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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0507
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476

DER BESUCH IM KLOSTER

ein noch höherer Kalkfels; in weiter Ferne sieht man hlau
die türkische Küste am Canal von Trikeri; nördlich und öst-
lich treten die genannten Inseln noch mehr hervor und unten
braust das Meer, mit weissem Schaum die Küste beleckend,
Felsenriffe zeigen ihre gefährliche Nähe durch Streifen schäu-
menden Wassers; aber die Küsten waren öde, nicht Eine
Möve mit kreischendem Geschrei belebte die starren Klippen,
nur das Meer rauschte nimmer ruhend gegen die Felsen. Aber
auch im zerstörten Castel und rings herum war alles still, kein
Aar kreiste in der Luft und kein hungriger Geier schrie nach
Beute, nur des Nachts ändert sich die Scene, auf dem Ge-
mäuer mauet das Käutzlein und aus den Gründen tönt das Ge-
heul der Wölfe und das Klagen der Schakale. Keinem von uns
behagte die öde Stille, schweigend kletterten wir zum Kloster
hinab.

Der Igoumenos rief uns in eins der kleinen Gebäude, es
war die Kirche gegen Osten gestellt; sie enthält einige Heili-
genbilder in Lebensgrösse, mehrere kleinere, ferner 3 grosse
Wachskerzen, 4 ewige Lampen. Der innere Raum ist etwa
2 Lr. breit, 3 Lr. lang, an beiden Seiten befinden sich höl-
zerne Stände oben mit einem Handgriff. Der oberste Geistliche
trat rechts in den ersten Stand und zwei andere in die Stände
links, zu jedem trat ein Knabe. Es wurde Liturgie gehalten
und ein stilles Gebet war den Lieben im theuern Vaterlande
geweiht. Der Capitain kam und sagte, ob wir uns ausruhen
wollten, denn der Gottesdienst werde noch lange dauern; wir
empfahlen uns den Geistlichen und wurden in ein leeres ödes
Zimmer geführt, in welchem auf dem erhöhten, zum Schlafen
bestimmten Theile 3 Lagerstätten mit Kopfkissen und Decken
vorgerichtet waren, da wir hier übernachten sollten. Mit un-
tergeschlagenen Beinen setzten wir uns um das schwarz ver-
räucherte Kamin, Sessel giebt es nicht, aber das nasse Holz
qualmte und gab kein muntres Feuer.

An diesem Hause war rückwärts ein Hintergebäude, in
welchem sich ein grosser Bottich zum Weinkeltern befand,
er roch sauer und modrig, weil eine Menge Weiubeerschalen
 
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