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Waldner, Alice; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Die Chronologie der Kuretenstraße: Archäologische Evidenzen zur Baugeschichte des unteren Embolos von Ephesos von der lysimachischen Neugründung bis in die byzantinische Zeit — Forschungen in Ephesos, Band 11,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.52321#0174
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5.3 Der untere Embolos in der mittleren Kaiserzeit

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und anthropologisch-forensischen Forschung966 muss letztendlich offenbleiben, ob es sich bei
der im Oktogon Bestatteten tatsächlich um Arsinoe IV. handelte967.
Nur wenig früher als das Oktogon muss das Hexagon entstanden sein, dessen ursprüngliche
Datierung allerdings durch seine spätantike Nutzung als Nymphäum allein über wenige kera-
mische Funde in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gesetzt werden konnte. Welchen
Zweck das Gebäude ursprünglich erfüllte, wer es errichten hatte lassen und damit geehrt worden
war, bevor es in der Spätantike zu einem Handwerksbetrieb umfunktioniert wurde, konnte bislang
nicht festgestellt werden.
Auf der gegenüberliegenden Nordseite des unteren Embolos, in der späteren Kuretenhalle,
sind für die augusteische Zeit hingegen keine Bauaktivitäten zu verzeichnen. Allerdings dürften
massive Bauarbeiten an den Insulae des Hanghauses 2 im Süden und an Insula M/l im Norden
des unteren Embolos zu dieser Zeit dessen Erscheinungsbild bestimmt haben. Es ist wohl davon
auszugehen, dass das gesamte Areal für die Dauer der umfangreichen Baumaßnahmen nicht
zu bewohnen war, die Ehrenbauten aber währenddessen an ihrem Standort und weitgehend in
ihrem Originalzustand belassen wurden968. Die Tabernen blieben allem Anschein nach ebenfalls
bestehen.
5.3 DER UNTERE EMBOLOS IN DER MITTLEREN KAISERZEIT
Für einen erstmaligen Ersatz der Schotter Straße des Embolos durch Marmorplatten gibt es das
epigrafische Zeugnis in Form einer Inschrift am Südtor der Tetragonos Agora, welche eine Pflas-
terung des Embolos unter Domitian erwähnt969. Da eine Neupflasterung der »Plateia« genannten
Straße, die mit der Marmorstraße identifiziert wird, aber bereits für die neronische Zeit überliefert
ist und vermutlich mit dem Abschluss der Bauarbeiten an der Tetragonos Agora oder der Neroni-
schen Halle einherging, ist möglicherweise auch für den Embolos eine wesentlich frühere Pflas-
terung anzunehmen970. Auszuschließen ist aber nicht, dass die Pflasterung vom Staatsmarkt971 bis
zur Marmorstraße abschnittsweise und sukzessive erfolgte und erst unter Domitian mit der Pflas-
terung des Embolos und noch etwas später mit jener des Bibliotheksvorplatzes abgeschlossen
war972. Der Zeitpunkt der ersten Ausstattung der zuvor geschotterten Straße am unteren Embolos

966 Eine 3-D-Rekonstmktionszeiclinung des seit den 1920er-Jahren verschollenen Kopfes wurde 2009 von H. Thür
(ÖAW-IKAnt), F. Kanz (Meduni Wien) und einem Team aus Forensikem um C. Wilkinson (Dundee University/
Scotland) angefertigt und im Rahmen einer BBC-Dokumentation mit dem Titel »Cleopatra - Portrait of a killer«
vorgestellt: <http://www.bbc.co.uk/programmes/b00jhv9g> (6. 8. 2015); <http://news.bbc.co.Uk/2/hi/uk_news/
scotland/tayside_and_central/7958819.stm> (6. 8. 2015). Es wird darin suggeriert, die afrikanischen Wurzeln
von Arsinoe IV. beweisen zu können, was allerdings - nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Kopf ver-
schollen ist - als rein spekulativ gelten muss. Die Diskussion wurde weitgehend im Netz geführt. Kritisch zu
der Vorgehensweise s. z. B. die Einträge auf <http://rogueclassicism.com/2009/03/15/cleopatra-arsinoe-and-the-
implications/> (6. 8. 2015) und <http://timesonline.typepad.com/dons_life/2009/03/the-skeleton-of.html> (6. 8.
2015); außerdem <http://antliropology.msu.edu/anp455-fsl4/2014/09/25/arsinoe-iv/> (6. 8. 2015) und <http://
www.crisismagazine.com/2009/the-bbc-invents-its-own-cleopatra> (1. 12. 2017).
967 Das Argument G. Plattners, dass es sich bei der Neubestattung oder Umbettung Arsinoes IV. in ein neuerrichtetes
Grab am Embolos um einen plakativen Akt des Augustus zur Rehabilitierung der Taten des Marcus Antonius han-
delte (Plattner 2009, 105), ist nicht grundsätzlich abzulehnen. Dieser >Akt der Wiedergutmachung< durch Augustus
müsste aber zumindest Eingang in die zeitgenössischen Quellen gefunden haben, wofür bislang kein Nachweis
erbracht werden konnte. Es gibt auch kein Dekret oder keinen Erlass, der Aufschlüsse über die Grabinhaberin
erlauben würde, s. Fröhlich 2013, 286 (zum Oktogon). Für Diskussionen zu dem Thema danke ich H. Taeuber
(Universität Wien) und C. Gugl (ÖAW-IKAnt).
968 Lediglich südlich des Oktogons wird die Steinsetzung, welche das Monument gegen den schmalen Gang bis zu
den Tabemen abgrenzt, aufgestockt.
969 IvE 3008. Vgl. Thür 1995d, 86.
970 s. o. Kap. 4.2.
971 Inschriftlich ist eine Straßenpflasterung im Bereich des Staatsmarkts für das Ende der 20er-Jahre des 1. Jhs. n. Chr.
überliefert: IvE 459; Hoffmann 2008, 49 Anm. 69; Halfmann 2001, 24.
972 s. o. Kap. 4.2.
 
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