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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0508

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DES ERLÖSERS BEI KUMI.

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darinn liegen geblieben waren. Das übrige Haus war öde, als
sei es sebon längst verlassen. In dem einige Schritte breiten
Hofe stand ein Apfelsinenbaum mit einer einzigen grossen
Frucht, der Sonne goldner Strahl drang nicht zu ihr; wilde
Schösslinge strebten munter über die einkerkernde Mauer.

Lange Sassen wir still am düster glimmenden Kamin und
von der Kirche her tönte tausendfaches Kyrie eleison.
Endlich kam der Abt und der, welcher uns auf das Castel
geführt, ein Knabe brachte nach türkischer Weise eine grosse
kupferne und verzinnte Scheibe, mit einem ein Paar Zoll ho-
hen Kunde umgeben, auf welcher ein Teller mit ausgeflossnem
Honig und ein Teller mit Wallnüssen (Juglans regia), nebst
einer gläsernen Flasche mit gekrümmtem langen Halse aufge-
setzt waren. Die Knaben und die Mönche schlugen die Nüsse
auf und warfen die Kerne in den Honig, in welchem man sie
mit einer Gabel herumwickelte und ass. Der Abt goss ein
Glas starken süssen Raki ein und überreichte es mit Gesund-
heitswunsch. Diess süsse Gericht, was zu empfehlen ist, be-
schäftigte uns eine gute Weile, wir unterhielten uns, die
Mönche entfernten sich und wir gingen wieder an das Kamin.

Nach einiger Zeit wurde eine ganz ähnliche, aber bei wei-
tem grössere Scheibe gebracht, auf welcher die Gerichte
standen: eine Schüssel mit zwei zerschnittnen Hühnern, die
in Butter und Zwiebeln gedünstet waren, und eine andere mit
im Kloster bereiteten Nudeln, die man Maccaroni nannte, in
vielem Fett gedünstet; dazu wurde geharzter Wein gebracht
und Ein Glas. Der Abt trank zuerst, ein andrer machte
den Mundschenk und überreichte Jedem nach der Reihe das
•refüllte Glas mit einem Gesundheitswunsche, den Jeder mit
einer Höflichkeit, einem Glückwunsche erwiederte. Der Mund-
schenk war ein schöner Mann, wie man selten in den Klöstern
findet, er hatte eine offne freie Stirn, schön geformte grade
Nase, schönen braunen Bart, schönen Teint, aber seine klaren
Augen bekam man nicht ganz zu sehen, denn stets sah er vor
sich hin und niemanden grad ins Angesicht; er schenkte rasch
 
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