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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0866
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BLUMEN.

S35

rem Valerlande, Südamerika, werden die Schäfte bis zu 36
Fuss hoch, man benutzt sie dort und hier zum Bau von leich-
ten Hütten und Häusern; die feste, dünne, äussere Kinde
schliesst ein weisses, leichtes Mark ein, was von Entomolo-
gen geschätzt wird; nach der Blüthe stirbt die Pflanze ab.

— Die Wurzelblätter sind an 6 Fuss lang, sehr dick, flei-
schig, am Rande mit dornigen Zähnen besetzt und endigen
in einem starken, spitzigen Dorn, der als Waffe dienen kann,
mit ihm durchstachen sich die alten Mexikaner Arme, Beine
ü, s. w. als Bussübung. Die weitere Benutzung folgt.

In Mexiko wird die Agave Maguey genannt und in Menge culti-
virt, die getrockneten Blätter dienen zur Bedachung, die Stacheln als
Nägel; man bereitet feiner aus dem Bast der Blätter sehr starke

Stricke, die bereits im Handel vorkommen, auch eine Art Papier. _

Das gekochte Mark der Blätter kann gegessen und auch als Seife be-
nutzt werden. Wenn sich ein Blüthenschaft entwickeln will, was sehr
rasch geschieht, so schneidet man dort oft den Büschel der Centrai-
Blätter heraus; es sammelt sich nun hier all der Saft, der zur Bildung
des Schaftes und der Blüthen bestimmt ist und zwar so reichlich, dass
man 4 bis 5 Monate hindurch, täglich gegen 3 Preuss. Quart heraus-
schöpfen kann, er giebt durch Gährung ein weinartiges Getränk, Pul-
q u e; es wird ferner eine Art Branntwein daraus bereitet; auch einen Syrup
kann man aus diesem Safte kochen. — Diese Agave blühte das erstemal
in Europa, 1580 zu Toskana. Man nennt sie meist die hundertjährige
Aloe, obgleich sie bei gutem Stand in bei weitem kürzerer Zeit blüht.
Es wäre interessant, auszumitteln , wie sie nach Klemoutzi gekommen
ist, wahrscheinlich durch die Venetianer. die das nahe Castel gründeten,

— Bei Genua gebraucht man sie zu Einfassung der Felder, was aber
viel zu viel nützliches Land wegnimmt.

Hier ist diese Agave der Riese unter den Blumen; auf den mexi-
kanischen Gebirgen, in einer Höhe von 9 bis 10,000 Fuss, wächst aber
eine hierher gehörige, noch anschaulichere Gattung, die Fourcroya
longaeva Kurw. Sie bildet einen 40 Fuss hohen Stamm mit grossen
Agavenblättern, aus deren Mitte sich ein 30 bis 40 Fuss hoher Schaft
mit unzähligen Blüthen erhebt; sie bedarf wahrscheinlich 3 bis -iOOJahr,
ehe sie blüht!

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