Martino La Torre
spränge gekennzeichnet, die sich hier nicht finden502. Das legt nahe, dass es sich nicht um eine intakte Vorgängerwand handelt. Sie ist zumindest in
Teilen überarbeitet, ergänzt oder wieder aufgebaut. Auch wenn städtebaulich der Verlauf der hellenistischen Befestigung an dieser Stelle nicht aus-
zuschließen ist, handelt es sich hierbei um eine mit dem Vediusgymnasium errichtete Konstruktion.
Die drei Säulen vor der Nordfassade östlich des Ablaufs der Natatio, die bereits M. Theuer und vermutlich auch E. Falkener bekannt waren, wurden
mit dem Fortschreiten der Reinigung aufgedeckt (Taf. 2, 2; 240, 3-4; 382)503. Es handelt sich dabei um Spolien, die, wie Reste zeigen, auf Einzelfun-
damenten aus Ziegel in Mörtel aufgestellt worden waren. Nur zwei von ihnen haben ein Dübelloch. Wenn die Säulen auch nicht bauzeitlich sind, so
ist der Standort, etwa 1,50 m vor der Wand aus großen Quadern mit starker Bosse, merkwürdig. Bei diesen Säulenbasen fehlt ein Stylobat, jedoch
erinnern sie an die Bauausführung der sekundären Latrine 2, obwohl diese drei Basen noch später versetzt sein dürften. Es wird sich hier um eine
sekundäre Situation handeln, die zu einem späteren Gebäude vor der Nordfassade zu zählen ist.
Auch im Westen gibt es zwischen dem Kanal aus Raum H und der Vorlage im Westen den Rest einer Ziegelwand. Er schließt an die Mauer an und
war mit wasserdichtem Mörtel verputzt, der sich in diesem Bereich auch auf der bossierten Mauer findet. Zu diesem Mauerwerkrest könnte auch der
im Norden der westlichen Vorlage aufgedeckte Tonrohrleitungsstrang gehören (Taf. 250). Bei dieser Leitung, wie auch bei der Ziegelmauer (Taf. 250,
6), handelt es sich wahrscheinlich um eine nicht zu datierende, späte Nachinstallation.
Östlich des Kanals aus Raum H ist eine Bosse der Mauer in Form eines Löwenkopfes (sehr roh) gearbeitet (Taf. 240, 1-2). Die Arbeit ist so unauffäl-
lig und roh, dass es sich nicht um ein bewusstes Dekorationselement, sondern eher um einen Zeitvertreib der Bauhandwerker gehandelt haben wird.
11.31 Cryptoporticus
Auf der etwa 135 m langen Terrasse vor der Nordfassade war ein etwa 131m langer Gang (Cryptoporticus) angeordnet, der die Räume der Sub-
struktionen erschloss (Taf. 382)504. Es gibt keinerlei Anzeichen von einbindenden Mauern, sodass davon auszugehen ist, dass die Cryptoporticus nicht
unterteilt war und über die gesamte Länge durchlief. Die vermutlich stark durchfensterte Nordwand ist verloren, nur im Osten und im Westen könnte
im Fundamentbereich ihre Stärke mit etwa 1,10 m zu bestimmen sein. Damit wäre der Gang 4,60 m breit gewesen. Vermutlich handelte es sich bei
der verlorenen Wand um eine Ziegelkonstruktion, die jedoch völlig abgebaut (beraubt) wurde. Bereits R. Pococke beschreibt die Cryptoporticus als
Ziegelkonstruktion und hat möglicherweise noch Reste davon gesehen, die ihm Anlass zu dieser Beschreibung gegeben haben505. Das Nutzungsniveau
der Cryptoporticus ist nur an einigen wenigen Stellen zu fassen, so an den Steinen der Schwellen im Zugang zu den Räumen H und J sowie auch über
einen Rest opus sectile, der etwa in der Mitte der Gesamtlänge der Cryptoporticus auf einer Fläche von ca. 2,50 m2 erhalten war (Taf. 239, 4-5;
242-243; 381)506. Dieser Boden wurde aufgrund seines schlechten Zustands abgenommen und in das Depot des österreichischen Grabungshauses ge-
bracht. Weitere Details in Form von Resten eines einfachen, vermörtelten, sekundären Beckens östlich der Tür zu Raum H und einigen z. T. sehr stark
zerstörten Tonrohrinstallationen sind im Osten erhalten (Taf. 228; 232, 5; 233, 3-4; 234).
Die Firsthöhe eines für diesen Gang zu rekonstruierenden Pultdachs ist in einem Mauerwerkrücksprung auf 4,30 m über dem ehemaligen Boden zu
bestimmen (Taf. 228; 232, 5; 233, I; 236; 238, 4). Die hoch aufgehende Fassade des Thermengeschosses unterteilt sich in zwei Mauerwerkarten. Im
unteren Bereich, auf der heutigen Terrasse der ehemaligen Cryptoporticus, ist ein Handquaderwerk ausgeführt, das an den Ecken der Öffnungen mit
großen Blöcken verstärkt ist. Diese Wandflächen waren verputzt, wovon sich nur im Bereich westlich der Tür zu Raum J ein geringer Rest erhalten
hat. Am Rücksprung für den First des Pultdachs ändert sich die Mauerwerktechnik. Bis dorthin ist die Südwand des Gangs mit nahezu rechteckigen
Handquadern ohne kleinteilige Ausgleichschichten und Teilen von Abschlägen ausgeführt. Darüber führt sie mit einzelnen großen Blöcken in weniger
regelmäßigem opus vittatum weiter. Auf dieser Wandfläche zwischen Raum A und B sind Reste geputzter Quader (ca. 0,90 x 1,12 m) mit 8 cm breiten
Fugen erhalten (Taf. 233, 1; 238, 4-5)507. Die Quaderflächen sind mit einem gebrochenen, weißen Kalkanstrich versehen, und die tieferen Fugen sind
blaugrau angelegt. Eine solche Putzquaderung ist auch am Athena-Tempel in Herakleia am Latmos und in den Faustinathermen in Milet vorhanden.
Ein deutlich besser erhaltener, aber durchaus vergleichbarer Außenwandbefund findet sich an der Casa del Fauno in Pompeji'08.
Als bautechnische Details sind einige Korrekturen in der Aufschnürung zu nennen, die unter dem antiken Nutzungshorizont im Bereich der Crypto-
porticus und darüber in den Räumen C-G z. T. als Kante in den Raumwänden ablesbar sind. An der Orientierung des gesamten Komplexes lassen sich
Korrekturen während des Bauablaufs beobachten. Am deutlichsten zeigt sich das an der Nordfassade, die beide Geschosse miteinander verbindet.
Bereits in den Räumen im Osten der Substruktionen finden sich, mit Ausnahme von Latrine 1, Korrekturen im Mauerwerk oberhalb der Fundament-
aufkantungen. An den Schildwänden im Süden und tlw. auch an den Längswänden im Innenraum ist der Fundamentbereich sehr hoch geführt; das
aufgehende Mauerwerk setzt in unterschiedlichen Rücksprüngen darauf auf (Taf. 235; 236, 1-2; 237, 3-5). Eine weitere Justierung der Aufschnürung
befindet sich im Bereich des Rücksprungs, der den Firstpunkt der Cryptoporticus bildet. Im Osten beträgt dieser nur etwa 30 cm und vergrößert sich
im Westen auf bis zu 70 cm. Der Fels des Panayirdag, auf dem der Bau gegründet ist, fällt in Nord-Süd-Ausrichtung um etwa 15 m ab, was die Auf-
schnürung des Gebäudes erschwerte.
11.32 Raum A - Latrine 1
Abmessungen: 16,40 x 5,90 m (Rohbau), ~97 m2
Gewölbe: Kämpferhöhe ~4,00 m, Scheitel ~7,00 m
1 Tür nach Norden in die Cryptoporticus
Rohbau: lichte Weite 1,295 m, Durchgangstiefe 1,75 m, H 3,65 m
Fenster nach Norden: 3 x 1,20 m2
502 F. Hueber, Ephesos. Gebaute Geschichte (1997) 43 f. Abb. 50.
503 Falkener-Plan abgebildet bei Steskal - La Torre 2001, Abb. 3.
504 Zu Cryptoporticen allgemein s. E. M. Luschin, Cryptoporticus. Zur Entwicklungs-
geschichte eines multifunktionalen Baukörpers, 5. ErghÖJh (2002).
505 Pococke (Anm. 501) 59: »Ce bätiment consiste en une espece de portique, dont les
arches font de briques.«
506 Das Paviment wurde bereits 1954 gefunden: F. Miltner, Eintrag im Grabungstage-
buch 14. 5. 1954; Miltner 1955, 24. Vgl. V. Scheibelreiter in Kapitel V.2.2. Auf-
grund der großen Länge und der Ausstattung könnte die Cryptoporticus als zu-
sätzliche Wandelhalle gedient haben.
507 Eine Jahrhunderte alte, verknöcherte, wilde Pistazie, die über die Fassade hing,
hatte diesen Fassadenbefund geschützt. Sie musste jedoch 2005 entfernt werden, da
sie für große Schäden am Mosaik der Palästranebenräume und vor allem am Mau-
erwerk der Nordfassade verantwortlich war.
508 Eschebach - Eschebach 1995, Abb. 64, 2.
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spränge gekennzeichnet, die sich hier nicht finden502. Das legt nahe, dass es sich nicht um eine intakte Vorgängerwand handelt. Sie ist zumindest in
Teilen überarbeitet, ergänzt oder wieder aufgebaut. Auch wenn städtebaulich der Verlauf der hellenistischen Befestigung an dieser Stelle nicht aus-
zuschließen ist, handelt es sich hierbei um eine mit dem Vediusgymnasium errichtete Konstruktion.
Die drei Säulen vor der Nordfassade östlich des Ablaufs der Natatio, die bereits M. Theuer und vermutlich auch E. Falkener bekannt waren, wurden
mit dem Fortschreiten der Reinigung aufgedeckt (Taf. 2, 2; 240, 3-4; 382)503. Es handelt sich dabei um Spolien, die, wie Reste zeigen, auf Einzelfun-
damenten aus Ziegel in Mörtel aufgestellt worden waren. Nur zwei von ihnen haben ein Dübelloch. Wenn die Säulen auch nicht bauzeitlich sind, so
ist der Standort, etwa 1,50 m vor der Wand aus großen Quadern mit starker Bosse, merkwürdig. Bei diesen Säulenbasen fehlt ein Stylobat, jedoch
erinnern sie an die Bauausführung der sekundären Latrine 2, obwohl diese drei Basen noch später versetzt sein dürften. Es wird sich hier um eine
sekundäre Situation handeln, die zu einem späteren Gebäude vor der Nordfassade zu zählen ist.
Auch im Westen gibt es zwischen dem Kanal aus Raum H und der Vorlage im Westen den Rest einer Ziegelwand. Er schließt an die Mauer an und
war mit wasserdichtem Mörtel verputzt, der sich in diesem Bereich auch auf der bossierten Mauer findet. Zu diesem Mauerwerkrest könnte auch der
im Norden der westlichen Vorlage aufgedeckte Tonrohrleitungsstrang gehören (Taf. 250). Bei dieser Leitung, wie auch bei der Ziegelmauer (Taf. 250,
6), handelt es sich wahrscheinlich um eine nicht zu datierende, späte Nachinstallation.
Östlich des Kanals aus Raum H ist eine Bosse der Mauer in Form eines Löwenkopfes (sehr roh) gearbeitet (Taf. 240, 1-2). Die Arbeit ist so unauffäl-
lig und roh, dass es sich nicht um ein bewusstes Dekorationselement, sondern eher um einen Zeitvertreib der Bauhandwerker gehandelt haben wird.
11.31 Cryptoporticus
Auf der etwa 135 m langen Terrasse vor der Nordfassade war ein etwa 131m langer Gang (Cryptoporticus) angeordnet, der die Räume der Sub-
struktionen erschloss (Taf. 382)504. Es gibt keinerlei Anzeichen von einbindenden Mauern, sodass davon auszugehen ist, dass die Cryptoporticus nicht
unterteilt war und über die gesamte Länge durchlief. Die vermutlich stark durchfensterte Nordwand ist verloren, nur im Osten und im Westen könnte
im Fundamentbereich ihre Stärke mit etwa 1,10 m zu bestimmen sein. Damit wäre der Gang 4,60 m breit gewesen. Vermutlich handelte es sich bei
der verlorenen Wand um eine Ziegelkonstruktion, die jedoch völlig abgebaut (beraubt) wurde. Bereits R. Pococke beschreibt die Cryptoporticus als
Ziegelkonstruktion und hat möglicherweise noch Reste davon gesehen, die ihm Anlass zu dieser Beschreibung gegeben haben505. Das Nutzungsniveau
der Cryptoporticus ist nur an einigen wenigen Stellen zu fassen, so an den Steinen der Schwellen im Zugang zu den Räumen H und J sowie auch über
einen Rest opus sectile, der etwa in der Mitte der Gesamtlänge der Cryptoporticus auf einer Fläche von ca. 2,50 m2 erhalten war (Taf. 239, 4-5;
242-243; 381)506. Dieser Boden wurde aufgrund seines schlechten Zustands abgenommen und in das Depot des österreichischen Grabungshauses ge-
bracht. Weitere Details in Form von Resten eines einfachen, vermörtelten, sekundären Beckens östlich der Tür zu Raum H und einigen z. T. sehr stark
zerstörten Tonrohrinstallationen sind im Osten erhalten (Taf. 228; 232, 5; 233, 3-4; 234).
Die Firsthöhe eines für diesen Gang zu rekonstruierenden Pultdachs ist in einem Mauerwerkrücksprung auf 4,30 m über dem ehemaligen Boden zu
bestimmen (Taf. 228; 232, 5; 233, I; 236; 238, 4). Die hoch aufgehende Fassade des Thermengeschosses unterteilt sich in zwei Mauerwerkarten. Im
unteren Bereich, auf der heutigen Terrasse der ehemaligen Cryptoporticus, ist ein Handquaderwerk ausgeführt, das an den Ecken der Öffnungen mit
großen Blöcken verstärkt ist. Diese Wandflächen waren verputzt, wovon sich nur im Bereich westlich der Tür zu Raum J ein geringer Rest erhalten
hat. Am Rücksprung für den First des Pultdachs ändert sich die Mauerwerktechnik. Bis dorthin ist die Südwand des Gangs mit nahezu rechteckigen
Handquadern ohne kleinteilige Ausgleichschichten und Teilen von Abschlägen ausgeführt. Darüber führt sie mit einzelnen großen Blöcken in weniger
regelmäßigem opus vittatum weiter. Auf dieser Wandfläche zwischen Raum A und B sind Reste geputzter Quader (ca. 0,90 x 1,12 m) mit 8 cm breiten
Fugen erhalten (Taf. 233, 1; 238, 4-5)507. Die Quaderflächen sind mit einem gebrochenen, weißen Kalkanstrich versehen, und die tieferen Fugen sind
blaugrau angelegt. Eine solche Putzquaderung ist auch am Athena-Tempel in Herakleia am Latmos und in den Faustinathermen in Milet vorhanden.
Ein deutlich besser erhaltener, aber durchaus vergleichbarer Außenwandbefund findet sich an der Casa del Fauno in Pompeji'08.
Als bautechnische Details sind einige Korrekturen in der Aufschnürung zu nennen, die unter dem antiken Nutzungshorizont im Bereich der Crypto-
porticus und darüber in den Räumen C-G z. T. als Kante in den Raumwänden ablesbar sind. An der Orientierung des gesamten Komplexes lassen sich
Korrekturen während des Bauablaufs beobachten. Am deutlichsten zeigt sich das an der Nordfassade, die beide Geschosse miteinander verbindet.
Bereits in den Räumen im Osten der Substruktionen finden sich, mit Ausnahme von Latrine 1, Korrekturen im Mauerwerk oberhalb der Fundament-
aufkantungen. An den Schildwänden im Süden und tlw. auch an den Längswänden im Innenraum ist der Fundamentbereich sehr hoch geführt; das
aufgehende Mauerwerk setzt in unterschiedlichen Rücksprüngen darauf auf (Taf. 235; 236, 1-2; 237, 3-5). Eine weitere Justierung der Aufschnürung
befindet sich im Bereich des Rücksprungs, der den Firstpunkt der Cryptoporticus bildet. Im Osten beträgt dieser nur etwa 30 cm und vergrößert sich
im Westen auf bis zu 70 cm. Der Fels des Panayirdag, auf dem der Bau gegründet ist, fällt in Nord-Süd-Ausrichtung um etwa 15 m ab, was die Auf-
schnürung des Gebäudes erschwerte.
11.32 Raum A - Latrine 1
Abmessungen: 16,40 x 5,90 m (Rohbau), ~97 m2
Gewölbe: Kämpferhöhe ~4,00 m, Scheitel ~7,00 m
1 Tür nach Norden in die Cryptoporticus
Rohbau: lichte Weite 1,295 m, Durchgangstiefe 1,75 m, H 3,65 m
Fenster nach Norden: 3 x 1,20 m2
502 F. Hueber, Ephesos. Gebaute Geschichte (1997) 43 f. Abb. 50.
503 Falkener-Plan abgebildet bei Steskal - La Torre 2001, Abb. 3.
504 Zu Cryptoporticen allgemein s. E. M. Luschin, Cryptoporticus. Zur Entwicklungs-
geschichte eines multifunktionalen Baukörpers, 5. ErghÖJh (2002).
505 Pococke (Anm. 501) 59: »Ce bätiment consiste en une espece de portique, dont les
arches font de briques.«
506 Das Paviment wurde bereits 1954 gefunden: F. Miltner, Eintrag im Grabungstage-
buch 14. 5. 1954; Miltner 1955, 24. Vgl. V. Scheibelreiter in Kapitel V.2.2. Auf-
grund der großen Länge und der Ausstattung könnte die Cryptoporticus als zu-
sätzliche Wandelhalle gedient haben.
507 Eine Jahrhunderte alte, verknöcherte, wilde Pistazie, die über die Fassade hing,
hatte diesen Fassadenbefund geschützt. Sie musste jedoch 2005 entfernt werden, da
sie für große Schäden am Mosaik der Palästranebenräume und vor allem am Mau-
erwerk der Nordfassade verantwortlich war.
508 Eschebach - Eschebach 1995, Abb. 64, 2.
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