Modelgeformte Reliefkeramik 71
9. Modelgeformte Reliefkeramik
Mit 12 Ganzformen und Fragmenten von rund 50 weiteren Gefäßen wurde in der
Verfüllung der Drainage Reliefkeramik in nicht unbeträchtlicher Anzahl gefunden. Da es
sich fast ausnahmslos um Einzelstücke handelt, wurden bis auf wenige, nicht aussagekräf-
tige Ausnahmen alle Fundstücke vorgelegt, um die reiche Vielfalt dieser Keramikgattung
in Ephesos zu zeigen. Seit Laumonier in der wichtigen Publikation der auf Delos gefunde-
nen Reliefbecher für eine Reihe der wichtigsten Werkstätten Ephesos als Produktionszen-
trum postulierte95, ist die Bedeutung dieser Stadt als Keramikzentrum überhaupt, beson-
ders jedoch als Exporteur von Reliefbechern ins allgemeine Bewußtsein gerückt.
Umso bedauerlicher ist die Tatsache, daß bis jetzt nur ein Bruchteil des reichen
Fundmaterials bearbeitet und veröffentlicht ist96, sodaß zahlreiche Fragen ohne ausrei-
chende Kenntnis des lokalephesischen Materials unbeantwortet bleiben müssen. Zuwei-
sungen zu einzelnen Töpfern waren nur bei einem Teil der Gefäße aus der Südtor-Grabung
möglich, daher wurde bei der Vorlage auf eine dementsprechende Einteilung verzichtet
und - nach rein praktischen Gesichtspunkten - eine Anordnung nach Dekorationstypen
gewählt. Auch auf die Entwicklung der modelgeformten Reliefkeramik wird nicht näher
eingegangen, da sich aus dem vorliegenden Fundmaterial keine neuen Erkenntnisse dazu
ergeben97. Das wichtigste Vergleichsmaterial stammt, wie bereits erwähnt, aus Delos.
Gute Parallelen finden sich auch in Samos, während Pergamon oder Milet schon weniger
vergleichbare Stücke bieten98.
9.1. Fabrikate
Ton und Überzug entsprechen im großen und ganzen dem der übrigen Glanztonkera-
mik. Der Ton ist leicht körnig, nicht besonders fein, hart gebrannt und grundsätzlich
glimmerhältig. Manchmal sind auch feine Kalkeinschlüsse zu beobachten. Nach der Farbe
von Ton und Überzug lassen sich zwei Gruppen unterscheiden. Die erste, weitaus größere
Gruppe hat einen braunen Ton, wobei die Farben von hellrosa 5YR-8/4 über orangebraun
5YR-6/8 zu richtigen Brauntönen wie 5YR-5/4 oder 5YR-6/6 reichen können. Der Über-
zug ist meist zweifärbig, im Prinzip rotbraun etwa 2.5YR-4/8, am Rand oder bei Teilen
der Außenwand aber oft metallisch grau und glänzend. Dieses Fabrikat wurde bereits von
Laumonier als typisch für den Ephesos zugewiesenen sogenannten Monogrammisten
beschrieben99. Da sich viele der hier vorgestellten Stücke - wie später ausgeführt wird -
dieser Werkstätte zuweisen lassen, kommt dieses Fabrikat sehr häufig vor. Der Ton der
zweiten Gruppe ist reduzierend grau gebrannt und erinnert in manchem an die sogenann-
ten Ephesoslampen. Der Überzug ist meist nicht richtig schwarz, sondern dunkelgrau und
leicht glänzend bis matt100. Daneben gibt es einige meist qualitätlose Stücke mit grauem
Ton und graubraunem Überzug oder umgekehrt graubraunem Ton und grauem Überzug,
bei denen sich nicht entscheiden läßt, ob sie einer eigenen Werkstätte angehören oder
schlechte Produkte der zweiten Gruppe sind.
95 Laumonier 1978, 3 ff.
96 Vgl. jetzt Mitsopoulos-Leon 1991, 67 ff. mit zwei Formschüsselfragmenten D 1, Taf. 76. D 56, Taf. 87.
Von größter Wichtigkeit wäre die Veröffentlichung des Materials von den Grabungen G. Seiterles beim Magne-
sischen Tor, vgl. G. Seiterle, Antike Kunst 25, 1982, 145 ff. H. Vetters, AnzWien 118 (1981), 141, Taf. 5-7.
9' Vgl. dazu Rotroff 1982, 61 ff. Edwards 1981, 189 ff. Kossatz 1990, 117 und 134 f. Mitsopoulos-Leon
1991. 67.
98 Laumonier 1978. Isler Samos 1978, 119 ff. De Luca 1968, 125 ff. Kossatz 1990, 104 ff. Zu den
modelgeformten Reliefbechern allgemein vgl. für Athen Rotroff 1982, für den kleinasiatischen Bereich
Laumonier 1978 sowie zuletzt Kossatz 1990 mit zahlreichen Literaturhinweisen.
99 Laumonier 1978, 130 f. Vgl auch Mitsopoulos-Leon 1991. 67.
100 Mitsopoulos-Leon 1991, 67, 2. Gruppe (D 19, D 26, D 27 usw).
9. Modelgeformte Reliefkeramik
Mit 12 Ganzformen und Fragmenten von rund 50 weiteren Gefäßen wurde in der
Verfüllung der Drainage Reliefkeramik in nicht unbeträchtlicher Anzahl gefunden. Da es
sich fast ausnahmslos um Einzelstücke handelt, wurden bis auf wenige, nicht aussagekräf-
tige Ausnahmen alle Fundstücke vorgelegt, um die reiche Vielfalt dieser Keramikgattung
in Ephesos zu zeigen. Seit Laumonier in der wichtigen Publikation der auf Delos gefunde-
nen Reliefbecher für eine Reihe der wichtigsten Werkstätten Ephesos als Produktionszen-
trum postulierte95, ist die Bedeutung dieser Stadt als Keramikzentrum überhaupt, beson-
ders jedoch als Exporteur von Reliefbechern ins allgemeine Bewußtsein gerückt.
Umso bedauerlicher ist die Tatsache, daß bis jetzt nur ein Bruchteil des reichen
Fundmaterials bearbeitet und veröffentlicht ist96, sodaß zahlreiche Fragen ohne ausrei-
chende Kenntnis des lokalephesischen Materials unbeantwortet bleiben müssen. Zuwei-
sungen zu einzelnen Töpfern waren nur bei einem Teil der Gefäße aus der Südtor-Grabung
möglich, daher wurde bei der Vorlage auf eine dementsprechende Einteilung verzichtet
und - nach rein praktischen Gesichtspunkten - eine Anordnung nach Dekorationstypen
gewählt. Auch auf die Entwicklung der modelgeformten Reliefkeramik wird nicht näher
eingegangen, da sich aus dem vorliegenden Fundmaterial keine neuen Erkenntnisse dazu
ergeben97. Das wichtigste Vergleichsmaterial stammt, wie bereits erwähnt, aus Delos.
Gute Parallelen finden sich auch in Samos, während Pergamon oder Milet schon weniger
vergleichbare Stücke bieten98.
9.1. Fabrikate
Ton und Überzug entsprechen im großen und ganzen dem der übrigen Glanztonkera-
mik. Der Ton ist leicht körnig, nicht besonders fein, hart gebrannt und grundsätzlich
glimmerhältig. Manchmal sind auch feine Kalkeinschlüsse zu beobachten. Nach der Farbe
von Ton und Überzug lassen sich zwei Gruppen unterscheiden. Die erste, weitaus größere
Gruppe hat einen braunen Ton, wobei die Farben von hellrosa 5YR-8/4 über orangebraun
5YR-6/8 zu richtigen Brauntönen wie 5YR-5/4 oder 5YR-6/6 reichen können. Der Über-
zug ist meist zweifärbig, im Prinzip rotbraun etwa 2.5YR-4/8, am Rand oder bei Teilen
der Außenwand aber oft metallisch grau und glänzend. Dieses Fabrikat wurde bereits von
Laumonier als typisch für den Ephesos zugewiesenen sogenannten Monogrammisten
beschrieben99. Da sich viele der hier vorgestellten Stücke - wie später ausgeführt wird -
dieser Werkstätte zuweisen lassen, kommt dieses Fabrikat sehr häufig vor. Der Ton der
zweiten Gruppe ist reduzierend grau gebrannt und erinnert in manchem an die sogenann-
ten Ephesoslampen. Der Überzug ist meist nicht richtig schwarz, sondern dunkelgrau und
leicht glänzend bis matt100. Daneben gibt es einige meist qualitätlose Stücke mit grauem
Ton und graubraunem Überzug oder umgekehrt graubraunem Ton und grauem Überzug,
bei denen sich nicht entscheiden läßt, ob sie einer eigenen Werkstätte angehören oder
schlechte Produkte der zweiten Gruppe sind.
95 Laumonier 1978, 3 ff.
96 Vgl. jetzt Mitsopoulos-Leon 1991, 67 ff. mit zwei Formschüsselfragmenten D 1, Taf. 76. D 56, Taf. 87.
Von größter Wichtigkeit wäre die Veröffentlichung des Materials von den Grabungen G. Seiterles beim Magne-
sischen Tor, vgl. G. Seiterle, Antike Kunst 25, 1982, 145 ff. H. Vetters, AnzWien 118 (1981), 141, Taf. 5-7.
9' Vgl. dazu Rotroff 1982, 61 ff. Edwards 1981, 189 ff. Kossatz 1990, 117 und 134 f. Mitsopoulos-Leon
1991. 67.
98 Laumonier 1978. Isler Samos 1978, 119 ff. De Luca 1968, 125 ff. Kossatz 1990, 104 ff. Zu den
modelgeformten Reliefbechern allgemein vgl. für Athen Rotroff 1982, für den kleinasiatischen Bereich
Laumonier 1978 sowie zuletzt Kossatz 1990 mit zahlreichen Literaturhinweisen.
99 Laumonier 1978, 130 f. Vgl auch Mitsopoulos-Leon 1991. 67.
100 Mitsopoulos-Leon 1991, 67, 2. Gruppe (D 19, D 26, D 27 usw).