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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0867

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836

BLUMEN.

ALOE perfoliata seil vulgaris "ß. 'AXüi], Altgr. und ngr.
Die gemeine Aloe.

Sie soll nach Dioskorides auf der Insel Andros wachsen.

Es werden mehrere der schön blühenden Aloe-Arten, die Afrika
angehören, besonders dem Vorgebirge der guten Hoffnung, auch in
Griechenland gedeihen wenigstens als Gartenzierden, wenn sie auch das
schon im Alterthum bekannte und berühmte bittre Arzneimittel, das
Gummi Aloes, nur von schlechterer Beschaffenheit liefern würden. Das
beste fliesst freiwillig aus, das geringere wird aus den Blattern gepresst,
diese sind mit einem sehr schleimigen , saftigen Marke erfüllt und Hin-
unter der Epidermis in besondern Gelassen findet sich der bräunlich-
gelbe, bittere, harzige Saft (Nces v. E.). Der Schaft von A. arbores-
cens wird 10 bis 12 Fuss hoch.

LILiüMJ Lilie.

L. candiditm 2J.. Kqlvov, Dioskor. Kqivo, neugr. Die
weisse Lilie. Aus dem Thal Tempe brachten sie die Alten
in die Gärten Griechenland'?, wo ihre Nachkommen heute
noch prangen.

Die Lilie war seit dem grauesten Alterthum Sinnbild der
Unschuld und Sittsamkeit, sie entstand aus der Milch der
Hera; Aphrodite Urania trug eine Lilie in der Hand; Lilien
und Veilchen waren Attribute der wahren Schönheit. Bei den
Römern war die Lilie auch Symbol der Hoffnung und darum
Bild eines Thronfolgers, es lässt daher Virgil in seiner Ae-
neis den Anchises ausrufen, als Marcellus, der dem Augustus
folgen sollte, in der Jugendbliithe gestorben war: „Bringt
Lilien mit vollen Händen." Auf den alten römischen Münzen
war eine Lilie mit den Worten Spes publica, Spes augusta,
Spes populi romani.

In Palästina wächst die Lilie häufig und am Tempel des Salomo
hatten die Spitzen der beiden Säuleu im Vorhofe die Form von Lilien
und die Leuchter im Heiligthum des Jehovah waren mit goldnen Lilien
verziert. — Thor, der Gott des Donners, wurde von den alten Sachsen
mit einer Krone von 12 Sternen abgebildet, in der Hechten hielt er einen
Blitz und in der Linken einen Scepter, der sich in eine Lilie endigte. —
So hatte die Lilie bei den Völkern der alten Welt hohe Bedeutung, die
vom Alterthum, wie so vieles bis auf unsre Zeiten überging. — Frank-
 
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