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Fiechter, Ernst Robert
Der Tempel der Aphaia auf Aegina — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.4284#0008
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DER TEMPEL DER APHAIA

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Ferner hat Hittorf in der Architecture polychrome chez les Grecs, Paris 1851,
PL VIII, Fig. II einen Teil des Giebels farbig abgebildet, und auf PI. VI, Fig. 5 ein Stück
des bekannten Mäanderfrieses, den er als Dekoration des Antenkapitells auffasst.

Auch Gottfried Semper*) hat eine Aufnahme des Tempelgrundrisses gemacht,
die jedoch mannigfache Fehler enthält und neben genauen Metermassen auch viele
Ungenauigkeiten aufweist.

In der Baukunst der Griechen von J. Durm, IL Aufl., pag. 216 ist ein Längen-
schnitt ohne Hypaithron; die Innenausstattung mit der stehenden Athenefigur ist weniger
fantastisch, als die des grossen französischen Künstlers. Im Opistrodom sind die Schranken
im mittleren Interkolumnium angegeben.

Soviel über die bisherige Kenntnis des Tempels.

Geschichte des Heiligtums. Die Gründungszeit des Heiligtums ist unbekannt.
Die ältesten datierbaren Funde weisen ins 13.—12. Jahrhundert v. Chr. Es sind mykenische
Scherben und Idole, die sich in den Schuttschichten der Tempelterrasse gefunden haben.

Die ältesten Baureste sind bei den mit A bezeichneten Stellen im Uebersichtsplan.
Es sind durchaus in roher, ungefüger Art zusammengesetzte, unbehauene Steinblöcke
aus hartem, bläulichem Kalkstein. In viel späterer Zeit, etwa im siebenten Jahrhundert,
ist ein Tempel entstanden, von dem wenige Reste bis auf uns gekommen sind. Der
Grundplan ist nicht mehr erhalten; der Bau war an der Stelle des jetzigen gelegen
und hatte bescheidene Abmessungen. Gefunden wurde: Ein Geisonstück mit Vier-
Tropfen-Mutulen und ein solches mit einem Drei-Tropfen-Mutulus, beide über der Corona
ohne Kymation, Reste von Triglyphen, ein Architravbruchstück und ein wahrscheinlich
zugehöriges Kapitell.

Gleichzeitig mit diesem Bau ist der älteste Altar B 1, die alte Häusergruppe B 2,
eine hofartige Anlage von vier Räumen; die nördliche Begrenzung fehlt, ebenso die
Südecke. Die Mauern sind teilweise noch bis zu 2 m Höhe erhalten. Material ist
mergliger Kalkstein (muscheliger Bruch) und traehytartiger Vulkanstein. Bauart: meist
kleine gebrochene Steine von ungleicher Form und Grösse, ohne bearbeitete Flächen.
Lehmmörtelverband der Mauern. Wahrscheinlich gehört auch die Stützmauer B 3 in
diesen Zeitabschnitt; sie besteht fast nur aus dem blaugrauen vulkanischen Gestein, ist
aber sorgfältiger gefügt; nur die auf dem Felsen aufruhende unterste Schichte ist er-
halten; diese greift unter das Tempelfundament hinein.

Die grosse Aphaiainschrift, die am 18. Juni 1901 gefunden wurde, gehört wahr-
scheinlich mit zu diesen Bauten; das Material ist der gleiche mergliche Kalkstein. Viele
protokorinthische und korinthische Vasen bezeugen, dass das Heiligtum in dieser Zeit
an Bedeutung gewonnen hatte, insbesondere sind Vasen mit Weihinschrift bemerkenswert.

Im sechsten Jahrhundert entstehen neue Bauten. Mauerreste C, gute Quader-
fundamente des rechteckigen Raumes C 1, daneben das alte Propylon C 2, daran an-
schliessende Mauerreste C 3. Stützmauer in der Felseinsenkung C 4, grosse Quadern,
übereinandergeschoben, unten rohe Blöcke. C 5 wahrscheinlich Altarrest. C 6 und 7
Basisreste. Material ist Porös (nwQog oder ll&og tkoqivoq**). Bauart: im ganzen sorg-
fältige gute Arbeit. Fugen und Kanten am Raum C durchaus sorgfältig und fein.

^ktion

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*) Original im Besitz der Nachkommen Sempers in Dresden.

**) Vergl. Wiegand, Die archaische Porosarchitektur der Akropolis von Athen, Leipzig und Cassel 1904; und
L. Ross, Archäologische Aufsätze, I, pag. 88, Anmerkung.



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