
903 IvE 3008; Thür 1995d, 86.
904 Boulasikis 2005, 38-40.
905 Miltner 1959b, 305 f. Abb. 146; Pietsch 2001.
906 Miltner 1959b, 22-24.
907 Zur Sitzstatue der Scholastikia s. Strocka 1985.
161
aus stratigrafisch und chronologisch dicht aufeinanderfolgenden Sand-Erde-Keramiksplitt- und
Schotterschichten, die bereits ab dem (frühen) 2. Jahrhundert v. Chr. angelegt worden waren.
Kein Aufschluss konnte darüber gewonnen werden, wann die Kuretenstraße das erste Mal mit
Marmorplatten gepflastert worden war. Daher muss als frühester Nachweis für eine Pflasterung
immer noch jene Inschrift am Südtor der Tetragonos Agora gelten, welche eine Pflasterung des
Embolos unter Domitian nennt903. Zumindest ein terminus ante quem für die Pflasterung des
Embolos ergibt sich aus dem Sachverhalt, dass das Straßenpflaster im Bereich des sog. Audito-
riums älter als die Celsusbibliothek, also noch vor dem ersten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr.
angelegt worden sein muss. Eine letzte Erhöhung des Straßenniveaus und eine damit einher-
gehende Neupflasterung des unteren Embolos dürfte hingegen im ausgehenden 5./beginnenden
6. Jahrhundert n. Chr. stattgefunden haben.
Über die kaiserzeitliche Nutzung der späteren Kuretenhalle konnten bis auf den Nachweis von
in der Kaiserzeit angelegten und benutzten Kanälen keine Aufschlüsse gewonnen werden. Für
die Spätantike zeichnen sich ab der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts drei Nutzungsphasen ab.
Der erste Hallenbau mit dem Fundament B2 kann aufgrund des terminuspost quem, der sich aus
der Datierung der Baulinie D ergibt, in das ausgehende 5. und beginnende 6. Jahrhundert datiert
werden; seine Anlage geht eventuell mit der letzten nachweisbaren Pflasterung der Straße einher.
Wenige Jahre später erfolgt der Umbau des Stylobats B zu jenem der eigentlichen Kuretenhalle
(Stylobat A), allerdings kann der genaue Zeitpunkt dieser Baumaßnahme nicht ermittelt werden.
Die Kuretenhalle selbst mit dem erhöhten Stylobat (Baulinie A und C) und den sekundär hier
verbauten Kuretensäulen wurde der Fundauswertung zufolge zu Beginn des 6. Jahrhunderts
errichtet. Der jüngste angetroffene Hallenboden und die Funde daraus lassen auf eine Nutzung bis
in das fortgeschrittene 6. Jahrhundert schließen. Die letzte feststellbare Bauaktivität im Bereich
der Halle bestand in einer Verkleinerung oder Unterteilung derselben durch Quermauern. Hierzu
konnten allerdings keine Fundkomplexe geborgen und ausgewertet werden.
Eine Beziehung zum Südbereich der Insula M/l, in den die Türöffnungen in der Nordwand
der Kuretenhalle führen, muss zwar bestanden haben, lässt sich bislang aber nicht klar definieren.
Aufgrund der Bauuntersuchung sind nach den drei Bauphasen des Peristylhauses mindestens zwei
Nachnutzungsphasen festzustellen. Es dürfte sich bei den spätesten Strukturen der Insula M/l,
speziell bei den vom Bearbeiter D. Boulasikis postulierten >Häusern A und B<, allerdings um
Handwerksbetriebe gehandelt haben904, die eher mit der letzten Phase der Kuretenhalle, die sich
im Einzug von Querwänden manifestiert, in Verbindung zu bringen sind.
Ein Zusammenhang mit der Renovierung des Variusbades durch die Christin Scholastikia
wurde bislang angenommen, da in den Substruktionen der Therme ebenfalls Bauteile aus dem
Prytaneion verbaut waren905. Der Überlegung folgend, dass die Säulentrommeln mit den Kureten-
inschriften erst nach dem Theodosianischen Edikt von 391 n. Chr. aus dem Prytaneion entfernt
und als Spolien wiederverwendet worden sein konnten, datierte bereits F. Miltner den Umbau
der Thermenanlage an das Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr.906. Da die genauen Lebensdaten
der Stifterin Scholastikia907 nicht bekannt sind und keine Fundkomplexe zu dem Bau vorliegen,
konnte das exakte Datum der Renovierung bisher nicht ermittelt werden. Es liegt jedoch nahe,
dass die Kuretenhalle und die Scholastikiatherme im Zuge eines Bauprogramms errichtet wurden,
allerdings wäre sodann mit dem Umbau der Therme ebenfalls erst am Anfang des 6. Jahrhun-
derts n. Chr. zu rechnen. Insgesamt ist also mit dem Bau der Kuretenhalle, der Renovierung der
Scholastikiatherme, einer erneuten Straßenpflasterung und der Bestattung westlich des Heroons
besonders am Ende des 5. und Anfang des 6. Jahrhunderts auf umfangreiche Aktivitäten am
unteren Embolos zu schließen.
903 IvE 3008; Thür 1995d, 86.
904 Boulasikis 2005, 38-40.
905 Miltner 1959b, 305 f. Abb. 146; Pietsch 2001.
906 Miltner 1959b, 22-24.
907 Zur Sitzstatue der Scholastikia s. Strocka 1985.