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Fiechter, Ernst Robert
Der Tempel der Aphaia auf Aegina — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.4284#0007
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BISHERIGE KENNTNIS DES TEMPELS

Hallers Nachlass gibt mit dem Cockerells zusammen ein gutes Bild der früheren
Aufnahmen. Haller hat sich fast ganz auf das Architektonische beschränkt, er schreibt
zu seinen Zeichnungen sehr viele Notizen, fast nur französisch und gibt sehr ausführliche
Maasse. Die figürlichen Funde scheinen von ihm weniger bearbeitet worden zu sein.
Da, wo die neue Untersuchung keine Beobachtungen mehr zuliess, bei Stücken, die
seither verschwunden sind, wie etwa das Kapitell der jonischen Votivsäule, erweisen
sich beide Nachlasse als sehr gute und zuverlässige Quellen.

Der Bildhauer Wagner (vergl. Furtwängler, Glyptothekbeschreibung, pag. 79)
hat, wahrscheinlich nach Hallers Aufnahmen, grosse Zeichnungen des Tempels verfertigt,
teilweise über den Aufzeichnungen gepaust.

Es sind 6 Blätter (1. Ganze Ostgiebelansicht, 2. Gebälk und Kapitelldetails,
3. Längenschnittfragment, 4. Zwei Giebelfeldumrahmungen, 5. und 6. Zwei Blätter mit
Akrotereinzelheiten. Dazu kommen noch 2 Tempelansichten des Architekten Mr. Thomas
L. Donaldson nach sonst nicht bekannten Zeichnungen; Alles in Würzburg als Bestand-
teil der M. v. Wagnersehen Sammlung.

Blouet, Ravoisier und Poirot machten im Jahre 182g die Aufnahmen für das grosse
französische Werk: Expedition de Moree, Paris 1838, vol. III, pag. 23—32. PL s. 46 — 70.

Die Tafeln 46—50 enthalten Plan, Schnitte und Ansichten des Tempels im Zustand
der Ruine; der gefälschte Inschriftstein auf Tafel 52; Tafel 51 — 53 Architektonische Einzel-
heiten; Tafel 54 Ziegel- und Dachstücke, wobei Figur Nr. 7, 10, 12 und das Fragment
unten in der Mitte nicht von Aigina stammen*); Tafel 55—57 Kolorierte Rekonstruktions-
zeichnungen; Tafel 58—70 Figuren und Akroterien. Die Aufnahmen sind sehr schön
und sorgfältig, jedoch noch sehr lückenhaft; es fehlt z. B. eine Untersuchung und Dar-
stellung des Tempelinnern vollständig. Die Frage des Hypaithrons wurde umgangen.

Erst in hohem Alter gab Cockerell sein grosses abschliessendes Werk »The
Temples of Jupiter Panhellenius at Aigina and of Apollo Epikurius at Bassai near Phi-
galeia in Arkadia<: heraus, 1860 in London erschienen. Es ist bis heute das beste Werk
über den Tempel und seinen Schmuck. Nicht alle seine Notizen und Aufzeichnungen
hat Cockerell darin niedergelegt; der Nachlass zeigt, wie viel reichhaltiger sein Material
ist. Er hat aber doch im Wesentlichen alles Wichtige richtig dargestellt und damit
das grösste Verdienst um dieses Denkmal erworben. Seine Hypaithralanlage stützt er
auf von ihm gefundene Dachstücke, die er missverstanden hat. Er macht zum ersten
Male den Versuch, den Bau stilistisch mit anderen bekannten dorischen Tempeln zu
vergleichen.

Garnier, der Erbauer der Pariser grossen Oper besuchte 1853 als Architecte
pensionnaire de l'academie de France ä Rome die Insel. Er publizierte seine prächtigen
Aufnahmen im Jahre 1884 in dem Werk »Le temple de Jupiter panhellenien ä Egine«.
Besonders die Grundrisse und die Schmitte durch die Ruine sind sehr schön dargestellt
und genau beobachtet. Allerhand Irrtümer sind ihm bei der Aufnahme der Baureste
auf der Ostterrasse mituntergelaufen. Seine Absicht war eine mehr künstlerische, die
einstige Gestalt des Tempels in blendender Pracht darzustellen. Auch er zeichnet einen
Hypaithraltempel.

Vereinzelt sind zur Kenntnis des Tempels noch Notizen in den aphoristischen
Bemerkungen auf seiner Reise nach Griechenland von K. v. Klenze zu finden, pag. 175 —188.

*) In Furtwänglers Beschreibung der Glypt. 1900 S. 150 ist Nr. 187 nicht Sima- sondern Stirnziegelfragment.
 
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